Julia Collection Band 28
Idioten mich echt zum Wahnsinn.“
„Du sollst solche Ausdrücke nicht gebrauchen“, mahnte Mick.
Erin achtete gar nicht auf ihn. „Ihr braucht nicht jeden meiner Schritte zu überwachen. Traut ihr mir denn gar kein Urteilsvermögen zu?“
„Es spielt keine Rolle, was wir dir zutrauen“, erklärte Mick. „Die Familie muss dich beschützen.“
„Toll! Dann gelten bei uns jetzt also die Regeln der Mafia.“
„Du nimmst das alles noch immer auf die leichte Schulter.“
Ihre Brüder meinten es gut, doch Erin reichte es. Sie hängte sich die Tasche über die Schulter und strich das rötlich braune Haar nach hinten. „Hört mal, ich mag euch wirklich, aber ich brauche keine Leibwächter. Lasst mich in Ruhe, und vertraut meinem Instinkt. Und bitte sperrt mich nicht ein – das würde euch sowieso nicht gelingen!“ Als ihre Brüder die kleine Rede lediglich mit eisigem Schweigen kommentierten, seufzte sie. „Ich melde mich telefonisch, bevor ich das Haus dieses Mannes betrete und wenn ich es wieder verlasse. Reicht euch das?“
„Nein.“ Mick wandte sich an Matthew, der von den fünf Brüdern der kräftigste war. „Du folgst ihr und parkst in der Nähe des Hauses. Falls dir etwas verdächtig erscheint …“
„Ihr habt sie doch nicht alle“, beschwerte sich Erin.
Matthew stand ungerührt auf und folgte ihr an die Tür, an der sie sich umdrehte und drohend den Zeigefinger erhob.
„Du bleibst unsichtbar, und wage es nicht, mitten in mein Bewerbungsgespräch zu platzen! Ich schwöre dir, dass ich mir sonst eine Gruppe Hells Angels suche und mit jedem einzelnen von ihnen ausgehe.“
„Ja, ja, ist schon gut. Du brauchst mir nicht zu drohen.“
„Das Gespräch könnte durchaus länger dauern“, fuhr Erin fort. „Wenn was passiert, rufe ich dich auf dem Handy an. Aber es wird nichts passieren.“
„Ich habe doch gesagt, dass es gut ist“, erwiderte Matthew und drehte sie an den Schultern zur Tür herum.
Sie riss sich los und packte ihn am muskulösen Arm. „Ich meine es ernst! Ich brauche diese Arbeit. Das darfst du mir nicht verpatzen.“
Matthew hob abwehrend die Hände. „Geh schon, Schwesterchen! Los, los. Und du könntest uns ruhig dankbar sein.“
Erin schüttelte bloß den Kopf und verließ das Haus, um zu dem – hoffentlich – tollsten Vorstellungsgespräch ihres Lebens zu fahren.
Sam sah auf die Uhr, als es an der Tür klingelte. Das Kindermädchen war pünktlich. Schon mal gut für den Anfang. Das gefiel ihm. In der Diele strich er sich vor dem Spiegel kurz übers Haar, um für Erins neue Großmutter anständig auszusehen.
Lächelnd öffnete er – und hörte wieder auf zu lächeln. Er hatte um ein großmütterliches Kindermädchen gebeten, doch vor ihm stand eine attraktive junge Frau, die alles andere als großmütterlich aussah. Das rötliche Haar und das strahlende Lächeln passten nicht zu dem Bild, das er sich gemacht hatte. Doch vielleicht war sie gar nicht das erwartete Kindermädchen. „Kann ich etwas für Sie tun?“, fragte er.
Sie reichte ihm die Hand, an der ihm die kurzen und gepflegten Nägel auffielen. Kein Lack. Ganz natürlich hatten ihm die Hände einer Frau schon immer am besten gefallen.
„Ich bin Erin O’Grady, Mr. Lowery. Nannysource schickt mich zu Ihnen.“
„Nennen Sie mich Sam, aber hier liegt ein Irrtum vor. Ich habe um eine ältere Frau gebeten.“ Trotzdem schüttelte er ihr die Hand, die er ausgesprochen reizvoll fand.
„Karla meinte, ich könnte Sie vielleicht umstimmen. Wissen Sie, ich bin auf die Arbeit mit traumatisierten Kindern spezialisiert. Darum findet sie, ich wäre für Jessica ideal.“
Und ideal für mich … Sam gefiel, wie sich Erins Hand anfühlte. Miss Erin O’Grady mochte in vieler Hinsicht ideal sein, aber die Betreuung seiner Tochter gehörte nicht dazu. Mia wäre bestimmt anderer Ansicht gewesen, aber er brauchte nur ein Kindermädchen beziehungsweise eine Großmutter für seine Tochter, keine aufreizende Frau, die sein Haus mit ihrem femininen Duft und Lachen erfüllte. Er war schließlich auch nur ein Mensch.
Allerdings beschloss er, wenigstens zum Schein ein Einstellungsgespräch zu führen, bevor er bei Nannysource anrief und Erin ablehnte. „Gut, kommen Sie herein. Ich muss Sie allerdings warnen. Jessica ist ziemlich schwierig, seit …“
Erin legte ihm die Hand auf den Arm. „Tut mir leid. Ich habe gehört, was mit Jessicas Mutter passiert ist.“
Ihre Hand auf seiner Haut fühlte sich höchst angenehm
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