Julia Collection Band 22
gestorben.
Für Hunter war eine Welt zusammengebrochen.
In der folgenden Untersuchung fand man heraus, dass der Unfall durch einen Maschinenschaden verursacht worden war, den Hunter nicht hätte verhindern können. Aber noch am selben Tag hatte er die Fliegerei an den Nagel gehängt und sich fünf Jahre lang mühsam mit anderen Jobs durchgeschlagen. Die ganze Zeit über hatte er sich schuldig gefühlt, weil er mit ein paar leichten Kratzern und Blessuren davongekommen war, während die Frau, die er geliebt hatte, mit ihrem gemeinsamen ungeborenen Kind hatte sterben müssen. Endlose Stunden hatte er jedes Detail des Unfalls noch einmal überdacht und sich gefragt, ob er irgendetwas hätte anders machen können – irgendetwas, was Ellens Verletzungen verringert und sie am Leben erhalten hätte. Aber sosehr er auch grübelte, er fand nichts, womit er das tragische Ende hätte verhindern können.
Er holte tief Luft und versuchte noch einmal, die unangenehmen Erinnerungen in den hintersten Winkel seines Gedächtnisses zu verbannen. Natürlich wusste er, warum dieser schreckliche Albtraum ihn auf einmal wieder heimgesucht hatte, und es überraschte ihn auch nicht. Nachdem er herausgefunden hatte, dass Callie schwanger war, hatte er an nichts anderes denken können als daran, dass er erneut für das Leben einer Frau und das ihres ungeborenen Kindes verantwortlich war. Obwohl sie nicht zu seinem Team gehörte, war es seine Aufgabe als ihr Arbeitgeber, für ihre Sicherheit zu sorgen.
Glücklicherweise war Callies Schicht zu Ende gewesen, nachdem das Evac-II-Team das Unfallopfer ins Krankenhaus von El Paso geflogen hatte. Das gab ihm vier Tage Zeit, um überzeugende Argumente zu finden, damit sie am Boden blieb. Und solange ihre Crew nicht bei einem weiteren Notfall Evac III unterstützen musste, waren sie und ihr Baby in Sicherheit.
Jetzt musste Hunter nur noch einen Weg finden, damit es auch so blieb.
„Eine Sekunde!“, rief Callie. Irgendjemand klopfte so heftig an ihre Haustür, als wolle er sie im nächsten Moment aus den Angeln heben. Sie wischte sich die mehlbestäubten Hände an der Schürze ab, drehte den CD-Player leiser und lief zur Tür. „Was ist denn so wichtig, dass …“
Es verschlug ihr die Sprache, als sie Hunter O’Banyon auf ihrer winzigen Veranda stehen sah. Er war wirklich einer der attraktivsten Männer, die ihr je über den Weg gelaufen waren. Er trug ein schwarzes T-Shirt und ausgeblichene Jeans. Beides saß wie eine zweite Haut und betonte die breiten Schultern und die schmalen Hüften. Beim Anblick seiner muskulösen Oberarme überlief sie eine wohlige Gänsehaut.
Callie rief sich zur Ordnung. Was war nur los mit ihr? Und warum, zum Teufel, verschlang sie den Mann mit den Augen, als wäre er ein leckerer Nusstaler mit reichlich Schokoladenguss?
„Alles in Ordnung?“ Hunter sah sie besorgt an.
„Na…“ Sie schluckte. „Natürlich. Wieso?“ Abgesehen von den peinlichen Tatsachen, dass sie die Haare nachlässig zusammengesteckt hatte, dass ihr T-Shirt und die Shorts zu ihren ältesten Kleidungsstücken zählten und dass sie über und über mit Mehl bedeckt war, war doch alles in bester Ordnung.
„Ich habe fast fünf Minuten an die Tür geklopft, bevor Sie aufgemacht haben. Ich fürchtete schon, es wäre etwas passiert.“ Er fuhr sich nervös durchs Haar. „Haben Sie ein paar Minuten Zeit? Wir müssen reden.“
Callie wunderte sich. Was wollte er denn mit ihr bereden? Und warum musste er ausgerechnet kurz nach einem Telefonat mit ihrer Mutter auftauchen?
Seit sie ihrer Mutter erzählt hatte, dass sie schwanger war, musste sie sich mindestens einmal die Woche die Frage anhören, wer der Vater des Kindes sei und warum sie sich so beharrlich weigerte, die Identität des Mannes preiszugeben. Diese Anrufe nervten Callie immer dermaßen, dass sie, noch bevor sie den Hörer aufgelegt hatte, die Zutaten für ihre Lieblingskekse aus den Schränken geholt hatte.
Manche Frauen putzten das Haus, wenn sie sich aufregten. Callie backte.
„Haben Sie etwas dagegen, wenn ich hereinkomme?“, fragte Hunter und riss Callie aus ihren Gedanken.
„Entschuldigung. Natürlich nicht.“ Sie machte einen Schritt zur Seite, damit er in ihr kleines Häuschen treten konnte. „Ich bin gerade dabei, ein paar – oh, nein! Meine Kekse!“ Ihr fielen die Erdnussbutterkekse ein, die sie in den Ofen geschoben hatte, bevor sie das Klopfen an der Tür gehört hatte. Hastig rannte sie in die Küche,
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