Julia Collection Band 22
sich an Alissa. „Ich vermute, Sie haben mitbekommen, dass wir vor vier Uhr in der Frühe nirgendwo hinfahren.“
Sie sah noch blasser aus als kurz zuvor, als sie nickte und zur Beifahrertür ging. „Ich glaube, einer von uns muss mit Murphy verwandt sein.“
„Wer zum Teufel ist Murphy?“
„Ich weiß es nicht genau, aber sein Gesetz hat uns während der gesamten Reise das Leben schwer gemacht.“
„Ach ja, Murphys Gesetz. Alles was schiefgehen kann, geht schief – und zwar im unpassendsten Moment.“ Er half ihr in den Wagen. „Na ja, es hätte noch schlimmer kommen können.“
Sie sah ihn an, als wäre er verrückt geworden. „Was, bitte schön, hätte denn noch schlimmer kommen können?“
Er grinste. „Wir hätten liegen bleiben können, bevor oder nachdem wir auf dem Parkplatz waren.“
„Schwacher Trost“, meinte sie und setzte sich. „Wir sind trotzdem gestrandet.“
„Ja, aber zumindest sind wir auf einem Rastplatz, auf dem es Automaten gibt.“ Er deutete mit dem Daumen über die Schulter. „Ich gehe mal nachschauen, ob es dort auch Mineralwasser gibt. Möchten Sie eins?“
Sie nickte. „Danke.“
Während Caleb hinüber zu den Automaten ging, atmete Alissa tief ein und aus. Wie viel Unheil konnte eine Frau ertragen, bevor sie den Verstand verlor?
Ihre Reaktion gestern auf Calebs Kuss hatte sie schon mehr als gestresst. Als dann noch die Sache mit dem Anruf des Sicherheitsdienstes passiert war, hatte sie den Rest der Nacht wachgelegen, sich hin und her gewälzt und sich ausgemalt, wie die Gerüchte sich in Windeseile im Büro verbreiten würden. Und jetzt sollte sie noch eine weitere Nacht in der gefährlichen Gegenwart von Caleb verbringen.
Während sie ihn dabei beobachtete, wie er Wasserflaschen aus dem Automaten zog und dann zurück zum Wagen kam, spürte sie einmal mehr diesen Anflug von Erregung. Er sah so verflixt gut aus mit seinem sportlichen Jackett, dem weißen Hemd und der Jeans. Bei einigen Männern würde diese Kombination einfach nicht passen. Doch Caleb stand sie gut, und er sah unglaublich sexy aus. Und sie musste zugeben, dass die Aussicht, noch mehr Zeit mit ihm zu verbringen, alles andere als unangenehm war. Schließlich war er intelligent, man konnte gut mit ihm reden, und er besaß Humor. Und er konnte so fantastisch küssen!
Alissa errötete, und sie musste sich zwingen, wieder ruhig zu atmen. Je länger sie mit Caleb zusammen war, desto besser wollte sie ihn kennen lernen, desto mehr sehnte sie sich nach einem weiteren Kuss von ihm. Und genau das war das Problem.
Du lieber Himmel, sie arbeiteten zusammen! Es war absolut nicht ratsam, mehr Zeit mit ihm verbringen zu wollen. Und sie sollte sich ganz bestimmt nicht nach seinen Küssen verzehren. Sie wusste doch aus Erfahrung nur allzu gut, dass es zu einer Katastrophe führt, wenn man sich mit einem Kollegen einlässt.
Aber die Entscheidung war ihr aus der Hand genommen worden. Das Schicksal hatte zugeschlagen – zuerst gestern Abend, als nur noch ein Zimmer frei gewesen war, und jetzt mit einem kaputten Kühlerschlauch.
Als Caleb die Fahrertür öffnete, reichte er ihr zwei Flaschen Wasser und eine Schachtel mit Keksen, bevor er sein Jackett auszog. Er warf es auf den Sitz zwischen ihnen, rollte seine Hemdsärmel hoch und setzte sich dann hinter das Lenkrad.
Alissa stockte der Atem, und sie entschied, dass sie in ernsthaften Schwierigkeiten war, wenn allein der Anblick seiner bloßen Unterarme ihr Innerstes so aufwühlen konnte. Aber als er seine Hemdsärmel noch weiter hochschob, wurde ihre Aufmerksamkeit auf das Spiel seiner Muskeln gelenkt, und ihr Puls beschleunigte sich bedrohlich.
„Ich dachte, Sie bekommen vielleicht Hunger, während wir auf den Leihwagen warten“, sagte er.
Sie blickte auf die Kekspackung. Es war nur eine Kleinigkeit aus einem Automaten, aber seine Aufmerksamkeit berührte sie mehr, als sie für möglich gehalten hätte. Niemand, nicht einmal ihr Vater, hatte ihr je sonderlich viel Rücksicht entgegengebracht. Sie war immer der langweilige Blaustrumpf gewesen, der im Hintergrund geblieben war, egal wohin sie ging oder mit wem sie zusammen war. Es hatte Zeiten gegeben, nach dem Tod ihrer Mutter, da, so vermutete sie, hatte ihr Vater manchmal sogar vergessen, dass sie existierte.
„Danke“, sagte sie nun und brachte selbst dieses eine Wort kaum über die Lippen, weil ihr ein Kloß im Hals steckte.
„Alles in Ordnung?“ Caleb legte einen Arm um ihre Schulter, nahm dann
Weitere Kostenlose Bücher