Julia Collection Band 26
Kleidung schien ihn gar nicht zu stören.
„Bestimmt finden wir jemand, der dir eine frische Kanne Tee kocht“, sagte er.
Widerstrebend wandte Sarah den Blick von ihm ab und betrachtete die anderen Tische. „Ich sehe hier aber niemand vom Küchenpersonal.“
Ohne zu zögern, griff er nach einer der großen Teekannen aus Metall. Seine Augen funkelten vor Vergnügen. „Dann sollten wir jemand suchen. Wo ist denn die Küche?“
Sarah schnappte nach Luft. Sein Vorschlag war zwar nicht besonders überraschend, aber sie wusste sofort, dass er den Tee nur als Vorwand benutzte, um mit ihr ins Gespräch zu kommen. Warum auch nicht? Schließlich war sie kurz davor, die Schule zu verlassen, stand an der Schwelle vom Mädchen zur Frau und hatte in den Augen des Fremden gerade einen flüchtigen Blick in eine neue, verlockende Welt erhascht.
„Zur Küche geht es hier entlang“, sagte sie und zeigte auf eine Tür in der gegenüberliegenden Wand.
Er hielt die Teekanne in der einen Hand und berührte mit der anderen leicht ihren Ellbogen. „Also los.“
„Ja, gut.“ Ein wenig außer Atem, durchquerte Sarah schnell mit ihm die Aula und hoffte, dass niemand sie bemerken würde. In diesem Moment von einem Lehrer oder einer neugierigen Freundin aufgehalten zu werden, wäre schrecklich gewesen.
Kaum waren sie in die Sicherheitszone des Flurs gelangt, der zur Küche führte, entspannte sie sich ein wenig. „Hast du eine Schwester auf der Schule?“, fragte sie ihren Begleiter.
„Ja, Annie McKinnon. Oh, Entschuldigung, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt.“ Er reichte ihr die Hand. „Mein Name ist Reid. Reid McKinnon.“
„Hallo, Reid.“ Bei dem Versuch, ihre Aufregung zu verbergen, klang ihre Stimme ein wenig heiser. „Annie ist ein sehr nettes Mädchen. Ich bin übrigens Sarah Rossiter.“
„Ja, ich weiß. Du bist die berühmte, sagenhafte Schulsprecherin. Meine kleine Schwester vergöttert dich.“
„Annie ist sehr intelligent. Ich habe sie im Diskutierkurs betreut.“
„Dann war sie ja in den besten Händen. Ich muss dir unbedingt noch zu deiner Rede gratulieren. Sie war ganz ausgezeichnet.“
„Danke.“ Das hatte Sarah nun schon sehr oft gehört. Aber zu ihrem Ärger spürte sie plötzlich, wie sie rot wurde.
„Wie kann jemand, der noch so jung ist, so inspirierende, weise Worte finden?“
Sie sah ihn fragend an.
Er lächelte. „Ich meine es ernst, Sarah. Du hast mich sehr beeindruckt.“
Als sie die Küche erreichten, stemmte Ellen Sparks, die Köchin, empört die Hände in die Hüften und funkelte sie an. „Erwartet ihr etwa von mir, dass ich noch mehr Tee koche?“
Reid kam Sarah zuvor. „Wenn Sie so nett sein könnten, noch eine Kanne zu machen, wären wir Ihnen sehr dankbar.“
Er schien auf Ellen dieselbe Wirkung zu haben wie auf Sarah. Sein Charme schien wie auf Knopfdruck zu funktionieren. Die Köchin schmollte zwar noch ein paar Sekunden, aber dann lächelte sie plötzlich. „Kein Problem, mein Lieber“, sagte sie. „Der Tee kommt gleich.“
Die Küchenhelferinnen, die gerade beim Geschirrspülen waren, grinsten anzüglich und kicherten.
Außerhalb der Küche befand sich ein kleiner ummauerter Garten, in dem die Köchin Kräuter züchtete. Hier wuchsen Gardenien und weißer Jasmin, der sich an einem wackligen Gitter emporrankte. Außerdem stand dort eine alte Holzbank, auf der das Küchenpersonal sich manchmal ausruhte und Zigaretten rauchte, wenn sie glaubten, dass die Lehrer gerade nicht hinschauten.
„Warum warten wir in der Zwischenzeit nicht hier?“, schlug Reid vor.
Sarah konnte es kaum glauben, dass sie hier draußen mit ihm auf der Bank saß, obwohl sie sich doch gerade erst kennengelernt hatten. Es war sehr romantisch, am Himmel funkelten die Sterne, und der Duft von Jasmin und Gardenien hing in der Luft.
Bald hatte sie ihm alles über sich erzählt – dass sie ein Einzelkind war, von einer Ranch mit dem Namen Wirralong stammte, die am Ufer des Burdekin Rivers lag, in der Nähe von Charters Towers, dass sie Gitarre spielte, beabsichtigte, Grundschullehrerin zu werden und auf der Universität in Townsville studieren wollte.
Als der Tee fertig war, meinte Reid, es sei vernünftiger, ihn hier im Garten zu trinken, statt die schwere Kanne den ganzen Weg zurück in die Aula zu tragen. Sarah zögerte einen Moment. Sie neigte dazu, sich Sorgen darüber zu machen, was andere über sie denken mochten. Suchten ihre Eltern oder ihre Lehrer sie vielleicht
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