Julia Collection Band 22
konnte. „Hallo?“
Absolute Stille.
„Ist da jemand?“, fragte sie ungeduldig.
„Wer ist dran?“, fragte Caleb schlaftrunken.
Alissa schnappte überrascht nach Luft, als sie zu dem anderen Bett sah. Offensichtlich hatte sie doch länger geschlafen, als ihr bewusst gewesen war. Caleb war nicht nur schon ins Zimmer zurückgekehrt, sondern hatte anscheinend genauso tief geschlafen wie sie.
„Miss Merrick?“
„Ja.“ Sie schaute auf die Digitaluhr auf dem Nachttisch. „Wer ist da, und warum rufen Sie nachts um zwei Uhr hier an?“
„Hier ist Clarence Norton, A.J. … Miss Merrick. Es tut mir leid, wenn ich Sie geweckt habe“, sagte der Angestellte der Sicherheitsabteilung von „Skerritt and Crowe“ entschuldigend. „Die Rezeption sollte mich mit dem Zimmer von Mr. Walker verbinden.“
„Gibt es ein Problem?“
„Vor circa einer Stunde hat es auf der Polizeiwache ein Alarmsignal aus unserer Firma gegeben“, erklärte er. „Man hat mich angerufen, damit ich aufschließe und die Polizei das Gebäude gründlich durchsuchen kann.“
Inzwischen hellwach, fragte Alissa: „Ist eingebrochen worden?“
„Nein“, versicherte Clarence ihr, „aber die Alarmanlage ist angesprungen und …“
„Was ist los?“ Caleb warf die Bettdecke zur Seite und setzte sich auf die Bettkante. „Gib mir das Telefon.“
Alissa legte einen Finger auf den Mund, um ihn zum Schweigen zu bringen, doch es war zu spät. Clarence hatte Calebs Stimme bereits gehört.
„Ist … ist das Mr. Walker?“ Seinem Tonfall nach zu schließen, war der Sicherheitsmitarbeiter völlig entsetzt.
Als Caleb nach dem Hörer griff, während Clarence auf der anderen Seite der Leitung vor sich hin stammelte, übergab Alissa das Telefon ohne ein weiteres Wort.
Ihr schlimmster Albtraum war Wirklichkeit geworden. Clarence Norton war das größte Klatschmaul in ganz Albuquerque. Wenn sie und Caleb übermorgen ins Büro zurückkehrten, dann würde jeder bei „Skerritt and Crowe“ wissen, dass sie die Nacht zusammen verbracht hatten.
4. KAPITEL
Caleb schaute zu der schweigsamen Frau auf dem Beifahrersitz. Alissa hatte zwar all seine Fragen höflich beantwortet, ansonsten aber nicht mehr als eine Hand voll Worte mit ihm gewechselt seit dem Kuss gestern Abend. Sie hatten sich zuvor mit den zwei potenziellen Kunden getroffen, und Alissa hatte freundlich und kompetent mögliche Finanzstrategien und Investmentpläne mit ihnen diskutiert. Aber sobald sie beide allein waren, gab sie keinen Pieps mehr von sich.
„Ich bin überzeugt, dass wir Mr. Sanchez und Mrs. Bailey als Kunden gewinnen konnten“, sagte er und versuchte noch einmal, sie aus der Reserve zu locken.
Sie nickte. „Scheint so.“
„Werden Sie sich persönlich um die beiden kümmern oder sie an jemand anderen abgeben?“ Weil sie sich beharrlich geweigert hatte, ihn zu duzen, war er ebenfalls wieder zum Sie übergegangen.
„Vermutlich werde ich Richard Henshaw oder Marla Davis damit betrauen.“
Als sie erneut in Schweigen verfiel, seufzte Caleb frustriert auf. „Reden Sie mit mir, Alissa. Sagen Sie mir, warum Sie mich mit Schweigen strafen. Ist es wegen gestern Abend?“
Sie nickte, blickte aber weiterhin starr geradeaus. „Ich muss einfach dauernd an Clarences Anruf denken und an all die Gerüchte, die heute im Büro die Runde machen werden.“
„Sie machen sich Sorgen um das Gerede im Büro?“, fragte er ungläubig. Er hatte so gut wie gar keinen Gedanken mehr an diesen Anruf verschwendet, sondern nur an den Kuss denken können. Man könnte es fast als Untertreibung bezeichnen, wenn man sagte, dass Alissa ihn komplett umgehauen hatte.
„Machen Sie sich keine Gedanken deshalb?“ Sie sah ihn an, als wäre er ein Außerirdischer. „Clarence Norton ist die größte Klatschtante diesseits des Mississippi, und er wird die Tatsache, dass ich um zwei Uhr morgens in Ihrem Zimmer gewesen bin, nicht unkommentiert lassen. Ich bin sicher, dass er inzwischen jedem, der er es hören wollte, erzählt hat, dass wir miteinander geschlafen haben.“
„Genau genommen haben wir zusammen geschlafen“, meinte Caleb lächelnd. „Nur nicht im selben Bett.“ Es war dunkel im Pick-up, doch Caleb hätte wetten können, dass Alissas Wangen sich auf bezaubernde Weise gerötet hatten, und er wünschte wirklich, er könnte sie sehen.
„Das stimmt natürlich. Aber glauben Sie ernsthaft, dass uns das jemand abnehmen wird?“, fragte sie.
„Vielleicht.“ Er zuckte mit den Schultern.
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