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Julia Collection Band 21

Titel: Julia Collection Band 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNNE GRAHAM
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Sonderbares.
    Cheryl Long? Die kichernde Brünette, die ihr derzeit zuarbeitete, sollte ihre Chefin werden? Pippa war wie betäubt. Immerhin hatte sie selbst seit fast drei Monaten das Ressort verantwortlich geleitet und die begründete Hoffnung gehabt, die Stellung auf Dauer zu behalten. Bis zu diesem Moment hatte sie nicht einmal geahnt, dass Cheryl sich um den Job beworben hatte.
    „Ich dachte, ich sage Ihnen das, bevor die Personalabteilung es Ihnen offiziell mitteilt“, fuhr Ricky im Tonfall eines Mannes fort, der unendliche Gewissensqualen auf sich genommen hatte, um ihr einen Gefallen zu erweisen.
    „Aber Cheryl hat keinerlei Qualifikationen und nur wenige Monate Erfahrung auf diesem Gebiet“, wandte Pippa verwirrt ein.
    „Frisches Blut bringt Schwung und neue Impulse in die Firma.“ Ricky sah sie so vorwurfsvoll an, dass sie errötete.
    Pippa kehrte an ihren Schreibtisch zurück – eine schlanke junge Frau mit traurigen blauen Augen und widerspenstigen kastanienroten Locken, die streng aus dem Gesicht gekämmt am Hinterkopf von einem Clip zusammengehalten wurden. Ich könnte es verkraften, gegen einen besseren Bewerber den Kürzeren zu ziehen, sagte sie sich nachdrücklich. Oder bin ich bloß eine schlechte Verliererin? Da ihr Gewissen ausgeprägter war als das der meisten Menschen, schämte sie sich zutiefst, weil sie fürchtete, der Neid könnte an ihr nagen. Offenbar verfügt Cheryl Long über Talente, die mir nicht aufgefallen sind, tröstete sie sich.
    Das angeregte Stimmengewirr um sie her erinnerte Pippa an die Party, die an diesem Abend zu Ehren von Andreo D’Alessio veranstaltet wurde. Sie unterdrückte ein Seufzen. Sie machte sich nichts aus Partys, und noch weniger mochte sie Betriebsfeste. Doch nun, da man ihr den Job verweigert hatte, von dem sie naiverweise geglaubt hatte, sie hätte ihn bereits in der Tasche, musste sie sich auf dem Fest zeigen, sonst dachten die Kollegen womöglich, sie würde Cheryl das Glück missgönnen.
    Cheryl würde ihre Chefin werden. Pippa schluckte trocken. Gütiger Himmel, hatte sie irgendwo so gründlich gepatzt, dass sie ihre Aufstiegschancen ruiniert hatte? Falls dem so war, warum hatte man ihr nichts gesagt oder sie zumindest auf ihren Fehler hingewiesen? Cheryl würde ihre Chefin werden. Cheryl, die Pippa mehrmals wegen ihrer übertrieben langen Mittagspausen und schlechten Arbeit hatte tadeln müssen? Cheryl, die den halben Tag mit Schwatzen zu verbringen schien und den Rest der Zeit mit jedem verfügbaren Mann flirtete? Cheryl, die glücklicherweise heute frei hatte …
    Pippa versank immer tiefer in einen Schockzustand. Sie war von der Vorschule bis zum Universitätsabschluss streng kontrolliert worden, und stets hatte man von ihr überragende Ergebnisse verlangt. Rückschläge oder Versagen jeglicher Art stürzten sie daher in schreckliche Selbstvorwürfe und Zweifel. Irgendwie, irgendwo hatte sie die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt, davon war sie überzeugt …
    „Ich wünschte, er würde sich häufiger in der Öffentlichkeit zeigen und wir hätten ein besseres Foto von ihm.“ Jonelle, eine der Sachbearbeiterinnen, seufzte verzückt auf. „Wir werden ja sehen, ob er seinem außergewöhnlichen Ruf gerecht wird, wenn er heute Abend leibhaftig auf der Party erscheint.“
    Ihre Kollegin kicherte. „Es heißt, er habe seiner letzten Freundin diamantenbesetzte Handschellen gekauft …“
    Pippa brauchte nicht zu fragen, um wen sich die Diskussion drehte. Andreo D’Alessios Eskapaden als internationaler Playboy, Finanzgenie und Frauenheld waren allesamt ausführlich dokumentiert, obwohl er sich redlich bemühte, nicht fotografiert zu werden. Sie lächelte verächtlich. Der Mann, der ihr mit Diamanten besetzte Handschellen schenkte, würde sich gleich darauf beim Fallschirmspringen wiederfinden – allerdings ohne Fallschirm. Allerdings würde ihr wohl nie ein Mann irgendein wie auch immer geartetes Sexspielzeug mit Diamanten verehren, und sie war zum Glück nicht der Typ, der das andere Geschlecht zu solch perversen Präsenten inspirierte. Es bereitete ihr bereits Übelkeit, mit anhören zu müssen, wenn andere Frauen von einem Mann schwärmten, für den sie nichts anderes waren als ein amüsanter Zeitvertreib.
    „Ich wette, er ist ein absoluter Schatz.“ Jonelles hübsches Gesicht wirkte plötzlich verträumt. „Ein Wahnsinnsmann …“
    „Und ich wette, er ist klein und dick wie sein verstorbener Vater“, warf Pippa ironisch ein.

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