Julia Collection Band 26
suchen. Und sie würden sich vorstellen, was in dieser Nacht zwischen ihm und dieser schönen Frau vorgefallen war.
Ein wilder Truthahn auf Futtersuche tauchte zwischen den Büschen auf. Kane verscheuchte ihn gereizt.
Das Schlimmste war, dass er in Charity Denham keine Frau für einen One-Night-Stand sah. Hätten Zeit und Umstände es erlaubt, hätte er sich vielleicht richtig um sie bemüht, sie eingeladen, zum Essen und zum Tanzen ausgeführt und ihr alle Wünsche erfüllt.
Der Zeitpunkt war jedoch schlecht, und die Umstände waren noch schlechter. Außerdem hätte es ohnedies keinen Sinn gehabt. Ihre Aufgabe in Australien war erledigt, und sie wollte nicht bleiben. Was sollte sie auch an dem gefährlichen und einsamen Outback reizen, wenn sie doch in England einen sicheren Hafen hatte?
Charity würde sehr bald wie seine Mutter den Staub des Outbacks abschütteln und fortgehen.
Endlich dämmerte der Morgen herauf. Charity und Kane machten Tee und hielten an Zweigen gebundene Brotscheiben übers Feuer, bis sie knusprig wurden. Mit Tims wildem Honig schmeckte das überraschend gut. Das Frühstück war allerdings bald vorüber.
Der Tag zog sich scheinbar endlos dahin, während sie auf Ferret warteten. Wegen der unerträglichen Hitze badeten sie im Teich. Der Anblick von Kane in Boxershorts sorgte dafür, dass Charity kaum die kühlende Wirkung des Wassers spürte. Sie zog zwar die Jeans aus, behielt jedoch das lange Hemd an, das alles verdeckte. Hinterher setzte sie sich auf einen Felsen, um wieder trocken zu werden.
Sie und auch Kane waren äußerst befangen. Sie redeten über Tim und die Verhandlung, über Reid und das zu früh geborene Baby, über Annie und Charitys Vater … über alles und jeden, nur nicht über sich selbst.
Als hätten sie Angst davor, zu viel vom anderen zu erfahren. Charity fragte sich, ob sie vielleicht fürchteten, sie könnten einander zu sehr mögen. Kane machte nicht einmal eine Bemerkung über die Farbe ihres nassen Haares.
Es war von ihm richtig gewesen, sie letzte Nacht abzuweisen. Mit diesem freundschaftlichen Kuss auf die Wange hatte sie sich etwas vorgemacht, und das wussten sie beide. Welchen Sinn hätte schon eine Beziehung? Wozu sollte sie sich Kane nähern, wenn sie doch wieder heimkehrte und ihr Zuhause am anderen Ende der Welt lag?
Sie waren beide äußerst erleichtert, als Ferret kurz nach dem Mittagessen auftauchte.
Kane bestand darauf, selbst zu fahren. „Am Fenster ist es für Sie angenehmer“, sagte er zu Charity. „Ferret kann in der Mitte sitzen.“
Im engen Innenraum des Wagens begriff sie, dass Kane dafür gesorgt hatte, sie während der Fahrt nicht berühren zu müssen. Ferret störte das eindeutig nicht. Er saß zwischen ihnen beiden, drückte seinen Schenkel gegen ihren und lächelte fast die ganze Zeit.
Zum Glück war Ferret nicht gesprächig, und da sein Geländewagen über keine Klimaanlage verfügte, fuhren sie mit offenen Fenstern. Dadurch wurde eine Unterhaltung zusätzlich erschwert. Charity war das nur recht. Sie wollte nichts weiter, als auf der Southern Cross duschen und mit ihrem Vater am Telefon die Heimkehr besprechen.
Bei Sonnenuntergang kam Kane in die Küche, um sich ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen. Zu spät merkte er, dass Charity noch immer mit ihrem Vater telefonierte.
„Ich kann also gleich nach der Verhandlung zurückfliegen“, sagte sie soeben.
Da er nicht lauschen wollte, machte er kehrt.
„Aber wieso?“, rief sie plötzlich. „Du brauchst mich doch!“
Sie wandte Kane den Rücken zu. Trotzdem merkte er, wie sie sich verspannte und den Hörer ans Ohr presste. Hatte ihr Vater schlechte Nachrichten für sie? Kane ging einen Schritt näher auf sie zu, um ihr notfalls beizustehen.
„Alice? Alice Bainbridge?“, rief sie atemlos ins Telefon. „Wirklich? Oh … verstehe.“ Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken und sah zu Boden. „Wirklich?“, stieß sie hervor. „Natürlich bin ich überrascht, aber … aber … das ist schön.“
Kane wusste, er sollte sich zurückziehen, konnte es jedoch nicht. Wieso klang Charity dermaßen betroffen, wenn es angeblich um etwas Schönes ging?
„Ich … ich freue mich für dich“, beteuerte sie, war jedoch den Tränen gefährlich nah. „Nein, nein, ich weine nicht, Vater. Es ist alles in Ordnung … Ja, natürlich bin ich glücklich. Leb wohl. Und bitte … grüße Alice … von mir.“
Sobald sie aufgelegt hatte, sank sie auf dem Stuhl in sich zusammen.
„Was ist
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