Julia Collection Band 22
meint, wir werden in fünf Minuten in Devil’s Fork landen.“
Hunter seufzte leise. „Ich bin gleich da.“
„Du brauchst mich nicht abzuholen.“ Er konnte sich vorstellen, wie sie abwehrend mit ihrer juwelenbesetzten Hand wedelte. „Ich habe veranlasst, dass man eine Limousine von Odessa aus schickt, die mich zu euch fährt.“
„Dann sehen wir uns ja gleich“, meinte er und ergab sich seinem Schicksal, das ihm einen Nachmittag mit seiner herrschsüchtigen Großmutter bescherte.
Fünfzehn Minuten später, als Hunter nach draußen trat, um die Limousine auf dem Parkplatz in Empfang zu nehmen, sah er Emeralds Assistenten Luther Freemont die Tür des eleganten schwarzen Wagens aufhalten. „Hallo, Luther. Wie geht’s?“
„Sehr gut, Sir“, antwortete der Mann so steif und förmlich wie immer. Sobald er Emerald aus dem Wagen geholfen hatte, nickte er Hunter kurz zu. „Nett, Sie wiederzusehen, Sir.“
Als seine Großmutter sich bei Hunter unterhakte und mit ihm auf das Gebäude zuging, bemerkte Hunter, dass ihr Assistent wieder ins Auto stieg. „Meinst du, dass du den alten Luther hier so ganz allein lassen kannst? Schließlich ist dieser Ort hier weit entfernt von einem anständigen Büro.“
„Der arme Luther ist ein sehr ordentlicher Gentleman und sehr an seine Routine gewöhnt.“ Emerald lachte. „Er weiß nicht so recht, was er von dir und deinen Brüdern halten soll.“
„Das beruht auf Gegenseitigkeit.“
„Und er weiß auch nicht, was er vom Südwesten von Texas halten soll.“
Hunter öffnete die Tür und wartete, bis seine Großmutter hineingegangen war, bevor er ihr folgte. „Ist Luther immer so zugeknöpft?“
Als sie lachte, funkelten ihre silbergrauen Augen fröhlich. „Ja, er ist immer sehr förmlich.“
„Ich wette, dass er als Kind ein großer Spaßvogel war“, witzelte Hunter und führte Emerald in den Hangar.
Er stellte sie dem Dienst habenden Team vor, ohne jedoch zu erwähnen, dass sie seine Großmutter war, und ging dann weiter mit ihr in sein Büro.
„Wo ist Mary Lou?“, fragte sie, als sie sich auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch niederließ.
„Als sie hörte, dass du vorbeischauen würdest, ist sie sofort in die Stadt gefahren, um ein paar Erfrischungen zu besorgen. Sie wird gleich zurück sein.“
Während sie sich über den Schreibtisch hinweg anstarrten, dachte Hunter, wie fehl am Platz Emerald aussah. Sie strahlte eine professionelle Eleganz aus, die von ihren perfekt gestylten silbergrauen Haaren bis zu den Sohlen ihrer italienischen Pumps reichte. Seine Büroausstattung war Lichtjahre entfernt von der Opulenz, mit der sie sich in ihrer Firmenzentrale umgab.
„Vor ein paar Monaten, als du erfahren hast, dass ich deine Großmutter bin, und ich dir von deinem Vater erzählt habe, da hast du deine Gefühle nicht so offen gezeigt wie deine Brüder Caleb und Nick.“
Sie schenkte ihm einen Blick, der in einem Besprechungsraum vermutlich die meisten ihrer Mitarbeiter total eingeschüchtert hätte. Aber er war keiner ihrer loyalen Untergebenen, und er wusste sich im Heimvorteil. „Ich bin hier, damit wir ein paar Sachen zwischen uns klären können“, verkündete sie.
„Ist das nötig?“, fragte er, bevor er sich eines Besseren besinnen konnte. Er bezweifelte, dass Emerald wirklich hören wollte, was er davon hielt, dass sie sich in sein Leben einmischte.
„Ja.“ In ihrer Stimme schwang eiserne Entschlossenheit mit. „Ich bin sicher, dass du gern wissen möchtest, warum ich darauf bestanden habe, dass deine Mutter die Identität deines Vaters geheim hält, bis ich selbst den geeigneten Zeitpunkt für gekommen hielt, um dich aufzuklären.“
Er funkelte die Frau an, die er bis vor drei Monaten nur aus Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln gekannt hatte. Es missfiel ihm, nach ihrer Pfeife tanzen zu müssen. Doch vor seiner Abreise aus Miami hatte seine Mutter ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass die Opfer, die sie gebracht hatte, um ihm sein Erbe zu sichern, völlig umsonst gewesen wären, wenn er Emeralds Angebot, einen ihrer Betriebe zu leiten, nicht annahm.
Hunter presste die Lippen zusammen. „Ich habe noch immer Probleme damit. Welches Recht hattest du, meine Mutter dazu zu bringen, ein Dokument zu unterzeichnen und ihr damit zu verbieten, den Namen des Vaters ihres Kindes preiszugeben? Nicht einmal mir durfte sie es verraten.“
„Ich weiß, dass du wütend darüber bist, wie ich die Sache gehandhabt habe“, sagte Emerald geduldig.
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