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Julia Collection Band 26

Julia Collection Band 26

Titel: Julia Collection Band 26 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BARBARA HANNAY
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ihn verliebt war. Aber später würde sie ihn dafür hassen.
    Genau wie sie ihn jetzt hasste, musste er zugeben und seufzte verzweifelt.
    Aber er hatte noch einen anderen Grund für sein Schweigen, der weniger edel war. Er hätte es nie übers Herz gebracht, ihr die Wahrheit zu sagen, weil er es nicht ertragen hätte, den Ekel in ihren Augen zu sehen.
    Doch jetzt wusste er, dass das egoistisch gewesen war. Er hätte schon vor Jahren eine klare Zäsur machen sollen. Es wäre ihr gegenüber fairer gewesen, auch wenn sie es sicher als sehr grausam empfunden hätte. Er hätte sie anlügen, ihr wehtun sollen, ihr etwas, irgendetwas, sagen sollen, damit sie ihn verließ.
    Aber ganz bestimmt hätte er nicht wiederkommen und ihr seine Freundschaft anbieten sollen. Denn er hatte sehr genau gewusst, dass sie dieses Angebot annehmen würde.
    Das arme Mädchen! Wie verzweifelt musste sie gewesen sein, um sich an eine Kummerkastentante zu wenden. Reid musste allerdings zugeben, dass er die Kolumne hin und wieder selbst gelesen hatte und jedes Mal überrascht gewesen war über den ausgewogenen und vernünftigen Rat der Journalistin.
    Was hatte sie Sarah geraten?
    Neugierig geworden und auch ein wenig ruhiger, atmete er tief durch und ging zurück ins Haus, um sich die Zeitung anzuschauen.
    Annie und Mel waren nicht mehr da, weder im Wohnzimmer noch in der Küche. Sie hatten ihren Kaffee ausgetrunken und die Tassen gespült.
    Von der Zeitung war keine Spur zu sehen.
    Stirnrunzelnd durchsuchte er die Küche danach. Hatten die Mädchen sie vielleicht zusammengefaltet und irgendwohin gelegt, auf eine Küchenbank vielleicht, oben auf den Kühlschrank, oder hatten sie sie in den Papierkorb geworfen? Aber er konnte sie nirgends finden.
    Auch im Wohnzimmer nicht. Er hob jedes Kissen hoch, durchsuchte den Zeitungsständer und kniete sich sogar hin, um unter dem Sofa danach zu suchen.
    Verdammt, wie er Annie kannte, hatte sie ihm wahrscheinlich weitere Peinlichkeiten ersparen wollen. Zweifellos hatte sie die Zeitung diskret versteckt. Aber er musste unbedingt wissen, was die Kummerkastentante geraten hatte. Er musste wissen, was Sarah als Nächstes tun würde.

4. KAPITEL
    Das Büro des Mirrabrook Star war nur vier Häuser von Sarahs Schule entfernt. Manchmal ging sie am Nachmittag kurz in der Redaktion vorbei, um einen Kaffee mit Ned zu trinken und ein wenig Klatsch mit ihm auszutauschen. Vor ein paar Jahren hatte sie ihn davon überzeugt, dass er eine monatliche Schulkolumne im Star veröffentlichen sollte – eine Kolumne mit Gedichten oder Kurzgeschichten von ihren Schülern.
    Das war für alle ein Gewinn gewesen. Nicht nur, weil die Auflage sofort gestiegen war, sondern weil es ihre Schüler unglaublich angespornt hatte, ihre Werke in der Zeitung veröffentlicht zu sehen. Selbst diejenigen, denen Schreiben wirklich nicht leicht fiel, gaben jetzt ihr Bestes. Für die Kinder aus Mirrabrook gab es bald nichts Aufregenderes, als ihre Arbeit im Star gedruckt zu sehen.
    Als Sarah heute die Tür zum kleinen Wartezimmer vor Neds Büro aufstieß, hatte sie eigentlich vorgehabt, ihm die Texte für diesen Monat vorbeizubringen. Aber Ned hatte Besuch.
    „Ich wollte Sie fragen, ob ich vielleicht noch ein Exemplar von dieser Woche kaufen könnte“, hörte sie eine vertraute Stimme sagen. „Am Kiosk gibt es nämlich keins mehr, und Annie hat unser Exemplar zu Hause versehentlich weggeworfen.“
    Sarahs Herz klopfte heftig. Allein der Klang von Reids Stimme ging ihr durch und durch. Dummkopf! Sie durfte es nicht zulassen, dass er sie so stark berührte.
    Sie sollte weg von hier, nach Hause gehen, um ihm nicht zu begegnen.
    Aber sie stand da, wie angewurzelt.
    Ned kicherte. „Ich muss schon sagen, ich fühle mich sehr geschmeichelt, dass Sie so scharf auf unser Blatt sind, dass Sie deswegen den weiten Weg in die Stadt machen, Reid.“
    „Ich … nun … natürlich hatte ich auch noch etwas anderes zu erledigen.“
    Sarah hörte den Stuhl quietschen, als Ned aufstand. Sie stellte sich vor, wie er zu der Ecke des Raums ging, wo ein Bündel Zeitungen auf dem Boden gestapelt war, und Reid ein Exemplar davon reichte. „Hier bitte, mein Lieber. Gibt es einen Teil darin, der Sie ganz besonders interessiert?“
    „Nun … die Verkaufspreise für das Vieh, natürlich.“
    Sarah wusste, dass er log. Ihre Gedanken überschlugen sich. Wollte Reid sich noch ein Exemplar der Zeitung besorgen, weil er ihren Brief entdeckt hatte? Sie hatte gehofft, er würde

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