Julia Collection Band 28
bringe sie ins Bett“, sagte er gedämpft.
„Gut. Soll ich Ihnen etwas zu trinken holen?“
„Sie haben schon genug getan, Erin. Entspannen Sie sich.“
„Entspannen? Wie geht das denn?“, scherzte sie.
Behutsam hob er Jessica hoch. Dabei wurde sie nur halb wach und protestierte schläfrig. Bevor er jedoch die Treppe erreichte, streckte die Kleine plötzlich die Ärmchen aus. „Erin Heia bringen.“
„Was möchtest du, Schätzchen?“, fragte er überrascht.
„Erin Heia bringen“, wiederholte Jessica weinerlich und erinnerte ihn an den Tag, an dem Erin sich bei ihnen vorgestellt hatte. Das schien schon Ewigkeiten her zu sein. Bereits da hatte Jessica sich an Erin geklammert, was er durchaus verstehen konnte. „Leisten Sie uns Gesellschaft?“, fragte er.
„Ich weiß nicht“, entgegnete Erin unsicher. „Ich möchte mich nicht aufdrängen.“
„Erin Heia bringen!“, wiederholte Jessica fordernd.
„Sie wurden soeben überstimmt“, erklärte Sam lächelnd. „Das geht schon in Ordnung. Ich habe nichts dagegen.“
„Dann sehr gern.“ Erin stand auf, griff nach einem Stapel Fotos in einer Plastikhülle und winkte Jessica damit zu. „Also gut, kleines Fräulein, gehen wir in die Heia.“
Zufrieden lehnte Jessica sich wieder an ihren Vater.
Sam fühlte Erin auf der Treppe ganz nahe hinter sich und fing den Duft ihres Parfums auf, das ihn an Vanille erinnerte. So war es richtig – ein Mann und eine Frau brachten das kleine Mädchen, das sie liebten, ins Bett.
Auch daran konnte er sich gewöhnen, und genau das holte ihn auch auf den Boden der Tatsachen zurück. Erin war nicht Jessicas Mutter und, vor allem, nicht seine Frau. Er durfte ihr nicht unrecht tun. Sie sehnte sich nach einer lebenslangen Bindung, und er wollte sich nie wieder binden. Einen eindeutigeren Beweis dafür, dass sie nicht füreinander bestimmt waren, gab es wohl kaum.
8. KAPITEL
Vielleicht war das unsinnig, aber Erin fand einen Mann, der so an seinem Kind hing wie Sam an Jessica, einfach unwiderstehlich. Es freute sie, dass sie zum ersten Mal dabei sein durfte, wenn die Kleine zu Bett gebracht wurde, doch sie hatte nicht damit gerechnet, dass es sich auch auf ihre Gefühle für Sam auswirken würde.
Bevor sie das Kinderzimmer verließen, überzeugte Erin sich davon, dass die Mommy-Fotos so lagen, dass die Kleine sie jederzeit sehen konnte. Danach stieg sie unsicher die Treppe hinunter. Sam war dicht hinter ihr, und am liebsten wäre sie stehen geblieben und hätte sich an ihn gelehnt. Um gar nicht erst in Versuchung zu geraten, ging sie schneller.
„Wozu diese Eile?“
„Ich möchte noch ein bisschen aufräumen“, erwiderte sie und lachte nervös. „Sie sollen das Wochenende mit Jessica genießen.“
„Danke, aber Sie haben genug getan. Reden wir lieber noch ein bisschen, und hinterher räume ich auf.“
„Schön, aber ich lasse nur ungern Unordnung zurück.“
„Irgendwann muss ich unbedingt Ihre Mutter kennenlernen“, sagte Sam trocken.
„Sie hat mich tatsächlich geprägt“, bestätigte Erin lächelnd.
Da er sich aufs Sofa setzte, entschied Erin sich für einen Sessel. Das erschien ihr sicherer, weil sie sich im Moment selbst nicht wirklich vertraute. Schließlich bestand sie nicht aus Eis, ihre Selbstbeherrschung war begrenzt, und ihre Gefühle befanden sich in hellem Aufruhr.
„Also“, begann er, „wieso wird es noch ein Album geben? Hat das etwas mit den Fotos zu tun, die Sie auf Jessies Kommode gelegt haben?“
„Ja“, bestätigte Erin und strich sich durchs rötliche Haar. „Sie sammelt Fotos von ihrer Mommy.“
„Jessica sammelt sie?“, fragte er erstaunt.
„Ja. Sie hat sie herausgesucht, alle auf einen Stapel gelegt und ständig mit sich herumgetragen. Ich habe versucht, mit ihr darüber zu reden, aber …“
„Sie geht nicht darauf ein.“
Erin nickte bedauernd. „Und man darf bloß nicht versuchen, ihr die Bilder wegzunehmen.“
Sam überlegte, ob das vielleicht auch seine Schuld war. „Was meinen Sie? Genügt es, einfach abzuwarten? Schließlich hat sie seit dem Brand nur das eine Foto gesehen.“
„Ich glaube …“ Erin gab sich einen Ruck. „Sam, ich glaube, Sie müssen mit ihr nicht nur über die Fotos, sondern auch über ihre Mutter sprechen.“
„Sind wir wieder da angelangt?“
„Ja, genau da. Jessica muss wissen, dass es richtig ist, wenn sie die Fotos und Jenny liebt. Dass diese Liebe nichts Falsches ist und schon gar nichts, was man verstecken sollte. Sie
Weitere Kostenlose Bücher