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Julia Collection Band 22

Julia Collection Band 22

Titel: Julia Collection Band 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KATHIE DENOSKY
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aus reinem Selbsterhaltungstrieb mieden und nicht, weil sie keinen Kaffee mochten.
    „Dies hier ist Ihr Büro“, teilte Mary Lou ihm mit, als sie auf dem Weg zum hinteren Ende des Gebäudes an einer Tür vorbeikamen. Sie deutete auf die Tür gegenüber und fügte hinzu: „Und dies ist der Raum, den das Dienst habende Team zum Schlafen nutzt. Wir haben drei Rettungsmannschaften, die rund um die Uhr in Bereitschaft sind – jede Crew ist zwei Tage und Nächte im Dienst und hat dann vier Tage frei. Während der ersten beiden Tage, die eine Mannschaft freihat, ist sie noch in Rufbereitschaft, falls es einmal zwei Notfälle gleichzeitig geben sollte.“
    „Was ist mit Ihnen? Zu welchen Stunden arbeiten Sie?“
    „Ich bin auch rund um die Uhr hier. Wenn ich mich nicht um die Organisation kümmere, koche ich und erteile Ratschlage, denen niemand Gehör schenkt.“ Sie lachte, als sie auf eine Tür neben dem Aufenthaltsraum für die Crew deutete. „Das ist mein Zimmer. Ich habe eine Alarmglocke installieren lassen, die mich weckt, wenn es einen nächtlichen Notfall gibt oder ich mich tagsüber mal hingelegt habe.“
    Hunter runzelte die Stirn. „Wer vertritt Sie, wenn Sie Ihren freien Tag haben?“
    Sie marschierte weiter zu einer Tür am Ende des Ganges. „Bei den seltenen Gelegenheiten, wenn ich mal einen Tag freinehme, übernimmt einer aus der Crew, die gerade keinen Dienst hat, meine Arbeit.“
    „Sie haben keinen regulären, festgelegten freien Tag?“ Das gefiel Hunter gar nicht. Abgesehen davon, dass Emerald Mary Lou ausnutzte, fragte er sich, ob es überhaupt legal war, dass jemand so viel arbeitete.
    „Nun machen Sie sich mal nicht ins Hemd, Junge“, erklärte Mary Lou, die anscheinend schon wieder seine Gedanken gelesen hatte. „Ich habe keine Familie, und die Arbeit hier macht mich glücklich und hält mich in Schwung. Was ich tue, macht mir Spaß, also kommen Sie nicht auf die Idee, mir einen freien Tag aufzuzwingen, denn den würde ich sowieso nicht nehmen.“ Sie öffnete die Tür zu einem weiteren Zimmer und deutete dann auf seinen Koffer. „Haben Sie all Ihr Zeug darin?“
    Er nickte. „Meine restlichen Sachen habe ich einlagern lassen, bis ich in Devil’s Fork ein richtiges Dach über dem Kopf gefunden habe.“
    „Sehr vernünftig.“ Mary Lou nickte zustimmend. „Dann packen Sie in Ruhe aus, während ich Evac II anfunke, um zu hören, wie es der Patientin geht und wann die Crew wieder hier eintrifft.“
    Hunter starrte Mary Lou hinterher, als sie den Gang entlangmarschierte. Ihr schien es gar nichts auszumachen, dass sie hier arbeitete, ohne die ihr zustehenden freien Tage zu bekommen. Das musste er auf jeden Fall überprüfen. Es ging ja nicht nur um die gesetzlichen Regelungen. Er musste auch ihr Alter und ihre Gesundheit im Auge behalten. Sie wirkte zwar wie ein Dynamo mit unerschöpflicher Energie, aber rund um die Uhr zu arbeiten wäre schon für einen jüngeren Menschen ziemlich hart gewesen, für eine Frau von fast siebzig Jahren aber war es eigentlich undenkbar.
    Er legte den Koffer auf das Bett, um seine Sachen auspacken zu können, und beschloss, sich möglichst bald um verschiedene Dinge zu kümmern. Zum einen wollte er für alle Angestellten neue Arbeitskleidung bestellen, und zum anderen würde er sich das Arbeitsrecht von Texas genauer anschauen müssen.
    Er machte den Koffer auf und sah sich um. Zum Glück reiste er immer mit wenig Gepäck. Das Zimmer war kaum groß genug für das Bett, die kleine Kommode und den Nachtschrank. Für mehr als seine Kleidung wäre gar kein Platz gewesen.
    Aber er brauchte auch nicht viel. Während der vergangenen fünf Jahre war es ihm völlig gleichgültig gewesen, wie geräumig seine Unterkunft gewesen war oder wo sie sich befand. Er hatte jeden Tag hart auf dem Bau gearbeitet, bis er zu müde gewesen war, um nachzudenken oder sich zu erinnern, und dann hatte er lediglich einen Platz zum Schlafen, Duschen und Umziehen gebraucht. Wenn er Glück hatte, dann gab es auch hier genügend Arbeit, damit er gar nicht erst wieder ins Grübeln kam.
    Als er das Geräusch eines landenden Hubschraubers hörte, ging er den Flur entlang zurück ins Büro. „Die waren ja nicht lange weg.“
    „Stimmt“, antwortete Mary Lou. „Juanita Rodriguez hat gedacht, die Wehen hätten eingesetzt, aber es war falscher Alarm.“ Lächelnd fügte sie hinzu: „Sie ist erst neunzehn, und es ist ihre erste Schwangerschaft. Sie und ihr Mann Miguel haben Angst, dass sie es

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