Julia Collection Band 28
ihnen.
Zwei Stunden später hatte Roger zwei Filme verschossen, und Gretchen war sichtlich zufrieden. Sullivan hatte sich bewusst zurückgehalten, und die Reporterin war zu seiner Überraschung ganz professionell geblieben – bis jetzt.
Nun steckte Gretchen den Notizblock ein und hakte Sullivan unter. „Wie lange bleiben Sie eigentlich noch hier?“, erkundigte sie sich.
„Vielleicht zwei Tage oder eine Woche, das weiß ich nicht.“ Auch jetzt merkte er Lissa nicht an, ob es ihr gleichgültig war oder ob sie nur so tat.
„Sobald Sie Zeit haben, würde ich Sie gern zum Essen einladen“, bot Gretchen an.
„Gern. Wenn meine Arbeit hier abgeschlossen ist, habe ich Zeit.“ Wieder blickte er zu Lissa, die eine versteinerte Miene machte. Eigentlich hatte er weder Gretchen ermutigen noch Lissa verärgern wollen, doch nun hatte er beides getan. Na wunderbar!
Es hatte Lissa geschockt, dass Gretchen Sullivan tatsächlich zum Essen einlud. Und es hatte sie verletzt, dass er angenommen hatte. Nun kehrten sie zum Büro zurück, und Lissa dachte, dass es höchste Zeit war, mit Sullivan Schluss zu machen. Das alles wurde zu kompliziert.
Sie hatte sich Hals über Kopf in einen Mann verliebt, der sie bald verlassen würde.
Vor dem Büro wandte Lissa sich an Gretchen und Sullivan. „Ich muss jetzt meinen Hund vom Tierarzt abholen.“
„Ich habe alles, was ich brauche“, versicherte Gretchen.
Und nun willst du klarstellen, was du von Sullivan brauchst, dachte Lissa, zeigte jedoch keinerlei Gefühle. Sie betrat das Büro, griff nach der Handtasche, ging aber noch einmal ins Bad, um sich frisch zu machen.
Da fast keine Papierhandtücher mehr da waren, bückte sie sich, um unter der Spüle eine neue Rolle hervorzuholen. Dort lag im Schränkchen auch die Packung, die sie als Frau bald wieder brauchen würde, um …
Bald? Sie erstarrte, während sie nachrechnete.
Sie war überfällig, vielleicht eine, vielleicht auch zwei Wochen. Dabei war es bei ihr sonst stets pünktlich so weit gewesen. Konnte sie etwa schwanger sein? Von Sullivan?
Aber nein, sie hatten Kondome benützt.
Es musste eine andere Erklärung für das Ausbleiben ihrer Periode geben. Zum Beispiel Stress. Ja, genau, sie hatte in letzter Zeit wirklich sehr viel Stress gehabt. Die Präsentation des neuen Weines, das Zusammentreffen mit ihrem leiblichen Vater. Und der erste Sex ihres Lebens.
Ja, das musste es sein. Sie schloss das Schränkchen wieder, um endlich zum Tierarzt zu fahren und bei der Gelegenheit die Apotheke in der Stadt aufzusuchen. Diese Schwangerschaftstests waren angeblich zuverlässig, und ein negatives Ergebnis würde sie äußerst beruhigen. Je früher sie diese Sorge loswurde, desto besser war es.
Sie warf einen Blick aus dem Fenster. Roger wartete am Van, während Gretchen noch mit Sullivan plauderte. Er stand mit dem Rücken zum Büro.
Lissa nutzte die Gelegenheit, um von ihm unbemerkt in ihren Wagen zu steigen. Dabei musste sie die Tränen zurückhalten.
Du wirst zu gefühlsbetont, hielt sie sich vor, während sie losfuhr. Doch wieso zu gefühlsbetont ? Sie hatte sich in einen Mann verliebt, der sich allmählich von ihr zurückzog, und das schmerzte viel mehr, als sie sich hätte träumen lassen.
Was war sie doch dumm! Sie hatte nur die Jungfräulichkeit, nicht aber ihr Herz verlieren wollen.
Und wenn sie nun doch von Sullivan schwanger war? Konnte es eigentlich noch schlimmer kommen?
11. KAPITEL
Eine Stunde später kehrte Lissa mit Barney auf das Weingut zurück. Der Welpe hatte bei ihrem Anblick vor Freude gewinselt. Dadurch fühlte Lissa sich etwas besser. Wenigstens jemand erwiderte ihre Liebe.
Sie stellte den Wagen da ab, wo der Van geparkt hatte, und nahm Barney hoch. Zum Glück waren die Zeitungsleute nicht mehr hier. Lissa hätte nicht länger zusehen können, wie Gretchen sich Sullivan an den Hals warf.
Sullivan blickte vom Schreibtisch hoch, als Lissa das Büro betrat, und lächelte bei Barneys Anblick. „Na, wie geht es denn dem kleinen Wildfang?“
„Man merkt ihm nicht mehr an, dass er nur knapp davongekommen ist.“ Sie setzte den strampelnden Hund auf den Boden, und er lief sofort zum Körbchen mit dem Spielzeug.
„Weißt du“, sagte Sullivan, „ich denke, wir haben den Großteil der Arbeit erledigt. Den Rest können wir telefonisch oder per E-Mail abstimmen.“
Lissa brauchte keine hellseherische Begabung, um ihn zu durchschauen. Er wollte mit ihr Schluss machen, ganz kühl und lässig. Nun gut, das
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