Julia Collection Band 26
verstehe? Irgendetwas, das Sie mir noch erklären sollten?“
Claudia machte Anstalten zu gehen. Doch dann sah sie Annie noch einmal an und meinte: „Sie sehen das eigentliche Problem nicht, oder?“
„Sie werden mir sicher auf die Sprünge helfen.“
Claudia seufzte erneut. „Manchmal wollen wir einfach nicht wahrhaben, dass wir für die Menschen, die wir mögen, eine Last sind.“
„Eine Last?“ Annie war entsetzt. „Wollen Sie damit etwa sagen, das Ganze sei meine Schuld und Theo habe meinetwegen seinen Job verloren?“
Das kurze triumphierende Aufblitzen in Claudias Augen verriet ihr, dass sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
„Aber wie kann ich Theos Karriere im Weg stehen? Ich kenne ihn doch erst seit einer Woche.“
Claudia antwortete nicht. Sie hatte den Samen des Zweifels gesät. Wortlos verließ sie das Haus, ohne sich noch einmal umzuschauen.
Annie verstand die Welt nicht mehr. Wie konnte sie in einer so kurzen Zeit so viel Unheil in Theos Leben anrichten?
Plötzlich musste sie an die Cocktailparty denken, an die hämischen Kommentare über ihr hautfarbenes Kleid. Sie dachte daran, wie Theo ihr in aller Öffentlichkeit einen Handkuss gegeben und sich dann sehr bald mit ihr aus dem Staub gemacht hatte …
Bestimmt hatten sich seine Kollegen damals das Maul über sie zerrissen. Aber in der heutigen Zeit konnte man das doch nicht als einen Skandal ansehen. Jedenfalls nicht als einen Skandal, dessentwegen man einen Mann entließ. Es sei denn …
Von draußen drang das Aufheulen von Claudias Motor zu ihr herein. Letzte Woche hatte Annie den Verdacht gehabt, dass Claudia und Theo früher mal ein Paar gewesen seien. Inzwischen war sie sich dessen sicher.
Und sie war sich genauso sicher, dass Claudia noch lange nicht über Theo hinweg war.
9. KAPITEL
Bedrückt eilte Annie in Theos Arbeitszimmer. Theo saß hinter dem Schreibtisch, hatte die Ellbogen auf den Tisch gestützt und den Kopf in die Hände.
Annie blieb auf der Schwelle stehen. Obwohl sie am liebsten sofort zu ihm gelaufen wäre, ihn umarmt und getröstet hätte, tat sie es nicht, denn Claudias Worte hatten ihr Selbstvertrauen zerstört.
Trug sie wirklich die Schuld daran, dass Theo seinen Job verloren hatte? Die Angst saß ihr wie ein dicker Kloß im Hals. Sie holte tief Luft und versuchte, sich zu beruhigen. Auf gar keinen Fall durfte sie jetzt hysterisch werden, schon um Theos willen. Zuerst musste sie seine Version der Geschichte hören.
Draußen wurde es langsam dunkel. Das einzige Licht im Zimmer kam von der Lampe auf seinem Schreibtisch.
Was soll ich tun? Ich bin so sehr in diesen Mann verliebt. Ich könnte es nicht ertragen, ihn jetzt zu verlassen.
Nach etwa einer Minute nahm er die Hände herunter und sah sie überrascht an. „Hallo“, sagte er. „Ich habe dich gar nicht kommen hören.“
Sie betrat das Zimmer. „Theo, es tut mir so leid.“
„Claudia hat es dir gesagt?“
„Ja, es ist furchtbar.“
Er seufzte. „Ich muss zugeben, ich bin ein bisschen verstört.“ Dann lächelte er schwach und sagte: „Komm her!“
Annie kam näher und ließ sich vorsichtig auf einer Ecke des Schreibtischs nieder. Sie beugte sich vor und strich Theo sanft über die Wange. Die kleinen Fältchen um seine Augen waren tiefer geworden, so, als hätte sich der Schmerz darin eingegraben. Er war mehr verletzt, als er zeigen wollte, und sie konnte es kaum ertragen.
„Ich verstehe es einfach nicht, Theo. Wie kann man dir so etwas antun?“
„Offenbar ganz leicht.“
„Aber sie können dich doch nicht ohne Vorwarnung einfach feuern?“
Er zuckte die Schultern. „Normalerweise bekommt man als Dozent einen Hinweis darauf, dass der Vertrag eventuell nicht verlängert wird. Aber es ist durchaus legitim, dass es so schnell passiert wie jetzt.“
„Vielleicht ist es legitim, trotzdem ist es grausam!“ Als er darauf nichts entgegnete, setzte sie hinzu: „Warum hat Claudia dir die Nachricht überbracht?“
„Weil sie die Leiterin der Fakultät ist.“
„Wirklich?“ Sie sah ihn entsetzt an. „Claudia ist deine Chefin?“
„Ja. Sie ist eine sehr qualifizierte Akademikerin, Annie.“
„Mag schon sein. Aber es ist total unmoralisch von ihr, dir von heute auf morgen zu kündigen.“
„Bestimmt würde sie behaupten, sie habe es mit viel Feingefühl gemacht.“
Annie schüttelte empört den Kopf.
„Nun mach dir mal nicht so große Sorgen. Einen Job zu verlieren, bedeutet nicht das Ende der Welt.“
„Eigentlich bin
Weitere Kostenlose Bücher