Julia Collection Band 22
gegeben, warum er damals sang- und klanglos verschwunden ist?“
Bevor Cheyenne ihm sagen konnte, dass sie und Nick nicht darüber gesprochen hatten, klingelte das Telefon. Nachdem sie sich gemeldet hatte, fragte sie sich, wie viel schlimmer dieser Tag noch werden konnte, denn am anderen Ende der Leitung war Nick.
„Cheyenne, ich weiß, dass heute dein freier Tag ist, und es tut mir wirklich leid, dass ich dich darum bitten muss, aber ich brauche dich unbedingt hier auf der Ranch.“
Die Dringlichkeit in seiner Stimme schreckte sie auf. „Was ist los?“
„Ich habe hier eine trächtige Stute. Sie sollte längst geworfen haben, doch irgendetwas bereitet ihr Probleme.“
„Natürlich helfe ich dir. Hast du schon Doc Connors angerufen? Er ist der Tierarzt, der uns versorgt, seit Doc Haywood in Rente gegangen ist.“
„Ja, aber er ist auf der McIntire-Ranch beschäftigt. Dort gib es einen Verdacht auf Rindertuberkulose, und er weiß nicht, wann er hier sein kann.“
Für Cheyenne gab es kein Zögern. Ein Tier war in Schwierigkeiten, und es war ihr Job als Vorarbeiterin, dafür zu sorgen, dass es die Hilfe bekam, die es brauchte. „Ich bin in spätestens fünfzehn Minuten bei dir.“
Nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte, sah Cheyenne ihren Vater an. „Ich muss Nick mit einer Stute helfen. Sie scheint Probleme beim Gebären zu haben.“
Ihr Vater, der ein wenig abgelenkt wirkte, nickte. „Geh und tu, was du zu tun hast, Prinzessin. Ich hatte ohnehin daran gedacht, Gordon und ein paar andere Freunde anzurufen, um zu hören, ob sie Lust hätten, heute Abend mit mir Karten zu spielen.“
Während sie die Utensilien heraussuchte, die sie für Notfälle immer im Haus hatte, rief ihr Vater bereits Sheriff Turner an, um ein Pokerspiel zu organisieren. Cheyenne fand es ein bisschen merkwürdig, dass er so locker über Nicks Rückkehr hinwegging, schließlich hatte er sonst aus seinem Hass auf Nick nie einen Hehl gemacht. Doch sie hatte keine Zeit, sich Gedanken über das untypische Verhalten ihres Vaters zu machen. Das Leben einer Stute und das ihres ungeborenen Fohlens hingen davon ab, dass sie ihren Job erledigte. Und genau das hatte sie vor zu tun.
Während Nick auf Cheyenne wartete, zwang er die aufgeregte Stute in dem großen Stall, der extra für Geburten eingerichtet worden war, auf und ab zu gehen. Er hatte Probleme dieser Art bei genügend Pferden miterlebt, und obwohl das eine ganze Weile her war, wusste er in etwa, was man tun musste, wenn der Kopf des Fohlens nicht zusammen mit beiden Vorderläufen herauskam.
Irgendwann während der zweiten Phase der Geburt war das Fohlen nicht in die richtige Position gerutscht. Indem Nick die Stute auf- und abführte, konnte er vielleicht verhindern, dass sie weiterhin presste, wodurch der Druck auf das Fohlen verringert wurde. Mit Glück würde das Fohlen weit genug in den Leib der Mutter zurückrutschen und sich neu positionieren, sodass eine normale Geburt möglich wäre.
„Wo liegt das Problem?“, erkundigte sich Cheyenne, die leise den Stall betreten hatte.
„Das Fohlen liegt falsch“, antwortete Nick mit gedämpfter Stimme. Es war von größter Wichtigkeit, die Stute ruhig zu halten. Jegliches laute Geräusch oder plötzliche Bewegungen könnten ihre Unsicherheit erhöhen und noch mehr Probleme verursachen.
Während Cheyenne sich ihnen weiter näherte, fragte sie: „Wie lange gehst du schon mit ihr hier herum?“
„Ungefähr fünfundvierzig Minuten.“ Nick hielt die Stute auf, um sie noch einmal zu untersuchen. „Wenn das Fohlen in die richtige Position rutscht, werden wir keine Schwierigkeiten haben bei der Geburt. Aber wenn es nicht vernünftig herauskommt, werde ich wohl nachhelfen müssen.“
Cheyenne ergriff das Halfter der Stute. „Ich führe sie weiter herum, während du deine Arme und Hände desinfizierst.“
Er nickte und eilte die lange breite Stallgasse entlang. Er war dankbar für Cheyennes ruhigen Beistand. Sie hatte schon immer gut mit Tieren umgehen können, und er würde sich auf ihre Hilfe verlassen müssen. Sollte er tatsächlich eingreifen müssen, um dem Fohlen auf die Welt zu helfen, war es wichtig, dass Cheyenne das Tier ruhig hielt.
Als er wenige Minuten später wieder den Stall betrat, tätschelte Cheyenne gerade den schweißbedeckten Hals der Stute und sprach beruhigend auf sie ein. „Sie hat keine Kraft mehr, aber ich wollte warten, bis du zurück bist, für den Fall, dass sie unsere Hilfe benötigt.“
Er
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