Julia Collection Band 21
„Die Publicity meidet er nur, weil es ihm gefällt, wenn man ihn für größer und attraktiver hält, als er tatsächlich ist.“
„Vielleicht ist der arme Kerl es einfach leid, ständig wegen seiner Millionen gejagt zu werden“, erwiderte Jonelle missbilligend.
„Und vielleicht würde man ihn gar nicht jagen, wenn er keine hätte“, spottete Pippa.
Am späten Vormittag wurde sie zu einem Personalgespräch gerufen. Zum zweiten Mal wurde ihr mitgeteilt, dass ihre Bewerbung um die Position des Finanzmanagers abgelehnt worden war. Obwohl sie Ricky Brownlow für die Vorwarnung insgeheim dankbar war, wunderte sie sich über seine Geste. Als sie sich erkundigte, ob es irgendwelche Beschwerden über ihre Arbeit gegeben habe, beeilte sich der ältere Mann, sie zu beruhigen.
„Und das spricht für Sie, wenn man die Ereignisse der letzten Monate bedenkt“, fuhr der Personalchef mitfühlend fort.
Bei dieser Anspielung auf den Tod ihres Vaters im Frühjahr senkte Pippa den Kopf. „Zum Glück hatte ich meine Arbeit, um mich abzulenken.“
„Ist Ihnen klar, dass Sie seit mehreren Jahren keinen Urlaub mehr hatten?“
Sie zuckte die Schultern. „Ja.“
„Ich wurde gebeten, dafür zu sorgen, dass Sie vom Ende des Monats an mindestens drei Wochen im Stück nehmen.“
„Drei Wochen?“, wiederholte sie fassungslos.
„Ich wurde außerdem ermächtigt, Ihnen eine Auszeit von sechs oder zwölf Monaten anzubieten.“
„Eine Auszeit? Ist das Ihr Ernst?“, rief sie entsetzt.
Unbeeindruckt von Pippas schockierter Reaktion begann er, fast lyrisch von den Vorzügen einer längeren Arbeitspause zu schwärmen. Er erinnerte sie daran, dass sie unmittelbar nach dem Schulabschluss das Studium begonnen und wenige Tage nach dem Examen ihren Job bei Venstar angetreten hatte.
„Sie sind noch lange nach Feierabend im Büro …“
„Aber ich arbeite gern spät.“
„Trotzdem bin ich sicher, dass Sie den Stressabbau während Ihres Urlaubs genießen und die Möglichkeit in Betracht ziehen werden, die Ferien zu verlängern. Bedenken Sie nur, wie erfrischt Sie dann an Ihren Arbeitsplatz zurückkehren würden.“
Stressabbau? Pippa überlegte, ob sie deshalb die Beförderung nicht bekommen hatte. Wirkte sie gestresst auf die Kollegen? Reizbar? Oder mangelte es ihr an Führungsqualitäten? Es musste doch einen Grund für ihr Scheitern geben. Wie auch immer, man ließ ihr nicht einmal die Wahl, ob sie Urlaub nahm oder nicht, und das machte sie nervös. Warum jetzt und nicht vorher? Befürchtete man, sie würde sich vielleicht den veränderten Verhältnissen in der Finanzabteilung nicht so gut anpassen?
Zutiefst verunsichert über den Verlust jeglichen Selbstvertrauens arbeitete sie die Mittagspause durch, und als sie gegen drei aufblickte, bemerkte sie verwundert, dass die Tische ringsum leer waren.
„Wo sind die anderen?“, fragte sie Ricky Brownlow, der an der Tür zu seinem Büro auftauchte.
„Sie sind früher gegangen, um sich für die Party zurechtzumachen. Sie sollten auch nach Hause fahren.“
Pippa unterbrach nur ungern ein Projekt, aber dann dachte sie an die Ereignisse des Tages und den Urlaub, den man ihr aufgedrängt hatte. Es war eine schmerzliche Lektion über die Tatsache gewesen, dass sie nicht unentbehrlich war. Sie stand auf und nahm ihre Tasche. Erst als sie unten in der Halle war, merkte sie, dass es draußen in Strömen regnete und sie bei ihrem überstürzten Aufbruch ihren Mantel vergessen hatte.
Da sie keine Lust hatte, auf den Lift zu warten, lief sie die Treppe hinauf. In der Finanzabteilung war es still. Sie wollte gerade ihren Mantel aus dem Schrank holen, als Ricky Brownlows Stimme aus seinem Büro drang.
„Als ich in Neapel war, hat Andreo D’Alessio sehr deutlich gemacht, dass er schöne und sinnliche Frauen in seiner Umgebung wünscht“, erklärte Ricky scheinbar betrübt. „Er warf einen entsetzten Blick auf das Foto unserer Pippa Platt, und es war klar, dass sie seinen Ansprüchen an eine Führungskraft niemals genügen würde. Deshalb habe ich Cheryls Bewerbung unterstützt. Okay, Cheryl ist nicht so qualifiziert, aber sie ist wesentlich ansehnlicher …“
Pippa war wie gelähmt. Pippa … Pippa Platt?
„Pippa Stevenson ist eine ausgezeichnete Angestellte“, entgegnete eine andere Männerstimme kalt. Sie gehörte einem der älteren Manager.
„Sie ist in einem Hinterzimmer zweifellos gut aufgehoben, aber selbst ihre beste Freundin würde sie nicht als Augenweide bezeichnen.
Weitere Kostenlose Bücher