Julia Collection Band 28
Leigh nie kennengelernt. Wahrscheinlich war er wie Jared Cambry gewesen, ein Jugendlicher, der sich vor Verantwortung gedrückt und sein schwangeres Mädchen im Stich gelassen hatte. Vor ein paar Jahren hatte ihre Mutter erfahren, dass Leighs Vater bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen war. Der Verlust hatte Leigh getroffen, obwohl dieser Mann in ihrem Leben nie eine Rolle gespielt hatte.
Sie hörte zu, wie Peggy und John sich Liebe und Treue schworen, und sie stellte sich vor, dass sie und Adam das Gleiche taten. Doch sie unterdrückte den Gedanken sofort wieder. Für sie und Adam kam das nicht infrage. Er hatte in Portland seine Firma und seine Familie, und sie würde in Ohio studieren. Fernbeziehungen klappten nicht.
Nach der Trauung wünschte der Standesbeamte dem frischgebackenen Ehepaar alles Gute. Adam gratulierte John und seiner Mutter. Alle wirkten gelöst, ausgenommen Sharon.
Adam übernahm die Einladung zum Essen und hatte in einem der besten Restaurants von Portland reserviert. Peggy war gerührt, als er ihr das sagte. „Das wäre doch nicht nötig gewesen“, meinte sie.
Eine halbe Stunde später saßen sie an einem elegant gedeckten Tisch mit Silberbesteck und Kristallgläsern.
„Wo arbeiten Sie denn jetzt?“, fragte Peggy, als Leigh gerade ihren Salat aß.
„Im Portland General. Deshalb habe ich auch Adam wiedergetroffen. Er hat für Mark Cambry Knochenmark gespendet.“
„Darüber stand gestern etwas in der Zeitung“, warf John ein.
„Ja“, bestätigte Peggy. „Habt ihr das gelesen?“
„Nein“, sagte Adam, und Leigh schüttelte den Kopf. „Wieso stand es in der Zeitung?“
„Mr. Cambry ist ein wichtiges Mitglied der Gemeinde, und das gilt auch für dich, Adam. In dem Artikel stand, dass niemand von den Cambrys als Spender infrage kam. Dann wurdest du genannt, was stand da noch? Genau, Adam Bartlett, Jared Cambrys Sohn. Auch seine Tochter Shawna wurde in dem Artikel ein paarmal erwähnt.“
„Vielleicht war sie diejenige, die mit dem Reporter gesprochen hat“, meinte Leigh. „Jared oder Danielle hätten bestimmt nicht so offen über alles gesprochen.“
„Und was machen Sie im Krankenhaus?“, fragte Peggy.
„Ich bin Krankenschwester auf der Krebsstation. Aber nur noch bis Ende Mai. Im Juni werde ich mit meinem Medizinstudium beginnen.“
„Hier auf der Universität von Portland?“, erkundigte sich Peggy.
„Nein, in Ohio“, erwiderte Adam. „Leigh hat ein Stipendium erhalten. Jetzt wird endlich ihr Traum wahr, Ärztin zu werden.“
Er sagte es ganz nebenbei, als wollte er sich an die Tatsachen erinnern. Die letzte Nacht war wundervoll gewesen, und sie hatten sich darauf geeinigt, nur in der Gegenwart zu leben. Doch Leigh kannte Adam. Irgendwann würde er sich vor dem Abschiedsschmerz schützen wollen und sie ausschließen.
„Ich werde auch einiges in meinem Leben ändern.“ Sharon sprach zum ersten Mal, seit sie das Restaurant betreten hatten.
„Und was?“, fragte Adam interessiert.
„Ich habe mich um eine Versetzung in eine andere Abteilung der Versicherungsgesellschaft beworben. Dort zahlen sie besser. Und es gibt eine zusätzliche Woche Urlaub.“
„Das ist definitiv ein Vorteil“, bestätigte Adam. „Wann erfährst du, ob du die Stelle bekommst?“
„Ende nächster Woche.“ Sharon warf einen Blick zu ihrer Mutter. „Bis dahin mache ich mich schon mal auf Wohnungssuche.“
„Ich habe ihr gesagt, dass sie nicht ausziehen muss“, versicherte Peggy.
„Wir beide haben ihr das gesagt“, fügte John hinzu.
„Stimmt“, erwiderte Sharon, „aber ihr sollt ungestört sein, und es ist höchste Zeit, dass ich selbstständig lebe.“ Dabei warf sie Adam einen etwas abweisenden, aber auch stolzen Blick zu.
Das restliche Essen verlief angenehm, und während der Rückfahrt fand Leigh, dass Adam erleichtert wirkte.
„Deine Mutter und John wirken sehr glücklich. Es war eine schöne Hochzeit. Schlicht, aber schön“, bemerkte sie. „Die beiden lieben sich.“
„Meinst du? Ich frage mich eher, ob sie nicht aus praktischen Überlegungen geheiratet haben. Mom wird älter und braucht einen Mann im Haus. Die Vorteile für John liegen auf der Hand – Sex und gutes Essen.“
„Es geht bestimmt um mehr“, widersprach Leigh. „Ich habe beobachtet, wie sie sich ansehen. Die beiden sind richtig verliebt. Ich glaube, John hat endlich jemanden gefunden, den er schon sein ganzes Leben lang gesucht hat.“
„Du bist eine unverbesserliche
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