Julia Collection Band 22
erstaunt ansah, fügte Cheyenne hastig hinzu: „Ich muss noch zur Futtermittelhandlung, um meine Vorräte aufzustocken, bevor Harry über Mittag schließt.“
Offensichtlich stellte diese Erklärung die Haushälterin zufrieden, denn sie nickte. „Falls Sie Ihre Meinung ändern, finden Sie mich in der Küche.“
Während die Frau den Flur entlang zum hinteren Teil des Hauses ging, versuchte Cheyenne noch einmal, ihrer Nervosität Herr zu werden. Dieses Treffen mit Nick war das Letzte, was sie wollte, doch die Entscheidung war ihr aus der Hand genommen worden. Ob es ihr gefiel oder nicht, sie musste sich dem Gespräch stellen.
Bevor sie doch noch ihre Meinung ändern und so schnell wie möglich das Weite suchen konnte, klopfte sie hastig an und öffnete dann die Tür zu seinem Büro. „Nick?“
Er saß an einem wuchtigen Schreibtisch aus massiver Eiche und telefonierte.
„Freut mich zu hören, dass du mit Alissa schöne Flitterwochen auf den Bahamas hattest“, sagte er gerade und bedeutete ihr mit einem Nicken, hereinzukommen und sich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch zu setzen. Gleichzeitig lachte er über etwas, das sein Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung gesagt hatte. „Lass es mich wissen, wenn du mehr von Hunter und seinem Sanitäterkursus hörst. Bis dann, Caleb.“
Als Nick den Hörer auflegte und seine Aufmerksamkeit Cheyenne zuwandte, verschwand sein fröhlicher Gesichtsausdruck. „Ich nehme an, du hast mit Luther Freemont gesprochen?“
Unfähig, sich zu entspannen, saß sie auf der Kante des lederbozogenen Stuhls und schob ihm den Aktenordner über den Schreibtisch zu. „Mr. Freemont hat bestätigt, dass du der Eigentümer der Sugar Creek Company bist. Also muss ich die Bedingungen meines Vertrags mit dir besprechen.“
Mit undurchdringlicher Miene starrte Nick sie einige Sekunden lang an. Dann griff er nach dem Ordner und schlug ihn auf.
Cheyenne spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg, je länger er den Inhalt des Ordners durchsah. Als sie ihren Arbeitsvertrag mit der Sugar Creek Cattle Company unterzeichnet hatte, war ihr von Luther Freemont zugesichert worden, dass die Bedingungen dieses Vertrags mit äußerster Diskretion behandelt werden würden. Nur ganz wenige Menschen sollten den wahren Grund dafür erfahren, weshalb sie zehn Jahre ihres Lebens opferte.
Als Nick sie schließlich wieder ansah, ließ sein fragender Gesichtsausdruck sie wünschen, der Boden möge sich unter ihr öffnen und sie könnte darin verschwinden.
„Möchtest du mir das vielleicht erklären, Cheyenne?“
Tief beschämt biss sie sich auf die Unterlippe, um das Zittern zu unterdrücken. Als sie schließlich meinte, ihre Gefühle genügend unter Kontrolle zu haben, um sprechen zu können, hob sie stolz den Kopf und sah Nick direkt an.
„Ich denke, es erklärt sich von selbst.“ Sie atmete tief durch. „Du besitzt nicht nur die Creek Cattle Company, sondern auch die Ranch meines Vaters.“
2. KAPITEL
Nick war so geschockt, als hätte ihn jemand mit einem elektrischen Viehtreiber berührt. Welch eine Ironie des Schicksals! Der achtzehnjährige Junge, den Richter Bertram Holbrook mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu ruinieren versucht hatte, war nicht nur zurückgekehrt, um seine Ranch zurückzufordern, ihm gehörte jetzt auch noch die Ranch des Richters. Wenn das, was der Mann ihm damals hatte antun wollen, nicht so gemein und hinterhältig gewesen wäre, hätte Nick jetzt vielleicht laut aufgelacht. Aber ein Blick in Cheyennes hübsches Gesicht sagte ihm, dass hinter der Geschichte mehr steckte, als man auf den ersten Blick vermutete.
„Dieser Vertrag sagt mir nur, dass ich der Eigentümer eurer Ranch bin. Außerdem sehe ich, dass du noch weitere vier Jahre deines zehnjährigen Arbeitsvertrages zu erfüllen hast.“ Er schob den Ordner zur Seite und lehnte sich in seinem Ledersessel zurück. „Warum klärst du mich nicht über die Details auf?“
Es war offensichtlich, dass sie gerade das nicht tun wollte. Als sie den Blick hob, lag ein trotziger Stolz in ihren blaugrünen Augen, den Nick trotz allem bewundern musste.
„Daddy hatte vor einigen Jahren einen schweren Schlaganfall. Seitdem ist er auf der linken Seite gelähmt und sitzt im Rollstuhl.“
„Das tut mir leid, Cheyenne.“
Nick wusste, wie sehr sie ihren Vater liebte und wie schwer diese Situation für sie sein musste. Und sosehr er den Mann auch verachtete, hörte er es nicht gern, wenn jemand leiden
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