Julia Collection Band 26
werde.“
Eine leichte Brise kam auf, fuhr durch die Wipfel der Bäume und wehte über den grasbewachsenen Schulhof. Sie spielte mit Sarahs langem dunklen Haar und drückte Reids offenen Hemdkragen gegen seinen Hals.
„Sie hat dir also wirklich einen guten Rat gegeben, nicht wahr?“
„Allerdings“, erwiderte Sarah tonlos. „Denselben Rat, den du mir auch gegeben hast.“
„Ich?“ Er wirkte überrascht.
„Du hast mir einmal gesagt, ich sollte endlich flügge werden. Erinnerst du dich noch?“
„Ach ja.“ Er nickte. „Damals, als du als Austauschlehrerin nach Kanada gegangen bist.“
„Richtig.“ Vor drei Jahren hatte er vorgeschlagen, sie solle reisen und die Welt jenseits von North Queensland kennenlernen. Damals war Sarah ziemlich entsetzt darüber gewesen, dass er sie so einfach fortgeschickt hatte. Nur um ihn zu ärgern, war sie deshalb fast ein Jahr lang weggeblieben.
In dem Versuch, ihn zu vergessen, hatte sie mit charmanten jungen Kanadiern geflirtet. Sie hatte sogar einen richtigen Freund gehabt, aber nach zwölf langen Monaten hatte sie es kaum erwarten können, nach Mirrabrook zurückzukehren. Dort hatte sie erkennen müssen, dass sich überhaupt nichts geändert hatte, außer dass ihre Schüler ein Jahr älter geworden oder auf die Highschool gegangen waren.
„Ich hätte damals in Kanada bleiben sollen“, sagte sie jetzt. „Es war ein Fehler, hierher zurückzukommen.“
Reid umklammerte das Geländer so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Er schluckte heftig und schien einen inneren Kampf auszufechten. Dann drehte er sich um, und ihre Blicke trafen sich.
„Es tut mir so leid, Sarah.“
Oh, Reid.
Sein Geständnis brach ihr das Herz.
„Ich weiß, ich habe mich dir gegenüber wirklich schlecht benommen.“ Seine Augen schimmerten verdächtig, seine Stimme war heiser. „Du hast so viel mehr verdient.“
Er wirkte so betrübt, dass sie ihm am liebsten die Arme um den Nacken gelegt hätte. Aber sie wagte es nicht. Trotzdem verspürte sie das Bedürfnis, ihn zu trösten. „Es ist ja nicht deine Schuld, wenn du … wenn du plötzlich nicht mehr in mich verliebt warst. Ich habe ja immer gewusst, dass so etwas passieren kann. Aber tief in meinem Herzen wollte ich es einfach nicht glauben.“
Selbst als sie diese Worte aussprach, wünschte sie sich insgeheim, er würde widersprechen. Noch immer klammerte sie sich an die Illusion, er könnte sie tatsächlich lieben.
Jetzt hatte er die Chance, ehrlich zu sein.
Er drehte sich zu ihr um. Sarah sah den Schmerz in seinen Augen und den Kummer, der seine Gesichtszüge verzerrte. „Jetzt verstehst du es endlich, nicht wahr? Du weißt, dass ich dich nicht lieben kann.“
Ich kann dich nicht lieben. Reid hatte diese schrecklichen Worte wirklich ausgesprochen. Fast hätten die Knie unter ihr nachgegeben. Heiße Tränen traten ihr in die Augen. Nein, sie verstand es überhaupt nicht.
Sarah wünschte, die Erde würde sich unter ihr auftun und sie verschlucken. Alles wäre besser, als hier auf der Veranda zu stehen und hören zu müssen, dass Reid McKinnon sie nicht liebte. Dass er zugab, sie nie lieben zu können.
Wie konnte er ihr das antun? Womit hatte sie diese schreckliche Demütigung verdient? Wie dumm war es von ihr gewesen, hier zu bleiben, sich so lange an eine so vage Hoffnung zu klammern?
In diesem Moment hasste sie ihn.
Wie um seine Grausamkeit zu rechtfertigen, sagte Reid: „Ich habe dir schon vor Jahren gesagt, dass wir nur Freunde sein sollten. Du weißt, wir können keine Beziehung haben, Sarah.“
Um ihre Würde wiederzugewinnen, schlug sie zurück. „Oh ja, das hast du gesagt. Aber woher soll ich wissen, dass du die Wahrheit sagst, wenn ich sehe, wie du mich anschaust, wenn … wenn du dich nicht unter Kontrolle hast?“
Er stand stocksteif vor ihr. Sein Gesicht wurde bleich, als er sprach, war seine Stimme eiskalt und sicher. „Es ist die Wahrheit, Sarah. Du hast deine Zeit mit mir verschwendet. Tut mir leid, wenn du geglaubt hast, ich wäre noch zu haben.“
Sie hatte ihre Zeit verschwendet? Plötzlich war sie schrecklich wütend. Wie konnte er es wagen, so mit ihr zu sprechen? Jetzt, nach all den Jahren!
Sie war fuchsteufelswild. Unglaublich wütend. Sie wollte mit ihren Fäusten auf ihn losgehen und ihn wie eine Furie anschreien.
Aber mit einer inneren Stärke, die sie selbst überraschte, gelang es ihr, ihren Zorn im Zaum zu halten und ihm mit der nötigen Würde zu antworten: „ Ich habe meine
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