Julia Collection Band 28
eindeutig sehr interessiert zu.
„Nun, dann will ich euch nicht länger aufhalten“, sagte Mia in einem zufriedenen Ton, als hätte sie soeben das tollste Gerücht des Jahres erfahren. „Ihr wisst ja, dass ihr euch viel Zeit lassen könnt. Falls ich die Kleine über Nacht behalten soll …“
„Mia“, warf Sam warnend ein.
„Ist nur ein Angebot“, behauptete seine Sekretärin. „Ich meine ja bloß – falls es spät werden sollte …“
Erin wurde rot und senkte verlegen den Blick. Glaubte Sams Sekretärin tatsächlich an eine intime Beziehung zwischen ihr und ihrem Arbeitgeber?
„Wir holen Jessica in ein paar Stunden wieder ab“, versicherte Sam.
„Wie du meinst“, entgegnete Mia. „Es hat mich jedenfalls sehr gefreut, Sie kennenzulernen, Erin. Es ist schön, Sam zur Abwechslung mal nicht mit finsterem Gesicht zu sehen.“
„Hat mich auch gefreut“, erwiderte Erin lächelnd und küsste Jessie auf die Wange. „Bis bald, Schätzchen.“
„Bald, Win.“
„Sie nennt mich Win“, erklärte Erin.
„Wie süß“, sagte Mia lachend.
Sam streichelte seine Tochter und küsste sie auf die Wangen. „Sei ein braves Mädchen, Schatz.“
„Lieb haben, Daddy.“
„Ich habe dich auch lieb.“
„Lieb haben, Win.“
Erin musste schlucken und bekam feuchte Augen. „Wie süß. Das hat sie bisher noch nie gesagt.“ Behutsam streichelte sie die Wange der Kleinen. „Ich habe dich auch lieb, mein Schätzchen.“
„Mein Angebot steht!“, rief Mia ihnen nach, als sie das Haus verließen. „Jessie kann über Nacht bleiben.“
Sam schüttelte zwar den Kopf, lächelte jedoch. „Bis nachher, Mia.“ Im Wagen seufzte er, startete den Motor und fuhr los. „Tut mir leid. Mia versucht unablässig, mich zu verkuppeln.“
„Macht nichts“, versicherte Erin und lachte nervös. „Jeder von uns hat offenbar sein Problem. Mia will Sie verkuppeln, und meine Brüder wollen mich ins Kloster sperren.“
„Das wäre jammerschade“, meinte er leise.
Ein wohliger Schauer lief ihr über den Rücken. Flirtete er mit ihr? Sie konnte es kaum glauben. „Und wohin gehen wir?“
„Nur in ein kleines Grillrestaurant in der Nähe, das ich sehr mag. Einverstanden?“
„Aber ja, sicher.“
„Da Sie von Ihren Brüdern gesprochen haben – wie war der Brunch?“
„Die Familie hat mich mit blöden Fragen verschont … aber mein Bruder Eamon ist von seiner Geschäftsreise zurück und möchte Sie kennenlernen.“
„Hat er denn von den anderen keinen ausführlichen Bericht erhalten?“
„Genau das habe ich auch gefragt“, rief Erin aus. „Wissen Sie, was er antwortete? Man habe Sie ihm als nett beschrieben, doch das habe man auch schon über Massenmörder gesagt.“
„Autsch“, rief Sam lachend.
„Ja, tut mir leid.“
„Ich finde es schön, dass alle so auf Sie aufpassen“, beteuerte er. „Es macht mir nichts aus, Ihre ganze Familie kennenzulernen. Sagen Sie Ihrem Bruder, er ist jederzeit willkommen.“
„Danke, ich werde es ihm nicht ausrichten.“
Er drückte kurz ihre Hand und löste damit ein feines Prickeln aus. „Nur zu. Es macht mir Spaß, Ihren besorgten Bruder zu beruhigen, dass ich das zahmste Unschuldslamm der Welt bin.“
Erin lächelte, ehe sie aus dem Seitenfenster blickte. Du liebe Zeit, wenn Sam wüsste! Zahmes Unschuldslamm? Wohl nur in seiner eigenen Wahrnehmung. Sie sah nur den Mann – und war drauf und dran, sich Hals über Kopf in ihn zu verlieben!
9. KAPITEL
Sam hatte schon sehr lange keinen so schönen Abend mehr erlebt wie mit Erin. Zwar sprachen sie auch sozusagen über das Geschäftliche: Erin gab ihm einige Tipps, wie er Jessica helfen konnte, die Trauer um ihre Mutter zu verarbeiten. Doch vor allem unterhielten sie sich privat. Erin erzählte Sam von den unzähligen Streichen ihrer Brüder und hatte überhaupt viele Anekdoten aus dem lebhaften Familienleben der O’Gradys auf Lager. Und sie brachte ihn zum Lächeln. Richtig zum Lächeln, wie schon lange nicht mehr. Vielleicht hatte Mia recht, und er war tatsächlich die meiste Zeit mit finsterem Gesicht herumgelaufen.
Die Geschichten aus dem Familienleben von Erin machten Sam fast schon ein wenig neidisch. Wie es wohl war, Teil einer Familie wie der O’Gradys zu sein? Immer zu wissen, dass es Menschen gab, die einen akzeptieren, lieben und beschützen? Bisher hatte er gedacht, auf so etwas nicht angewiesen zu sein. Doch seit Erin sah er das anders.
Sie und ihre Familienverbundenheit ließen seine Gedanken immer
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