Julia Collection Band 50 - Ebook
Erzengel. Er hatte eine besondere Ausstrahlung.“ Kate verzog den Mund. „Und er wusste, wie er sie einsetzen musste. Bereits einige Wochen nach seiner Ankunft in dieser Stadt war auch der letzte Minenarbeiter davon überzeugt, dass Bob Sweet über Wasser laufen könnte. Ich gebe zu, dass es mir am Anfang ebenso erging. Aber ich wurde schnell eines Besseren belehrt. Doch für die guten Leute von Gold Fever war der Pastor immer noch ein Heiliger und Gottgesandter, und jeder, der etwas anderes behauptete, war in ihren Augen ein Ketzer.“
„Es gab noch andere, die genau wie du dachten.“
Kate warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. „Nur einen.“
„Lass mich raten. Es war Zach, nicht wahr?“
„Ja, Zach arbeitete damals auf einer Ranch in der Nähe von Ridgeway.“
J.T. schluckte nervös. Ridgeway war nur eine Autostunde von Gold Fever entfernt. „Eine Ranch? Du meinst, er war ein Cowboy?“
„So was Ähnliches. Schon als Zach noch ein kleiner Junge war, wollte er bereits Rancher werden. Er ist seinen Träumen treu geblieben und hat dann später Agrar- und Betriebswirtschaft studiert. Ich glaube, Dad war ein wenig enttäuscht, dass ihn die Mine nicht interessierte. Aber er verstand ihn und unterstützte seine Entscheidung. Sobald Zach sein Diplom gemacht hatte, begann er auf der Double L als Assistent des Ranchmanagers zu arbeiten. Als unser Vater bei dem Minenunglück ums Leben kam, hat Zach sich sechs Monate von seiner Arbeit beurlauben lassen, um meiner Mutter in ihrer Trauer beizustehen und ihr bei dem Start der Alpenrose zu helfen. Ich hatte gerade das College beendet und suchte nach einem Job, aber Mom ging es nach Vaters Tod so schlecht, dass ich blieb und ihr half. Unsere erste Touristensaison verlief ganz gut. Und als wir im Herbst das Hotel schlossen, ging Zach wieder zur Double L zurück, kam allerdings fast jedes Wochenende zu Besuch. Im folgenden Januar beehrte Reverend Sweet Gold Fever. Die Stadt hat eine Kirche, doch da der Ort so abgelegen ist und die Einwohnerzahl rückgängig war, hatten wir seit einigen Jahren keinen Pastor mehr. Ich nehme an, dass die Menschen hier richtig ausgehungert nach geistlicher Führung waren. Bei seiner ersten Predigt war die Kirche überfüllt, und so blieb es auch danach.“ Kate fixierte J.T. „Zach hatte Bob Sweet vom ersten Moment an durchschaut. Er versuchte meiner Mutter und anderen zu verstehen zu geben, dass dieser Mann ein Scharlatan und Betrüger wäre, aber das machte die Menschen nur wütend, und Zach wurde dadurch zum Außenseiter abgestempelt. Es war, als ob Bob alle verhext hätte.“ Sie senkte den Blick wieder und drehte den Becher in ihren Händen. „Als er begann meiner Mutter den Hof zu machen, war Zach außer sich vor Wut. Er versuchte Mom auf allen möglichen Wegen beizubringen, was für ein Mann dieser Reverend war, aber sie hatte sich ihn in verliebt – zumindest glaubte sie das – und nichts, was Zach sagte oder tat, konnte ihre Meinung ändern. In dieser Zeit haben sie schrecklich viel gestritten.“
Kate zuckte die Schultern. „Mom war eine intelligente, gebildete Frau, aber sie war damals seit fast zwei Jahren Witwe gewesen. Sie und mein Dad hatten sich bereits auf dem College ineinander verliebt und eine Woche nach der Abschlussprüfung geheiratet. Durch den Tod meines Vaters war sie das erste Mal in ihrem Leben allein. Sie muss sehr einsam gewesen sein, und wahrscheinlich hatte sie auch Angst davor, das erste Mal in ihrem Leben allein Verantwortung tragen zu müssen. Bobs Aufmerksamkeit schmeichelte ihr natürlich. Hinzu kam, dass jeder in der Stadt ihr erzählte, was für ein Glück sie hätte, das Interesse solch eines wundervollen Mannes gewonnen zu haben.“
Kate stieß einen verächtlichen Laut aus. „Was ihn tatsächlich interessiert hatte, war unser Haus. Er hat wahrscheinlich geglaubt, sich eine reiche Witwe geangelt zu haben. Sicher dachte er, Mom führte das Hotel nur, damit sie eine Beschäftigung hatte. Wie dem auch sei, Bob und Mom waren bald verheiratet.“
Für einen Moment schien es so, als ob Kate sich in ihren Erinnerungen verloren hätte, aber ihr grimmiger Gesichtsausdruck verriet, dass es keine sehr angenehmen waren.
Sie schwieg lange, doch gerade als J.T. etwas sagen wollte, lachte sie humorlos auf. „Stell dir vor, wie aufgebracht Bob war, als er entdeckte, dass der Gewinn, den die Alpenrose abwarf, das einzige Geld war, das Mom besaß. Er war so wütend, dass er sich bestimmt hätte scheiden
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