Julia Collection Band 27
Erster, nachdem er die Seiten mit den Zahlen studiert hatte. „Ist dieser Code zu knacken, Jason? Du mit deinem CIA-Hintergrund müsstest doch etwas über Geheimcodes wissen.“
„Jeder Code ist entschlüsselbar“, erwiderte Jason. „Aber es ist nicht immer leicht. Vielleicht schaffen wir es, vielleicht auch nicht. Sollen wir einen Experten anheuern?“
„Ich denke, wir sollten es erst einmal selbst versuchen, oder?“, meinte Will. „Ich finde, wir sollten uns an unseren Grundsatz halten, uns nur in absoluten Notfällen von außerhalb Hilfe zu holen.“
„Will hat recht“, sagte Keith. „Ich möchte euch alle bitten, diese Zahlen genau zu prüfen, um zu sehen, ob sie irgendeinen Sinn ergeben. Ich habe schon an Kontonummern gedacht, aber das war schnell widerlegt. Ich vermute, dass es ein numerischer Code ist, in dem die Ziffern für Buchstaben oder Worte stehen.“
„Eric war ein verdammt guter Buchhalter“, warf Sebastian ein, „aber das hier sieht nach einem ziemlich komplexen Code aus.“
„Ja, ich weiß, was du meinst“, meinte Keith nachdenklich. „Aber was ist Buchhaltung schon anderes als Zahlen?“
4. KAPITEL
Keith saß in seinem Lieblingssessel, nippte an einem exzellenten Cognac und starrte ins Leere.
Erics numerischer Code beschäftigte ihn, doch im Moment waren seine Gedanken wieder bei Andrea. Hatte er sie damals auf dem College wirklich geliebt? Oder war er zu ehrgeizig gewesen, um auf andere Dinge zu achten? Natürlich hatte er sie geliebt. Er liebte sie, seit sie Kinder waren. Aber liebte er sie so, wie ein Mann eine Frau liebt, mit der er den Rest seines Lebens verbringen will?
In all den Jahren seit ihrer Trennung hatte er Andreas Lebensweg aus der Ferne verfolgt. Wenn er sie zufällig irgendwo in der Stadt traf, hatte ihn das stets durcheinander gebracht, worüber er jedoch nie hatte nachdenken wollen, denn sie hatte sich immer kühl und distanziert verhalten. Ihre Ehe hatte ihn auf Abstand gehalten, und als er vom Tod ihres Mannes gehört hatte, war er ziemlich geschockt gewesen. Er hatte ein großes Blumengebinde zur Beerdigung geschickt und Andrea eine Karte geschrieben, um ihr zu sagen, wie sehr es ihm leidtäte, und dass sie sich an ihn wenden solle, wenn er ihr in irgendeiner Weise durch diese schwere Zeit helfen könne.
Als Antwort hatte er lediglich eine formelle Dankeskarte erhalten, in der sie in keiner Weise auf seine Sympathiebekundungen und sein Hilfsangebot eingegangen war.
Nachdenklich kniff Keith die Augen zusammen und nippte erneut an seinem Cognac. Er bedauerte sein Verhalten während der Collegezeit nicht. Er war jung gewesen, voller Pläne und körperlich so fit, dass er kaum Schlaf gebraucht hatte.
Inzwischen lebte er schon längst nicht mehr so und war nun auch in der Lage, die Nachteile dieses Lebensstils zu erkennen, was ihm damals überhaupt nicht in den Sinn gekommen war. War es seine Schuld gewesen, dass er seine Seelenverwandte, sein Spiegelbild in vielen Dingen, die einzige Frau auf der Welt, die zu ihm passte – so wie er zu ihr –, hatte gehen lassen?
Als er an ihre Beziehung damals dachte, an das Lachen, an die vielen Freunde, mit denen sie fröhliche Zeiten verbracht hatten, und an gemeinsame Stunden zu zweit, die voller Zärtlichkeiten gewesen waren, war Keith noch immer deprimiert, denn sie hatten in fast allem übereingestimmt, bis auf eins. Andrea wollte nicht mit ihm schlafen. Sie hatte ihn geküsst, ihm gesagt, dass sie ihn liebe, und mit ihm geschmust. Aber wenn die Sache außer Kontrolle zu geraten drohte, dann hatte sie sich zurückgezogen. Er hatte sie gebeten, mit ihr diskutiert, sich über ihre Haltung lustig gemacht, doch nichts hatte geholfen. Sie war entschlossen gewesen, jungfräulich in die Ehe zu gehen, und das war sie wahrscheinlich auch.
Nur dass er nicht der glückliche Bräutigam gewesen war.
Leise fluchend kehrte Keith zurück in die Gegenwart und fragte sich, ob er wohl Erfolg haben würde, wenn er Andrea weiterhin umwarb.
Sie war so toll mit den Kindern umgegangen. Hatte sie nicht früher auch schon ständig von Kindern gesprochen? Ja, er erinnerte sich. Andrea hatte sich eine große Familie gewünscht.
Er dagegen hatte sich nie sonderlich nach Kindern gesehnt, genauso wenig wie seine Exfrau Candace. In dem Punkt waren sie sich zumindest einig gewesen. Eigentlich hatte er sich noch nie mit Kindern beschäftigt und war immer der Meinung gewesen, dass kleine Menschen laut, aber nicht niedlich oder clever
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