Julia Collection Band 26
gehört?“
„Natürlich. Theo und Damien haben mir von Ihnen erzählt.“ Er streckte die Hand aus. „Freut mich, Sie kennenzulernen.“
„Freut mich ebenfalls, Mr. Grainger.“ Sie schüttelte seine Hand.
Jetzt sah sie auch die Ähnlichkeit zwischen den drei Männern. George Grainger war zwar ein wenig kleiner als Theo, sein Haar war weiß, und er hatte viele Falten im Gesicht. Aber hinter der Brille blitzten sich dieselben hellwachen braunen Augen, wie Theo sie hatte.
„Wie geht es Damien?“ Annie fragte sich insgeheim, was George über ihre Beziehung zu seinem Sohn und seinem Enkel wusste.
„Prima“, erwiderte er. „Er arbeitet gerade.“ Dann öffnete er das Tor und wies einladend auf sein Haus. „Warum kommen Sie nicht herein?“
Basil zog schon wie wild an der Leine. „Sieht so aus, als käme er gerne hierher“, sagte sie.
„Wir sind alte Freunde. Ich kümmere mich um ihn, wenn Theo auf Reisen ist.“
Annie fragte sich, was Theo wohl denken würde, wenn er sie jetzt sehen könnte. Sie folgte seinem Vater auf einem schattigen Pfad, der sie um das Häuschen herum in einen sonnigen Gemüsegarten führte.
„Die sehen ja herrlich aus“, meinte Annie und betrachtete erstaunt die prachtvollen Tomaten, den Mais, die Rote Beete, die Karotten und den Salat, die hier wuchsen. „Sie haben anscheinend den viel gepriesenen grünen Daumen.“
Er nickte und lächelte. „Im Garten zu arbeiten, hält mich fit.“ Dann fügte er hinzu: „Theo hat als kleiner Junge hier gewohnt.“
„Das wusste ich nicht“, erwiderte sie. „Heißt das, er hat sein ganzes Leben in Brisbane verbracht?“
„Ja. Mit Ausnahme der paar Auslandssemester. Als seine Mutter krank wurde, hat er das Stadthaus gleich um die Ecke gekauft, um ganz in ihrer Nähe zu sein. Sie ist vor vier Jahren gestorben.“
„Das tut mir leid.“
„Theo ist ein guter Sohn.“
Annie versuchte sich vorzustellen, wie Theo mit seinen Geschwistern in diesem kleinen Haus aufgewachsen war. Plötzlich wurde sie verlegen. Was musste ein Mann aus George Graingers Generation von einer jungen Frau denken, die bei seinem Sohn eingezogen war – die mit seinem Sohn schlief –, und das nach einer solch kurzen Bekanntschaft?
„Sie fragen sich bestimmt, warum Damien ausgezogen ist, nicht wahr?“
„Theo hat es mir erklärt“, versicherte George ihr. „Er war letzte Woche kurz hier, um sich davon zu überzeugen, dass Damien wohlbehalten angekommen ist, und bei dieser Gelegenheit hat er mir alles erzählt. Seine Version klang natürlich ein bisschen anders als Damiens.“
Annie hätte ihn gern nach den Einzelheiten gefragt, aber sie hielt sich zurück.
„Kann ich Ihnen einen kühlen Drink anbieten?“, fragte George. „Kommen Sie doch mit herein. Basil bleibt so lange in der Sonne liegen, das liebt er.“
„Danke, gern“, erwiderte Annie. Hinter dieser Bitte verbarg sich seine Einsamkeit, die sie sofort erkannte. Schließlich war sie auf Southern Cross auch oft sehr einsam gewesen. „Aber ich kann nicht lange bleiben.“
In der Küche wies er ihr einen Platz an einem kleinen Holztisch an, der hellgrün gestrichen war. Dann schenkte er ihr aus einem Krug ein Glas Zitronenlimonade ein.
Annie sah sich um und stellte sich vor, wie Theo hier jeden Morgen als kleiner Junge sein Frühstück zu sich genommen hatte. Sie sah ihn vor sich, wie er vom Spielen hereinkam und vergessen hatte, sich vorher die Schuhe auf der Fußmatte abzustreifen. Bestimmt hatte er auch nachts immer mit seiner Taschenlampe unter der Bettdecke gelesen.
Dann probierte sie das Getränk. „Hmm, köstlich, Mr. Grainger.“
„Sie können mich George nennen“, erwiderte er lächelnd. Dann fragte er sie nach ihrer Heimat im Busch aus.
Kaum zehn Minuten später fiel Annie auf, dass sie ihm fast alles über sich erzählt hatte – über ihre Brüder, ihren Viehbestand, die Jahre im Internat, den Tod ihres Vaters und die Rückkehr ihrer Mutter nach Schottland. Sogar von ihrer Einsamkeit hatte sie ihm erzählt – und davon, wie sie im Internet Damiens Bekanntschaft gemacht hatte.
„Bestimmt vermissen Sie Ihre Mutter“, meinte er.
„Ja“, erwiderte Annie. Sie holte tief Atem und versuchte, sich nicht allzu verletzt zu fühlen, wenn sie daran dachte, wie leicht es ihrer Mutter gefallen war, am anderen Ende der Welt wieder Fuß zu fassen.
George revanchierte sich mit Geschichten über Theo – was für ein fantastischer Rugbyspieler und wie brillant er als Student gewesen
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