Julia Collection Band 26
Zeit hier ganz bestimmt nicht verschwendet. Schließlich habe ich eine lohnende und erfüllende Karriere gemacht. Wenn irgendjemand seine Zeit verschwendet hat, Reid McKinnon, dann bist du es.“
Kälte sprach aus seinem Blick. „Vielleicht haben wir ja schon genug gesagt.“
Ohne ein weiteres Wort ging er über die Veranda durch ihr Haus auf die Haustür zu. Komischerweise konnte Sarah in diesem Moment nur daran denken, dass er sich bei ihr gar nicht für den Tee bedankt hatte. Normalerweise war Reid nämlich immer sehr höflich.
Sie war derart am Boden zerstört, dass sie nichts mehr spürte. Sie schaffte es nicht einmal, ihm zu folgen. Stattdessen lehnte sie sich ans Geländer und lauschte dem lauten Klacken seiner Reitstiefelabsätze, während er über den Dielenboden schritt, durch ihr kleines Haus.
Erst als sie hörte, wie die Tür zuerst geöffnet wurde und dann hinter ihm ins Schloss fiel, kam wieder Leben in sie. Voller Entsetzen eilte sie durchs Haus in das vordere Zimmer. Vielleicht war sie ja eine Närrin, aber sie wollte sich noch immer quälen, indem sie Reid durchs Fenster dabei beobachtete, wie er fortging – die Straße entlang, auf seinen Geländewagen zu.
Aber ihr armes Herz schien zu zerbrechen, als sie ihn erblickte … Er stand noch immer auf ihren Treppenstufen, hatte sein Gesicht in den Händen verborgen … seine Schultern zuckten.
Oh nein! Er weinte doch wohl nicht?
Sarah schlug die Hand vor den Mund. Sie schluchzte verzweifelt auf und eilte zur Tür. Unvermittelt richtete Reid sich auf. Er sprang die letzten Stufen hinunter und lief den kurzen Pfad entlang. Dann riss er das Tor auf und trat hinaus auf die Straße.
Während sie das Gefühl hatte, in einem Strudel von Verwirrung und Verzweiflung zu versinken, beobachtete Sarah Reid dabei, wie er die Vordertür seines Wagens öffnete und einstieg. Dann schlug er die Tür zu und fuhr los, ohne sich noch einmal umzuschauen.
Reid konnte nicht schlafen.
Verzweiflung hatte ihn erfasst und ließ ihm keine Ruhe. Immer, wenn er die Augen schloss, sah er Sarah vor sich.
Er hatte nicht die Kraft, die quälenden Gedanken an sie zu verdrängen. Er war machtlos, den Fluss der Bilder zu stoppen …
Bilder, die ihn nie verlassen hatten … von Sarah in seinen Armen … in seinem Bett. Sie verfolgte ihn mit Fantasien, die ihn verlockten und beinahe um den Verstand brachten. Jedes einzelne Detail jener kostbaren Tage und Nächte war ihm im Gedächtnis geblieben, jener Zeit, die sie damals glücklich miteinander geteilt hatten, bevor Jessie McKinnon ihm die schockierende Wahrheit enthüllt hatte.
Jetzt drohten ihn diese Erinnerungen zu überwältigen. Es verlangte ihn danach, Sarah zu küssen. Die Vorstellung ihres schlanken Körpers schmerzte ihn. Er sehnte sich verzweifelt danach, ihre Brüste zu umfassen, ihre berückenden Kurven unter sich zu spüren, sich in ihr zu verlieren.
Stattdessen hatte er sie verloren … wegen der Sünden seines Vaters.
Und sie war so ein unschuldiges, vertrauensvolles Mädchen gewesen, als sie sich kennengelernt hatten.
Niemand hatte Reid im reifen Alter von fünfundzwanzig Jahren davor gewarnt, dass ein Schulmädchen seine Welt auf den Kopf stellen würde. Aber von dem Moment an, als Sarah damals aufs Podest gestiegen war, um ihre Rede als Schulsprecherin zu halten, hatte sie seine gespannte Aufmerksamkeit erregt.
Er war wie elektrisiert gewesen. Die Langeweile, die er vorher verspürt hatte, war schlagartig verschwunden. Er hatte aufgehört, das Programm durchzublättern, und sie wie gebannt beobachtet.
Später hatte er versucht herauszufinden, was genau ihm damals den Atem geraubt hatte. Denn noch nie zuvor hatte er so auf ein Mädchen reagiert.
Ihr Aussehen hatte damit zu tun gehabt – Sarah war groß und schlank, hatte glattes schwarzes Haar, hellblaue Augen und einen Mund, wie geschaffen fürs Küssen.
Aber von Anfang an hatte er auch dieses Strahlen entdeckt, das von ihr ausging, eine Art natürliches Selbstvertrauen, das sie von innen zu erleuchten schien, sobald sie ihre Zuhörer anlächelte.
Dann hatte sie mit ihrer Rede begonnen, und Reids Interesse an ihrem Äußeren war durch die Faszination ausgelöscht worden, die ihre Stimme und ihre Botschaft auf ihn ausübten.
Er konnte sich immer noch an Teile dieser Rede erinnern. So hatte sie damals ihre Mitschüler gewarnt, die genau wie sie dabei waren, voller Hoffnung hinaus in die Welt zu gehen.
„Ich tue nicht so, als wäre ich weise“, hatte
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