Julia Collection Band 28
Merkt keiner“, flüsterte sie verschwörerisch.
„Klingt verlockend, aber leider muss ich mich heute Abend meinem Job zuwenden. Die Cartwrights zahlen mir ein dickes Honorar, damit ich mich um die Winzer kümmere.“ Sullivan lachte sie charmant an, in der Hoffnung, dass sie dieser Lüge aufsaß. „Ich hasse meinen Job!“ Er sah sich nach Lissa um, damit sie ihm half, sich von Gretchen zu lösen.
Im Verlauf der letzten halben Stunde hatte Lissa ihn geschnitten und war seinen Blicken ausgewichen. War sie vielleicht verärgert? Glaubte sie etwa, dass er hinter der vollbusigen Reporterin her war, die sich ihm am liebsten an den Hals geworfen hätte?
„Darf ich um Aufmerksamkeit bitten?“, sagte Ken Cartwright nun zu seinen Gästen.
Ach, endlich die Rettung!
Die Gespräche verstummten, und Ken fuhr fort: „Meine Tochter Lissa arbeitet nun schon seit Jahren für mich und hat alles gelernt, was ich über Wein weiß. Dabei hat sie mich bereits überholt.“
Die Leute lächelten und blickten abwechselnd zu Lissa und zu ihrem Vater.
„Nun hat meine Tochter einen neuen Verschnitt kreiert, den wir ‚Virgin Mist‘ getauft haben“, verkündete Ken stolz. „Wir möchten, dass Sie als unsere Gäste ein erstes Glas probieren, bevor wir diese Sorte offiziell vorstellen.“
Während die Kellner auf silbernen Tabletts Gläser hereinbrachten, blickte Sullivan zu Lissa. Sie nagte an der Unterlippe und wartete sichtlich gespannt auf die Reaktion der Fachleute. Er wäre jetzt gern an ihrer Seite gewesen, um sie zu unterstützen.
Die Spannung stieg, während die Gäste nach den Gläsern griffen, und Sullivan nutzte die Gelegenheit, um sich von der Blondine zu lösen. „Ich habe mich gern mit Ihnen unterhalten, aber die Pflicht ruft. Wenn Sie mich entschuldigen wollen.“
Gretchen schmollte, doch daran störte er sich nicht. Bevor er jedoch Lissa erreichte, trat ein Mann mittleren Alters zu ihr, der sich schon vorhin mit ihr unterhalten hatte. Er war gut gekleidet, sah ausgezeichnet aus und verströmte Charme. Allerdings war er auch alt genug, um ihr Vater zu sein.
Als er ihr etwas zuflüsterte, leuchteten ihre Augen auf. Sullivan vermutete, dass er den Wein gelobt hatte, weil nun auch die anderen Gäste nickten und lächelten. Im Blick dieses Mannes entdeckte Sullivan jedoch durchaus handfestes Interesse an einer Frau.
Seit Sullivan von seiner Frau wegen eines Kerls verlassen worden war, der seiner Ansicht nach schon ins Pflegeheim gehörte, hatte er etwas gegen Beziehungen zwischen Frühling und Herbst. Was fand eine junge Frau an einem dermaßen alten Knacker?
Kristin war es bestimmt um Atwaters Geld gegangen. Sullivan selbst war auch reich, doch sein Vater hatte das Vermögen in einem Treuhandfonds angelegt, der erst freigegeben werden sollte, wenn er seine erste eigene Million verdient hatte. Und Kristin hatte offenbar nicht so lange warten wollen.
Lissa machte nicht den Eindruck, als würde ein fettes Bankkonto sie reizen. Vielleicht hatte sie einen Vaterkomplex, weil sie adoptiert worden war? Trotzdem verstand Sullivan das nicht. Und er konnte es auch nicht akzeptieren.
Sie lachte über etwas, das der ältere Mann zu ihr sagte. Eigentlich sollte Sullivan sich an dieser freundschaftlichen Unterhaltung nicht stören. Der Mann war vermutlich nur ein Winzer aus der Nachbarschaft.
Im weiteren Verlauf des Abends erfuhr er mehr über den Kerl, der, so wurde ihm auch klar, offensichtlich doch ein Auge auf Lissa geworfen hatte. Martinellis zweite Frau war im letzten Jahr beim Skilaufen tödlich verunglückt. Sie war fünfzehn Jahre jünger als Martinelli gewesen. Warum konzentrierte sich der Typ nicht auf Frauen seines Alters?
Natürlich hatte Sullivan keinerlei Anspruch auf Lissa, doch hier waren etliche jüngere Männer, die besser zu ihr passten. Dieser Anthony Martinelli war zu alt und zu charmant für sie.
Nachdem sich die letzten Gäste verabschiedet hatten und Ken und Donna nach oben gegangen waren, gesellte Lissa sich zu Sullivan am Kamin. „Also, was denken Sie?“
Er dachte, dass dieser Opa die Finger nach ihr ausstreckte, doch das meinte sie natürlich nicht mit ihrer Frage. „Es ist außergewöhnlich gut gelaufen. Bald wird man nur noch von Virgin Mist sprechen, und nach der offiziellen Präsentation sollte Valencia Vineyards zu einem bedeutenden Faktor in der Weinindustrie werden.“
„Das hat Anthony auch gemeint“, erwiderte sie freudig.
Also hatte er sich nicht getäuscht. Der alte Kerl
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