Julia Collection Band 22
war, in dem er aufgewachsen war, und dass es ihm noch immer schwerfiel, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass dieses Haus jetzt ihm gehörte. Als er Emeralds Angebot akzeptiert hatte, war es ihm überschrieben worden.
„Ich würde gern erfahren, wie du gelebt hast“, meinte Alissa und klang dabei ein wenig sehnsüchtig. „Ich bin niemals östlich von Mississippi gewesen, aber ich habe gehört, dass die Südstaaten sehr schön sein sollen.“
„Das sind sie. Wenn ich zu Hause auf die Berge schaue, dann sehe ich Bäume, und alles ist grün. Hier ist es auch schön, aber auf eine andere Art und Weise. Es gibt nicht so viele Bäume, und alles ist in Braun- und Orangetönen gehalten.“ Ohne nachzudenken, schlang er seine Arme um ihre Taille und zog sie an sich. „Ich werde dich irgendwann einmal mitnehmen, damit du die Berge im Osten sehen kannst.“
Er hörte, wie sie leise nach Luft schnappte, bevor sie sich in seinen Armen herumdrehte. „Caleb, was machen wir hier?“
Während er sie anschaute, fragte er sich dasselbe. Sie war die Art von Frau, vor der er sich hatte in Acht nehmen wollen, doch irgendetwas hatte Alissa Jane Merrick an sich, dem er nicht widerstehen konnte. Er wollte ihr zeigen, wo er aufgewachsen war, wollte, dass sie erfuhr, wer er war und was ihn zu dem gemacht hatte, was er heute war. Vor allem wollte er alles über sie wissen. Und das machte ihm höllische Angst.
Plötzlich verspürte er das dringende Bedürfnis, ein wenig Distanz zwischen ihnen zu schaffen, um herauszufinden, was in ihn gefahren war. Also küsste er Alissa auf die Wange, ließ sie los und ging zur Tür. „Während du deine Sachen auspackst und dich frisch machst, gehe ich mal schauen, was ich uns zum Abendbrot zaubern kann.“
Alissa sah ihn aus dem Zimmer gehen und seufzte leise. Es war ihr nicht entgangen, dass er es vermieden hatte, ihre Frage zu beantworten. War er vielleicht genauso verwirrt über das, was zwischen ihnen geschah, wie sie? Und was war das, was zwischen ihnen geschah?
Sie war keine Expertin, wenn es um Herzensangelegenheiten ging, aber es war offensichtlich, dass zwischen ihnen eine sehr starke Anziehungskraft bestand. Sie konnten nicht länger als fünf Minuten in einem Zimmer zusammen sein, ohne dass sie einander in die Arme fielen.
Wie kam es, dass Caleb Walker sie die Lektion vergessen ließ, die sie vor fünf Jahren durch einen Mann erhalten hatte, der ihm so ähnlich war? War es nicht beschämend genug gewesen, als sie erkannt hatte, dass Männer nicht davor zurückscheuen, Frauen dazu zu benutzen, ihre eigene Karriere voranzutreiben?
Sie ließ sich auf der Bettkante nieder und dachte an Wesley Pennington III., den Mann, der ihr beigebracht hatte, wie gnadenlos das Geschäftsleben sein kann und wozu einige Männer fähig sind, wenn sie vorankommen wollen. Gut aussehend und charmant hatte Wesley sie im Sturm erobert, ungefähr ein Jahr, nachdem sie beide bei der angesehenen Finanzfirma „Carson, Gottlieb and Howell“ angefangen hatten. Und bis zum Ende ihrer sechswöchigen Affäre hatte sie nicht die leiseste Ahnung gehabt, dass er sie nur dazu benutzt hatte, um an Informationen über einen möglichen Kunden heranzukommen.
Doch als sie jetzt Caleb mit Wesley, dem Wiesel, verglich, musste sie zugeben, dass es nur wenige, wenn überhaupt, Ähnlichkeiten zwischen den beiden Männern gab. Wesley hätte niemals Jeans und Stiefel angezogen, genauso wenig wie er sich in einem abgelegenen Haus in einer ruhigen ländlichen Gegend niedergelassen hätte. Er hatte ein ultramodernes Appartement mitten in der Stadt besessen. Und das waren nur die oberflächlichen Unterschiede zwischen den beiden.
Wesley war ein geleckter, auf Äußerlichkeiten bedachter Mensch gewesen, der dazu neigte, sich all jenen gegenüber herablassend zu verhalten, die auf der hierarchischen Leiter in der Firma unter ihm standen. Caleb war das genaue Gegenteil. Mit seiner lockeren, bodenständigen Art nahm er allen Untergebenen die Befangenheit. Und nicht nur, dass er alle die, die für ihn arbeiteten, als gleichberechtigt ansah, ihr Wohlbefinden schien ihm auch wirklich am Herzen zu liegen.
Das war etwas, was Wesleys Fähigkeiten überstieg. Alissa wusste aus eigener Erfahrung, dass er nur an sich selbst dachte und auch keine Skrupel hatte, auf denen herumzutrampeln, die ihm oder seinen ehrgeizigen Ambitionen im Weg waren oder womöglich gar eine Bedrohung für ihn darstellten. Er hatte, ohne zu zögern, Alissas Zuneigung
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