Julia Collection Band 28
sich dem Eingang. Mit siebzehn war er nicht bereit gewesen, Verantwortung als Vater zu übernehmen. Er hatte auch kein Mädchen heiraten wollen, das er kaum kannte. Nun jedoch war er ein reifer Mann und hatte eine eigene Familie. Es war ihm schmerzlich bewusst, dass er Adam im Stich gelassen hatte. Selbst wenn er gesetzlich nicht dazu verpflichtet war, hätte er seinen Sohn gern dafür entschädigt.
Er klopfte. Als niemand öffnete, klingelte er. Schon lange hatte er nicht mehr solches Herzklopfen gehabt.
Eine zierliche ältere Frau mit rötlich blondem Haar öffnete.
„Mrs. Cartwright?“, fragte er.
„Ja.“
„Ich bin Jared Cambry und suche Adam Bartlite.“
Sie schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, den kenne ich nicht.“
Eine Sackgasse? Hatte Sam Hastings sich in der Adresse geirrt?
„Adam Bartlite ist adoptiert worden. Ich habe diese Adresse aus Unterlagen von dem Krankenhaus. Leider hat ein Brand damals die meisten Dokumente zerstört, es kann also sein, dass etwas vertauscht worden ist.“ Er spürte, wie sein Mut sank.
„Wir haben unsere Tochter adoptiert“, erwiderte die Frau. „Aber wir kennen niemanden, der Bartlite heißt.“
Vielleicht hatte sie es vergessen, weil Adam und seine Eltern nur kurze Zeit auf dem Weingut gelebt hatten? „Mein Sohn müsste siebenundzwanzig Jahre alt sein“, erklärte Jared.
„Unsere Lissa ist siebenundzwanzig.“
War das nur ein Zufall? „Wissen Sie etwas über ihre leiblichen Eltern?“
„Nicht viel. Eine ehemalige Schulfreundin hat im Portland General Hospital gearbeitet, und sie hat mir erzählt, dass Lissas Mutter erst siebzehn war. Sie wollte das Kind behalten, lag aber nach einem Autounfall im Koma. Lissa kam vorzeitig auf die Welt, und die arme Mutter starb kurz nach der Geburt.“
„Hieß Lissas Mutter vielleicht Olivia Maddison?“, fragte Jared hoffnungsvoll.
Mrs. Cartwright stützte sich am Türrahmen ab. „Lissas Mutter hieß Olivia, mehr weiß ich leider nicht. Worum geht es denn überhaupt?“
„Ich glaube, dass ich Lissas leiblicher Vater bin“, erwiderte Jared.
„Das verstehe ich nicht. Sie haben doch gerade nach einem Adam Bartlite gefragt.“
„Ich weiß nicht, wie dieser Adam Bartlite mit der ganzen Sache verbunden ist. Vielleicht wurden seine Unterlagen mit denen von Lissa vermischt, als das Personal nach dem Brand versuchte zu retten, was noch zu retten war.“ Eigentlich spielte das für ihn keine Rolle mehr. Er hatte gefunden, wonach er gesucht hatte – sein Kind, eine Tochter.
Mrs. Cartwright betrachtete ihn misstrauisch. „Was wollen Sie von uns?“
„Nichts“, schwindelte er. „Ich möchte meine Tochter bloß kennenlernen.“
Die Frau, die sein Kind großgezogen hatte, betrachtete ihn eingehend. „Sie haben die gleichen Augen wie sie.“
„Wurde sie am dreizehnten Januar im Portland General Hospital geboren?“ Mrs. Cartwright nickte.
Jared beherrschte sich eisern. „Ist sie hier?“
„Sie ist im Büro der Weinkellerei.“
Er wurde immer nervöser, und er schämte sich auch. Wieso hatte er Lissa nicht schon früher gesucht? Vielleicht wollte sie ihn gar nicht sehen und nahm an, er würde sie nur benutzen. Was ja in gewisser Weise auch stimmte.
„Wie wird sie Ihrer Meinung nach reagieren, wenn ich unangemeldet auftauchte?“, fragte er.
„Keine Ahnung.“
„Vielleicht wird sie mir verübeln, dass ich nicht an ihrem Leben teilgenommen habe“, fuhr Jared fort.
„Lissa ist eine reizende junge Frau, und ich bin für jeden Tag dankbar, den sie bei uns ist. Ich war jahrelang nicht schwanger geworden, wünschte mir aber verzweifelt ein Kind.“ Tränen stiegen Mrs. Cartwright in die Augen.
„Ich will mich nicht in Lissas Leben drängen oder sie von hier wegholen“, versicherte Jared. „Ich möchte sie bloß kennenlernen.“
„Das verstehe ich“, meinte Mrs. Cartwright. „Und für mich wäre es sicher schwieriger gewesen, wären Sie schon aufgetaucht, als sie noch ein Kind war.“
„Danke, dass Sie sich um sie gekümmert und sie liebevoll großgezogen haben“, sagte er schlicht.
„Es war für mich eine reine Freunde, Mr. Cambry.“ Sie nahm eine Jacke vom Haken. „Kommen Sie, ich stelle Sie Lissa vor. Danach liegt alles Weitere bei ihr.“
Lissa beugte sich über den Marketingplan, den Sullivan auf dem Schreibtisch ausgebreitet hatte. Dabei war er ihr viel zu nahe, als dass sie sich auf die Arbeit hätte konzentrieren können. In Jeans und mit einem weißen Hemd wirkte er sehr
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