Julia Collection Band 26
Brust hob und senkte sich im raschen Atemtakt. In seinem Gesicht spiegelte sich dasselbe Verlangen, das sie auch für ihn empfand.
Dieser Anblick löste einen schrecklichen Tumult der Gefühle in ihr aus. Den üblichen Tumult. Jedes Mal, wenn es passierte, schnappte die Falle wieder zu. Jedes Mal hoffte sie, dass Reid sie dieses Mal endlich in seine Arme nehmen und ihr mit seinem Körper zeigen würde, was er ihr durch Worte nicht sagen konnte. Die Wahrheit nämlich … dass er sie noch immer liebte.
Dieses Mal …
Es musste geschehen. Dieses Mal musste es geschehen.
Sie konnten nicht so weitermachen. Es war hoffnungslos.
Hoffnungslos …
Hoffnungslos. Dieses leere, trostlose Wort ging ihr immer wieder durch den Kopf.
Vielleicht war es dieses Echo, das sie vernahm, oder vielleicht hing es mit dem Sonnenlicht zusammen, das Reid an diesem Nachmittag einen bronzenen Schimmer verlieh, der ihn noch attraktiver erscheinen ließ. Jedenfalls wusste Sarah plötzlich, dass dies der Wendepunkt sein musste.
Ein Mann, der eine Frau auf diese Weise anschaute, sollte sie gegen eine Wand drücken und sie eine Woche lang nur küssen. Sie würde es nicht zulassen, dass Reid sie so anschaute, als wollte er mit ihr schlafen, nur um den Moment dann wieder mit einem Lächeln, einem schlechten Scherz zu zerstören.
Wenn das geschah … hatte sie keine andere Wahl, sie würde gehen und nicht zurückkommen. Sie würde die Gegend verlassen – um eine Versetzung bitten und einen Job in einem anderen Teil des Landes annehmen. Sie würde ihr Leben wieder zurückerobern.
Ihr Herz klopfte wie wild, als sie ihm dabei zusah, wie er seinen Sattel hochhob. Sie rührte sich nicht, als er über den Hof auf sie zukam. Nervös fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
Sein Blick folgte der Bewegung. Er kam näher, und sie hielt den Atem an.
Lass den Sattel einfach zu Boden fallen und küss mich, Reid. Ich gehöre dir. Du weißt, dass ich dir immer gehört habe.
Atemlose Stille herrschte plötzlich im Busch, als er vor ihr stehen blieb. Es war so still, dass sie das Blut in den Adern pochen hörte.
Das ist deine letzte Chance, Reid.
Hinter ihm schnaubte leise ein Pferd.
Das Geräusch schien den Bann zu brechen. Er lächelte schief.
Und Sarah verlor den Mut.
„Du hast ein Blatt im Haar“, sagte er zu ihr und streckte die Hand aus.
Sie schloss die Augen und hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, als er mit der Hand über ihre Wange strich. Er war ihr ganz nah, doch als sie die Augen öffnete, ging er bereits an ihr vorbei, um seinen Sattel in den Stauraum zu bringen.
Sie wusste, wenn er zurückkehrte, würden seine Augen in einem sanfteren Licht leuchten, und er würde sie lässig anlächeln.
Aber so war es nicht.
Als er herauskam, blieb er wieder stehen und sah sie mit einer solchen Intensität an, dass sie zu zittern begann. Ihr war übel. Wenn es jetzt nicht passierte, würde es nie passieren.
Ein Muskel zuckte an seinem Hals, er sah weg. „Wir sollten jetzt besser ins Haus gehen.“
Sarah, die neben ihm stand, musste sich plötzlich am Türrahmen festhalten. Sie war so erschöpft, dass sie nicht einmal weinen konnte.
Reid sah sie stirnrunzelnd an. „Du kommst doch mit ins Haus, oder?“
Sie schluckte. „Nein, heute nicht, danke.“
In seinen Augen lag ein Ausdruck von Misstrauen, sein Blick schien sie zu durchbohren. „Willst du nicht die Künste unseres neuen Kochs probieren? Er ist wirklich sehr gut.“
Sie zuckte die Schultern und versuchte, ihm nicht zu zeigen, welcher Sturm der Gefühle in ihr wütete. „Ich muss noch ein paar Arbeiten korrigieren und den Unterricht für die nächste Woche vorbereiten“, erwiderte sie und ging mit schnellen Schritten über den Hof. „Bis später, Reid.“
Er antwortete nicht.
Sie sagte sich, dies sei ein gutes Zeichen. Sie hatte ihn schockiert. Aber als sie das Tor erreichte und sich noch einmal umdrehte, um ihm zuzuwinken, fiel ihr auf, wie verletzt er wirkte, als er zu Boden schaute. Seine Enttäuschung verschaffte ihr kein Gefühl der Befriedigung. In keiner Weise.
„Du willst die Stadt verlassen?“ Ned Dyson, der Herausgeber von Mirrabrooks kleiner Lokalzeitung, hätte nicht entsetzter aussehen können, wenn Sarah ihm mitgeteilt hätte, dass sie die Pocken habe.
„Ich fürchte, ja, Ned. Ich habe das Erziehungsministerium um eine Versetzung an die Küste gebeten. Eigentlich ist ein Wechsel bei mir schon lange fällig, deshalb bin ich auch
Weitere Kostenlose Bücher