Julia Collection Band 22
stünde mir frei, meinen Vertrag neu zu verhandeln oder etwas anderes zu machen.“
Wenn Nick vorher schon gedacht hatte, dass die ganze Sache suspekt klang, dann fand er sie jetzt völlig bizarr. Je länger er darüber nachdachte, desto mehr gelangte er zu der Überzeugung, dass Emerald Larson Wind von Holbrooks Geldproblemen bekommen und die Gelegenheit beim Schopf ergriffen hatte, um Rache an dem Richter zu üben für das, was er Nick und seiner Mutter angetan hatte.
Unglücklicherweise war es nicht Bertram Holbrook, der den Preis für Emeralds Vergeltungsmaßnahmen zahlen musste, sondern Cheyenne. Sie hatte sich praktisch verkauft, um den alten Mann aus seiner finanziellen Misere zu befreien. Es gefiel Nick ganz und gar nicht, dass seine in geschäftlichen Dingen so versierte Großmutter Cheyenne offensichtlich ausnutzte.
„Hast du etwas dagegen, wenn ich den Vertrag für ein paar Tage behalte, um ihn durchzusehen?“, fragte er und griff nach dem Dokument. Es musste doch möglich sein, einen Weg zu finden, sie beide aus dieser Situation zu befreien. „Ich muss herausbekommen, ob du mir oder Emerald Inc. das Geld schuldest.“
Sie zuckte mit ihren schmalen Schultern und stand auf. „Sicher, da ich ja jetzt für dich und nicht mehr für Emerald Inc. arbeite.“
„Wohin willst du?“
Ihrer Miene nach zu urteilen, konnte sie es kaum erwarten, dieses Gespräch zu beenden.
„Wenn du nichts weiter zu besprechen hast, gehe ich jetzt, denn ich muss arbeiten.“
Es gab noch so einiges zu regeln, aber zuerst wollte Nick mit Emerald telefonieren. „Ich werde mir das hier ansehen und den genauen Wortlaut prüfen, dann können wir morgen Nachmittag, wenn wir die Herden inspizieren, darüber reden.“
„Kannst du dir die Herden nicht allein anschauen?“ Cheyenne verspürte eine leichte Angst bei dem Gedanken, mehr Zeit mit ihm verbringen zu müssen.
Nick lächelte. „Das könnte ich, aber ich finde, es ist völlig normal, dass der Vorarbeiter den neuen Besitzer herumführt. Außerdem habe ich bestimmt die eine oder andere Frage zu der Art und Weise, wie du die Ranch geführt hast.“
Sichtlich unglücklich, zögerte Cheyenne einen Moment, dann nickte sie. „Sicher.“ Auf dem Weg zur Tür drehte sie sich noch einmal um. „Ich komme also morgen nach dem Mittagessen her. Sei dann bitte fertig.“
„Ich werde uns die Pferde satteln.“
„Mit dem Wagen wären wir schneller.“
„Ich würde lieber reiten.“
Sie funkelte ihn einige Sekunden lang wütend an, schließlich nickte sie erneut. „In Ordnung, Boss.“ Sie ging und schlug die Tür hinter sich zu.
Sobald Nick allein war, holte er tief Luft. Seit Cheyenne den Raum betreten hatte, hatte er nicht mehr richtig atmen können. Er hätte es nicht für möglich gehalten, aber sie hatte heute noch hübscher ausgesehen als bei ihrer ersten Begegnung auf der Weide am Tag zuvor. Ihr türkisfarbenes T-Shirt, das das Blaugrün ihrer Augen hervorhob, und die Sonnenstrahlen, die durch das Fenster hinter ihr hereinschienen, als sie davor gestanden hatte, hatten die goldenen Strähnchen in ihrem langen braunen Haar leuchten lassen.
Ihm wurde warm, als er sich dieses Bild noch einmal vor Augen rief. Sofort schalt er sich kopfschüttelnd wegen dieser Dummheit und versuchte sein Bestes, um seiner wachsenden Erregung Herr zu werden. So war es mit Cheyenne immer gewesen. Von dem Moment an, als sie ihm zum ersten Mal aufgefallen war, war er versessen darauf gewesen, sie zu seiner Frau zu machen und den Rest seines Lebens damit zuzubringen, sich ihrer würdig zu erweisen.
Wenn er jetzt an den Sommer nach seinem Abschluss auf der Highschool zurückdachte, konnte er noch immer nicht fassen, wie naiv sie beide gewesen waren. Er und Cheyenne waren schon während seines letzten Schuljahres miteinander befreundet gewesen, obwohl ihr Vater ihr ausdrücklich verboten hatte, sich mit ihm zu treffen. Beide hatten sie nicht verstanden, weshalb der Richter solch eine Abneigung ihm gegenüber empfand, aber sie hatten es geschafft, sich trotzdem in der Schule zu treffen. Und natürlich im Kino. Dort verbrachten sie die Samstagnachmittage, sahen sich die Doppelvorstellungen an und schmusten miteinander. Und trotz Bertram Holbrooks Anstrengungen, jeden Kontakt zwischen ihnen zu unterbinden, waren sie am Ende des Sommers bis über beide Ohren ineinander verliebt gewesen und hatten sich verzweifelt danach gesehnt, zusammen zu sein.
Nick konnte sich nicht erinnern, wer von ihnen auf
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