Julia Collection Band 22
war eine merkwürdige Frage, aber in seinem Gesicht stand echte Sorge geschrieben. „Auch darüber brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Ich bin weder verheiratet noch liiert und habe auch nicht vor, daran etwas zu ändern.“
„Ich wollte nicht neugierig sein.“
„Kein Problem. Genau genommen freue ich mich darauf, eine allein erziehende Mutter zu sein.“
Hunter wollte anscheinend noch etwas sagen, doch in diesem Moment kam Corey zu ihnen und ließ sich auf den Stuhl neben Callie fallen. „Haben wir schon genügend Reue gezeigt, um wieder Kekse zu bekommen, oder müssen wir noch ein wenig mehr zu Kreuze kriechen?“
Callie sah den sympathischen jungen Mann an und lachte. „Nein, ich werde euch wohl verzeihen und noch ein paar Schokoladenkekse spendieren.“
„Wenn Sie mich entschuldigen. Ich werde mir mal mein Büro anschauen“, sagte Hunter plötzlich und marschierte hinaus.
Callie starrte ihrem neuen Chef hinterher und fragte sich, was diesen jähen Stimmungswandel hervorgerufen hatte. Als sie ihn auf dem Flugplatz kennen gelernt hatte, war er noch liebenswürdig und offen gewesen. Doch innerhalb von wenigen Minuten war er auf einmal nachdenklich und ernst geworden. Fürchtete er etwa, dass sie ihren Job nicht vernünftig erledigen würde?
Sie stand auf und wollte ihm in sein Büro folgen und ihn überzeugen, dass sie trotz ihrer Schwangerschaft durchaus in der Lage war, ihren Pflichten nachzugehen, als das Funkgerät zu quäken begann.
„Sieht so aus, als müsstet ihr wieder raus“, meinte Mary Lou und marschierte zu ihrer Anlage.
Noch während Callie dem Polizisten der Highway-Streife lauschte, der von einem Unfall auf dem Interstate 10 berichtete, machten sie, George und Corey sich rasch fertig. „Sag ihm, dass wir auf dem Weg sind.“
„In etwa fünfzehn Minuten sind wir da“, rief George.
„Halt den Eintopf warm“, fügte Corey hinzu.
Aus dem Augenwinkel sah Callie Hunter zurückkommen. Sein besorgter Gesichtsausdruck verstärkte ihre Entschlossenheit, ihn zu beruhigen. Aber das Gespräch würde warten müssen. Ob er nun glaubte oder bezweifelte, dass sie ihren Job erledigen konnte, auf jeden Fall musste sie sich jetzt erst einmal um das Unfallopfer kümmern, denn einen Patienten ließ man niemals im Stich.
Schweißgebadet erwachte Hunter plötzlich, schwang die Beine über die Bettkante und setzte sich auf. Die Ellenbogen auf die Knie gestützt, vergrub er den Kopf in den Händen und versuchte, die Bilder des Albtraums zu vertreiben.
Fast sechs Monate lang hatte er nicht mehr von dem Unfall geträumt. Aber heute waren die Bilder wieder so verstörend gewesen wie damals bei dem Absturz selbst. Er und seine Verlobte Ellen Reichert, Assistenzärztin am Mount-Sinai-Krankenhaus in Miami, waren nach Zentralamerika geflogen, um Medikamente in ein paar abgelegene Dörfer zu bringen, die von einem Tornado heimgesucht worden waren. Alles an der Reise war routinemäßig und völlig ereignislos verlaufen, bis Hunter den Landeplatz ihrer letzten Station hatte anfliegen wollen. Innerhalb von wenigen Minuten hatte sich sein Leben für immer verändert.
Der Öldruck des Hubschraubers war plötzlich gesunken, und bevor Hunter den Helikopter sicher zu Boden hatte bringen können, fiel der Motor aus. Hunter konnte sich kaum erinnern, was dann geschehen war. Er wusste nur noch, dass er vergeblich versucht hatte, den Hubschrauber wieder unter Kontrolle zu bringen. Erschreckend schnell hatte sich die Maschine zu einer Seite geneigt und war dann auf die Erde gekracht.
Hunters erster Gedanke hatte Ellen gegolten. Er wollte sicherstellen, dass es ihr gut ging, und dann dafür sorgen, dass sie den Helikopter so schnell wie möglich verließen. Aber das Blut in seinen Adern gefror im Nu zu Eis, als er ihren Namen rief und keine Antwort bekam. Er legte seine Finger auf ihren Hals und ertastete einen schwachen Puls. Hastig öffnete er ihren Sicherheitsgurt und trug Ellen vorsichtig nach draußen, weg von dem Flugzeugwrack.
Aber als Ellen kurz darauf das Bewusstsein wiedererlangt hatte, war ihnen beiden klar gewesen, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte. Hunter hatte die Verzweiflung gepackt. Ellen erzählte ihm mit letzter Kraft, dass sie auf den perfekten Zeitpunkt gewartet hätte, um ihm zu verraten, dass sie schwanger war. Mit ihrem letzten Atemzug sagte sie, wie sehr sie ihn liebte und wie leid es ihr täte, dass sie gehen müsste. Dann hatte sie die Augen geschlossen und war
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