Julia Collection Band 28
lächelnd. „Sie dürfen mir erzählen, was Sie wollen. Nur keine Entschuldigungen.“
Er betrachtete sie eine Weile, hob die Hand und strich ihr das Haar hinters Ohr. „Haben Sie morgen Abend schon etwas vor?“
Das Herz schlug ihr bis zum Hals. „Äh, nein. Am Vormittag bin ich zum Brunch bei meiner Familie, aber abends habe ich … nichts vor. Warum?“
„Ich würde Sie gern zum Essen ausführen. Als Dankeschön für die erste Woche. Vielleicht können wir dabei auch darüber sprechen, wie ich Jessica konkret helfen kann.“ Mit einem angedeuteten Lächeln fügte er hinzu: „Ich bin zwar starrsinnig, aber das möchte ich unbedingt schaffen.“
„Das weiß ich“, bestätigte Erin. „Und ich gehe gern mit Ihnen essen.“
„Schön. Dann bitte ich meine Sekretärin, auf Jessica aufzupassen. Mia wird das gern machen, ihr fehlt die Kleine regelrecht, seit ich sie nicht mehr zur Arbeit mitnehme.“
„Das kann ich mir vorstellen“, meinte Erin lächelnd. „Ihre Jessica muss man einfach lieb haben.“
Ihr stockte der Atem, als er sie eindringlich ansah, die Hand hob und beinahe ihre Wange berührte. Erst im letzten Moment, als sie fast schon seine Finger spürte, zog er die Hand wieder zurück.
„Ich sollte schlafen gehen“, sagte er leise.
„Ich auch.“
Wortlos standen sie da, und Spannung knisterte zwischen ihnen. Sam sah Erin an, sie sah ihn an, und ein unsichtbares Band hielt sie beide gefangen.
„Erin …“
In diesem Moment sah Erin ihre Träume ganz konkret vor sich. Sam liebte sie. Er liebte Jessica. Und die anderen Kinder, die sie zusammen hatten. Stopp! Sie musste dringend zur Besinnung kommen. Denn die Wirklichkeit sah ganz anders aus. Von Sams Seite war das nicht Anziehung, was ihn beinahe zu dieser Geste gerade eben veranlasst hätte. Keine Anziehung, schon recht nicht Liebe. Er war ihr einfach nur dankbar, weil sie ihm und seiner Tochter half. Wenn sie das vergaß, setzte sie sich unnötigem Schmerz aus.
Überstürzt wich sie vor ihm zurück und stolperte. Er hielt sie am Arm fest.
„Tut mir leid“, murmelte sie. „Wie ungeschickt von mir.“
„Danke für alles.“ Er gab sie nur widerstrebend frei. „Räumen Sie heute bitte nicht mehr auf. Sie haben schon genug getan.“
Dankbarkeit, sagte sie sich. Es ist nur Dankbarkeit!
„Ist gut“, erwiderte sie und senkte den Kopf. In diesem Moment wäre sie mit allem einverstanden gewesen, nur um sich zurückziehen zu können, weil man ihr bestimmt ansah, was sie empfand. „Gute Nacht, Sam.“
„Gute Nacht, Erin.“
„Schlafen Sie gut.“
„Das werde ich wohl kaum können“, erwiderte er leise.
Erin flüchtete in ihr Zimmer und wusste nicht, ob Sams letzte Bemerkung eine Anspielung auf was auch immer gewesen war. Oder ob sie sich, wieder einmal, nur etwas einbildete.
Eamon fing Erin am nächsten Vormittag ab, als sie an den Tisch mit der Teekanne ging. Wie immer saßen die O’Gradys im Wohn- und Essraum verstreut beim Brunch, jeder mit seinem Teller auf den Knien. Die vielen Leckereien waren auf diversen Tischen platziert, von denen sich jeder nahm, was er wollte. „Ich habe gehört, dass du für einen alleinstehenden Mann arbeitest.“
Erin küsste ihn herzhaft auf die Wange. „Ich freue mich auch, dich wiederzusehen, großer Bruder.“
Eamon tat, als würde er sich ekeln, und wischte sich über die Wange. „Ich meine es ernst, Erin. Wäre ich hier gewesen, bevor du die Stelle angenommen hast …“
„Du warst aber nicht hier. Ich bin echt froh, dass wenigstens einer meiner Brüder ab und zu auf Geschäftsreise muss“, schnitt sie ihm energisch das Wort ab und schob sich ein Stück Zimtbrötchen in den Mund. „Außerdem sind deine Komplizen bei dem armen Kerl gewesen und haben ihn verhört, bevor ich dort eingezogen bin. Das war mir schon peinlich genug. Du hast keinen Grund, dich zu beschweren. Außerdem ist Sam wirklich nett.“
Eamon nahm ihr ein Stück von dem Zimtbrötchen weg. „Trotzdem möchte ich den Kerl kennenlernen und unter die Lupe nehmen.“
Erin stemmte die Fäuste in die Hüften. „Irgendwann vielleicht, Eam, aber auch nur, wenn es sich ergibt. Er hat unter euch O’Grady-Männern schon genug gelitten. Das mute ich ihm und mir nicht noch einmal zu. Ich mag meine Arbeit, und du wirst sie mir nicht verderben.“
„Seit wann bist du denn so widerspenstig?“, erkundigte sich ihr Bruder misstrauisch.
„Seit ich es leid bin, dass meine Brüder ständig meinen, jeder Mann ist ein Schuft,
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