Julia Collection Band 28
sah. Nur so würde ihnen der Abschied leichtfallen. Trotzdem hätte er den alten Kerl gern verprügelt.
Als ob er sich quälen wollte, saß Sullivan auf der Veranda des Gästehauses und wartete auf Martinellis Wagen. Lissa hatte die Verabredung tatsächlich nicht abgesagt. Ja, sie hatte heute sogar die Arbeit früher beendet, um sich herzurichten.
Nun hockte er hier herum und spielte wie ein liebeskranker Clown den Babysitter für diesen verdammten Hund!
Der Welpe winselte, bellte und zog an der Leine, um Sullivan auf sich aufmerksam zu machen. Barney wollte spazieren gehen, doch Sullivan rührte sich nicht von der Stelle. Er blieb lieber auf der Veranda und ärgerte sich über etwas, das ihm grundsätzlich gleichgültig war. Oder?
Als ein champagnerfarbener und ziemlich neuer Wagen vorfuhr, biss Sullivan die Zähne zusammen. Martinelli stieg aus und ging zum Haus. Schick herausgeputzt hatte er sich in seinem Anzug. Der Kerl sah für sein Alter gut aus. Zu gut. Wahrscheinlich hatte er daheim einen Fitnessraum und achtete auf seine Ernährung.
Sullivan murmelte eine Verwünschung. Vielleicht sollte er doch mit dem Hund spazieren gehen und zusehen, wie Barney eine von diesen verdammten Enten jagte.
Und wenn Lissa nicht in Gefahr gewesen wäre, auf einen verdammten alten Enterich hereinzufallen, hätte er es auch getan. Jemand musste sich schließlich um sie kümmern. Sie hatte zwar die Jungfräulichkeit verloren, war aber noch immer irgendwie unschuldig. Und darum blieb er auf jeden Fall hier sitzen und wartete, bis Martinelli sie wieder nach Hause brachte.
9. KAPITEL
Lissa betrachtete sich im Spiegel und seufzte über die dunklen Ringe unter den Augen. Sie hatte fast die ganze Nacht bei Sullivan im Gästehaus verbracht.
Es war Viertel nach sieben. Anthony würde bestimmt gleich eintreffen, falls er nicht schon unten wartete. Eigentlich hätte sie die Verabredung mit ihm absagen sollen. Warum hatte sie es nicht getan?
Vielleicht, weil Sullivan das von ihr erwartete. Und vielleicht auch, damit er nicht dachte, sie würde die Beziehung mit ihm zu ernst nehmen. Damit er keine Angst bekam, sie erwarte mehr von ihm, als er ihr zu geben bereit war.
Es gab jedoch noch einen Grund, warum sie mit Anthony ausgehen wollte. Abgesehen von dem Fiasko mit Milt Preston hatte sie noch nie in ihrem Leben eine richtige Verabredung gehabt. Abendessen, Rosen, Champagner – das alles kannte sie nur aus Filmen und Büchern.
„Lissa!“, rief ihre Mutter vom Wohnzimmer herauf. „Anthony ist hier!“
Nach einem letzten Blick in den Spiegel ging Lissa nach unten. Sie hatte sich für das schwarze Kleid entschieden, das sie bei der Party getragen hatte, und nicht für eines der Kleider, die Jared ihr gekauft hatte. Sie sah gut aus, elegant, und ein bisschen sittsam. Jedenfalls nicht wie eine Frau, die insgeheim eine heiße Affäre hatte.
Als sie das Wohnzimmer betrat, in dem ihre Mutter mit Anthony auf dem Sofa saß, gähnte sie. Heute musste sie unbedingt früh schlafen gehen.
„Tut mir leid, dass du warten musstest“, sagte sie zu Anthony.
„Macht doch nichts“, versicherte er und stand mit einem charmanten Lächeln auf. „Du siehst hübsch aus.“
„Danke.“
Sein Blick ging weit über das normale Interesse hinaus. Das fiel jetzt auch ihr auf. In dem Punkt hatte Sullivan recht, nicht aber, was Anthonys Charakter anging. Er war ein netter Mann, wenn auch wahrscheinlich zu alt für sie. Außerdem sah er nicht schlecht aus.
Wer weiß, was sich daraus entwickeln mochte. Das war doch schließlich der Grund, warum Männer und Frauen miteinander ausgingen – um einander besser kennenzulernen.
Lissa wandte sich an ihre Mutter. Ob Donna wohl merkte, dass dieses Treffen heute nicht beruflicher Art war?
Donna lächelte dem alten Freund der Familie unbefangen zu. „Hoffentlich genießt ihr das Essen. Lissa hat sich dermaßen auf den neuen Wein konzentriert, dass sie sich keine Zeit mehr für sich selbst genommen hat.“
Ihre Mutter schob die Ringe unter den Augen also auf viel Arbeit und nicht auf Sex bis zum Morgengrauen. Gut.
„Wollen wir gehen?“, fragte Anthony.
„Viel Spaß!“, sagte ihre Mutter und kam zur Tür mit.
„Den haben wir bestimmt, Donna“, versprach Anthony und führte Lissa aus dem Haus und zu seinem Wagen. „Was sagen deine Eltern dazu, dass wir miteinander ausgehen?“, fragte er.
Jetzt hatte er es ausgesprochen. Es handelte sich also eindeutig um eine private Verabredung. „Keine Ahnung,
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