Julia Collection Band 22
ihr Vater recht hatte.
In jenem Sommer, als sie vor ihrem Abschlussjahr auf der Highschool stand, waren sie und Nick fest entschlossen gewesen zu heiraten. Nachdem ihr Vater und der Sheriff sie daran gehindert hatten, war Nick noch in derselben Nacht spurlos verschwunden. Sie hatte monatelang gewartet, immer in der Hoffnung, von ihm angerufen zu werden oder einen Brief von ihm zu erhalten, in dem er ihr erklärte, weshalb er sie verlassen hatte. Aber es war kein Wort von ihm gekommen, und schließlich war sie zu der Überzeugung gelangt, dass es genauso war, wie ihr Vater es prophezeit hatte: Nick Daniels bedeutete nur Ärger. Er hatte nicht einmal so viel Anstand und Mut gehabt, ihr direkt ins Gesicht zu sagen, dass ihre Beziehung beendet war.
Jetzt war er wieder da. Und, was noch schlimmer war, er war ihr Chef. Wie konnte das Schicksal nur so grausam zu ihr sein?
Das Wiedersehen mit ihm hatte sie sehr aufgewühlt. Aber als er verkündet hatte, ihm gehöre die Sugar Creek Cattle Company, hatte sie sich gefühlt, als werde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen. Was für eine unmögliche Situation!
Sie hatte gehofft, Luther Freemont würde ihr sagen, es sei eine Lüge, und sie würde von Firmenseite aus die Erlaubnis erhalten, Nick des Grundstücks zu verweisen. Aber ohne näher auf die Details einzugehen, hatte Luther ihr bestätigt, dass Nick Daniels tatsächlich Eigentümer der Sugar Creek Cattle Company war. Und unabhängig davon, wem das Unternehmen gehörte, musste sie entsprechend ihrem Vertrag weitere vier Jahre dafür arbeiten.
Während Cheyenne ihren Wagen neben dem zweistöckigen weißen Ranchhaus im viktorianischen Stil parkte, wurde ihr bewusst, dass ihre Hände vor Nervosität schweißnass waren. Sie hatte sich natürlich nicht getraut, ihrem Vater von diesen neuen Ereignissen zu berichten. Ihm ging es nicht gut, und wenn er erfuhr, dass Nick zurück war, würde er sich nur aufregen, und sein Zustand würde sich womöglich noch verschlechtern. Bis sie eine Lösung für diese prekäre Lage gefunden hatte, gab es keinen Grund, ihm unnötige Sorgen zu bereiten. Es genügte, wenn sie sich den Kopf zerbrach.
Cheyenne griff nach dem Aktenordner auf dem Beifahrersitz und stieg aus. Sie war sich bewusst, dass sie auf ein Wunder hoffte. Natürlich erwartete sie nicht wirklich eins, aber an diesem Punkt schien ihr göttliche Hilfe die einzige Möglichkeit zu sein, dem augenblicklichen Chaos, in dem sie sich befand, zu entkommen.
Sie ging die Stufen zu der ums ganze Haus laufenden Veranda hinauf und klopfte, doch nicht Nick erschien an der Tür, sondern eine grauhaarige Frau von ungefähr sechzig Jahren.
„Sie müssen Cheyenne Holbrook sein“, empfing die Frau sie und trat zurück, um Cheyenne einzulassen. „Ich bin Greta Foster, die Haushälterin. Mein Mann Carl und ich sind seit vielen Jahren hier angestellt, aber ich glaube, wir hatten noch nicht das Vergnügen, Sie kennen zu lernen.“
Cheyenne war nicht überrascht, dass sie sich noch nie getroffen hatten. Früher hatte ihr Vater ihr verboten, auch nur in die Nähe dieses Hauses zu gehen. Und seit sie vor etwas mehr als sechs Jahren von der Sugar Creek Cattle Company angestellt worden war, hatte sie sich nie so weit auf den früheren Besitz der Familie Daniels vorgewagt, weil sie gefürchtet hatte, dadurch ständig an die geplatzten Träume ihrer Jugend erinnert zu werden.
Sie, Cheyenne, hatte als Nicks Frau zusammen mit seiner Mutter in diesem großen, wunderbaren Haus leben sollen. Sie hatte immer davon geträumt, dass er die Ranch führte, während sie als Lehrerin in der nahe gelegenen Schule arbeitete. Und wäre dieser Traum wahr geworden, hätten sie zusammen einen Haufen Kinder großgezogen und glücklich bis an ihr Ende gelebt.
Cheyenne nahm ihre Baseballkappe ab und schüttelte den Kopf, als könnte sie dadurch ihre verstörenden Gedanken vertreiben. „Ich habe mehrmals mit Carl telefoniert, aber ich bin tatsächlich noch nie in diesem Haus gewesen.“
„Ich hoffe, dass Sie nun öfter vorbeischauen werden.“ Greta lächelte freundlich, während sie auf eine geschlossene Tür auf der anderen Seite der großen Eingangshalle deutete. „Nick wartet in seinem Büro auf Sie. Möchten Sie etwas essen oder trinken? Ich habe gerade einen Apfelkuchen aus dem Ofen geholt und Kaffee gekocht.“
„Nein, danke.“ Cheyenne lächelte und ging auf die Bürotür zu. „Ich hoffe, dass dieses Treffen nicht lange dauern wird.“ Als Greta sie
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