Julia Collection Band 28
sobald er nur in meiner Nähe ist.“
„Ist ja schon gut“, meinte er seufzend und nahm sie in den Arm. „Ich will nur dein Bestes.“
Erin drückte ihn an sich und zog sich wieder zurück. „Das weiß ich, aber hier geht es nicht um Sam, sondern um seine Tochter. Jessica ist zwei Jahre alt und schwer traumatisiert.“ Es stimmte zwar nicht ganz, dass es ihr nur noch um Jess allein ging, doch das brauchte Eamon nicht zu wissen.
Ihr Bruder lockerte ein wenig auf. „Susan hat mir erzählt, was die beiden durchgemacht haben. Wirklich schrecklich.“
„Ja, und ich kann ihnen hoffentlich helfen.“
„Wenn überhaupt jemand, Schwesterchen, dann du“, versicherte er, legte ihr den Arm um den Hals und presste sie an sich.
„Lass das!“
Er gab sie frei und küsste sie auf die Wange. „Sei trotzdem vorsichtig. Jedenfalls möchte ich den Typen kennenlernen.“
„Warum? Was haben die anderen über ihn erzählt?“
„Ich bilde mir lieber meine eigene Meinung“, wehrte Eamon ab.
„Was haben sie erzählt?“, drängte sie.
„Dass er ganz in Ordnung ist“, räumte Eamon widerstrebend ein.
„Na bitte!“, trumpfte sie auf.
Eamon hob warnend den Zeigefinger. „Das hat man auch schon von Massenmördern gesagt.“
„Du bist nicht ganz klar im Kopf“, hielt Erin ihm vor. „Ich gehe jetzt zu den Frauen und Kindern hier. Die sind wenigstens noch bei Verstand. Ihr O’Grady-Männer … ihr … seid doch besessen!“
Zum Glück wurde sie an diesem Vormittag nur von Eamon in die Zange genommen, was sie einigermaßen überraschte. Sie war stolz auf sich: Sie hatte keine Gefühle ausgeplaudert und schon gar nicht einen roten Kopf bekommen, als Sams Name fiel. Mehr hatte sie nicht erwarten dürfen. Ja, der Tag hatte wahrlich gut angefangen.
Auf der Rückfahrt zu Sam freute sie sich schon auf das Abendessen. Ach ja, wenn es nach ihr laufen würde, würde Jessica ihr Schneckenhaus verlassen, Sams Schutzwall würde einbrechen, und ihre Brüder würden Sam liebevoll in die O’Grady-Familie aufnehmen.
Jetzt musste ihr nur noch einfallen, wo sie ihren Zauberstab verwahrt hatte.
„Sie sind also die sagenumwobene Erin O’Grady“, stellte Mia an diesem Abend fest, als sie die Haustür öffnete.
Es duftete nach frischem Gebäck. Kinder lachten. Hier gefiel es Erin auf Anhieb. Mia wirkte herzlich, war ungefähr vierzig, etwas rundlich um die Mitte herum und besaß eine angenehme mütterliche Ausstrahlung. Kein Wunder, dass Jessica an ihr hing.
„Mir ist nicht bekannt, dass ich sagenumwoben wäre“, erwiderte Erin lachend. „Berüchtigt würde es vielleicht eher treffen“, fuhr sie fort und schüttelte Mia die Hand.
„Kommen Sie bitte herein.“ Mia wich zur Seite. „Hi, Sam.“
„Was hast du denn da im Ofen?“, fragte er.
„Ingwerplätzchen.“
„Lecker“, rief Erin aus. „Die mag ich am liebsten.“
Mia blinzelte ihr zu. „Dann packe ich Ihnen welche ein.“
„Reizend von Ihnen.“
Mia hakte Erin unter und führte sie ins Wohnzimmer. „Ich bin ja so froh, dass Jessica heute Abend bei mir bleibt. Sie hat mir schrecklich gefehlt.“
„Das verstehe ich nur zu gut. Sie ist zauberhaft.“
Mia warf einen Blick auf die schlafende Jessica in Sams Armen. „Gib sie mir, Junge. Auf der Baustelle bist du der Boss, hier bin ich es.“
Sam lächelte und streichelte Jessica, bis sie allmählich verwirrt die Äuglein öffnete. Auf der einen Seite klebte ihr das Haar am Kopf, auf der anderen stand es ganz entzückend ab. Sam küsste sie auf die Stirn und zeigte auf seine Sekretärin. „Schau mal, Schätzchen, wer da ist.“
Jessica drehte den Kopf, entdeckte Mia und lächelte. „Mi-mi!“
Mia nahm sie an sich und küsste sie auf die Wangen. „Wie geht es denn meinem kleinen Wildfang?“
„Dank Erin geht es ihr großartig“, erwiderte Sam.
„Nein, bitte“, wehrte Erin ab. „Sie übertreiben.“
Er sah sie intensiv an, doch dieser Blick enthielt noch viel mehr als Dankbarkeit. Erin merkte, dass Mia sie beide prüfend musterte.
„Was macht das Aua?“, fragte Mia und griff nach Jessicas verbundener Hand.
„Aua“, sagte Jessica.
„Werden nächste Woche die Fäden gezogen, Sam?“, fragte Erin.
Er nickte. „Bestimmt wirft mich der Doc wieder aus dem Behandlungsraum hinaus.“
Erin und Mia lachten. „Keine Angst“, meinte Erin und legte ihm die Hand auf den Arm. „Ich bleibe bei ihr.“ Wieder wechselten sie einen Blick, bei dem ihr Herz schneller schlug, und jetzt sah Mia
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