Julia Collection Band 50 - Ebook
erreicht hatte, lehnte sie sich gegen die geschlossene Tür. Scham und Selbstverachtung erdrückten sie fast.
Was um alles in der Welt war nur mit ihr los? Warum hatte sie sich nicht gewehrt? Sie hätte ihn schlagen, treten oder beißen können! Stattdessen war sie wie angewurzelt stehen geblieben und hatte sich küssen lassen, bis ihr fast die Sinne schwanden.
Willa stöhnte und schlang die Arme um die Taille, als ob sie Bauchweh hätte. Du lieber Himmel, sie hatte ihm sanft wie ein Lamm alles durchgehen lassen. Schlimmer noch, sie hatte seinen Kuss sogar genossen, sich ganz diesem Ansturm von Gefühlen hingegeben und Zeit und Raum total vergessen. Verzweifelt legte sie die Hände vor das Gesicht. Oh nein, sie hatte sich benommen wie ein liebeskranker Teenager.
Das Demütigendste aber war, dass dieser Kuss Zach überhaupt nicht beeindruckt hatte. Er hatte so fest wie ein Fels in der Brandung da gestanden, und sein Gesicht war noch nicht einmal gerötet gewesen. Er hatte arrogant und gelassen wie immer gewirkt. Oh nein. Was für eine Schande. Sie würde am liebsten sterben.
Kaum hatte Willa den Stall verlassen, ließ sich Zach mit weichen Knien auf einen Strohballen fallen. Dieser Kuss hatte eine Warnung für Willa werden sollen, doch der Schuss war nach hinten losgegangen. Er hatte das Gefühl, von einem Viehtransporter überfahren worden zu sein. Benommen stützte er die Ellbogen auf die Knie und legte den Kopf in die Hände. „Oh, verdammt“, fluchte er und schwor sich, diese Frau niemals mehr anzufassen. Sein Körper allerdings hatte ganz andere Wünsche.
5. KAPITEL
Willa hatte sich noch nie mehr vor etwas gefürchtet, als vor dem Moment, wenn sie Zach wieder begegnen würde, aber als sie am nächsten Morgen die Küche betrat, schaute er kaum in ihre Richtung. Während des Frühstücks gab er wie immer nur die Anweisungen für den Tag und redete dann mit den anderen über das Wetter, das sich in den nächsten Tagen ändern sollte. Nach einer Weile wurde ihr klar, dass er diesen aufregenden Kuss bereits abgehakt hatte, so als wäre er nie passiert. Willa wusste nicht, ob sie erleichtert oder beleidigt sein sollte. Auf jeden Fall machte sie sein Desinteresse wütend.
Und die Erinnerung an seine Warnung kam noch hinzu. Oh ja, er spielte mit Feuer. Falls er glaubte, ihr Zusammentreffen hätte ihr Angst eingejagt und sie würde ab jetzt bedingungslos seinen Befehlen gehorchen, dann irrte er sich gewaltig.
Er hatte sie überrascht, das war alles. Nur deswegen hatte sie so dumm reagiert. So wahr sie Willa Simmons hieß, das würde nie mehr passieren.
Aber zuerst einmal brauchte sie Abstand, und als Zach fragte, wer von den Anwesenden bereit wäre, nach Bozeman zu fahren, um den bestellten Traktormotor abzuholen, meldete sie sich sofort. Sie brauchte fast den ganzen Tag dafür, und als sie am Spätnachmittag nach Hause kam, ging sie sofort in den Stall, um Zaumzeug zu holen, und hinaus zu Bertha. Da sie wusste, dass sie heute nicht mit den Männern ausreiten würde, hatte sie das Tier bereits am Morgen nach draußen gelassen.
Tyrone hatte sie kaum erblickt, als er auch schon zu ihr hinübergerannt kam. „Was machst du?“
Willa warf dem Jungen einen Seitenblick zu und ging weiter. Außer zu den Essenzeiten war es ihr bisher gelungen, den Kindern aus dem Weg zu gehen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie mit ihnen umgehen sollte, und fühlte sich in ihrer Nähe nicht wohl. „Ich werde mein Pferd satteln und ein wenig ausreiten.“
Tyrone kletterte auf den Holzzaun und schaute sich die gut dreißig Pferde an, die sich auf der Weide befanden. „Welches ist deins?“
„Die schwarze Stute mit dem weißen Fleck auf der Stirn.“ Willa öffnete das Gatter und trat ein.
„Was ist eine Stute?“
„Ein weibliches Pferd.“
„Mann, wie kriegst du sie überhaupt? Onkel J.T. rennt fast eine Stunde lang hinter seinem Pferd her, bis er es endlich bekommt.“
„Tja, weißt du, ich bin nicht dein Onkel.“ Sie steckte zwei Finger in den Mund und pfiff laut. Die schwarze Stute kam sofort zu ihr.
„Hey, cool! Wie machst du das?“
„Sie ist mein Pferd. Ich habe sie trainiert.“ Willa streichelte Berthas Hals und legte ihr dann das Zaumzeug an.
Der Junge lief neben ihr her, als sie Bertha von der Weide holte. Willa hielt den Blick geradeaus gerichtet und tat so, als würde sie die Anwesenheit des Jungen gar nicht wahrnehmen, doch Tyrone war kein Kind, das sich so leicht ignorieren ließ.
„Wirst du mir zeigen,
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