Julia Collection Band 51
verschwunden gewesen wäre. Er hatte in ihrer Wohnung angerufen, aber niemand hatte den Hörer abgenommen. Er musste hier noch ein paar Unterlagen bearbeiten, dann würde er um ein Gespräch mit Rex bitten – etwas, vor dem ihm grauste –, und dann würde er sie suchen. Er musste sie einfach finden und ihr klarmachen, wie falsch er gehandelt hatte.
„Wissen Sie, Mike, Sie haben es gut, dass Sie da unten im Postraum arbeiten.“
Mike hielt kurz mit dem Sortieren der Post inne und sah auf. „So? Tatsächlich?“
„Wenn man seine Karriere über alles stellt, gerät man leicht in Gefahr zu glauben, dass diese Karriere wichtiger sei als gute Freunde. Wichtiger ist als eine gute Frau.“
„Ach, gehen Sie nicht so hart mit sich ins Gericht. Wenn ich Ihnen etwas sagen darf – als Postler hat man bei Frauen überhaupt keine Chance.“
„Sie meinen Sophia? Sie sind immer noch an ihr interessiert, nicht wahr?“
„Ist das so offensichtlich?“
„Ja.“
„Aber leider ist sie auf der Suche nach einem Mann, der in der obersten Etage sitzt, der eine eigene Sekretärin hat und ein ganzes Paket Firmenaktien im Rücken.“ Mike rollte den Wagen hinaus. „Ohne diese Qualitäten hat ein Mann bei Sophia keine Chancen.“
Sam widmete sich wieder seinen Unterlagen, unterzeichnete Briefe, tätigte Anrufe. Dann richtete er sich die Krawatte, zog sein Jackett über und ging den Korridor entlang zu Rex’ Büro. Er brauchte sich nicht anzumelden, er war schon oft zu dieser frühen Stunde zu Rex’ Büro gegangen, wenn etwas Geschäftliches zu besprechen war. Oder auch nur, um bei einer Tasse Kaffee die Ergebnisse des Basketballspiels vom Vortag zu kommentieren.
„Sollten Sie nicht auf Hochzeitsreise sein?“ Mildred schaute von der Ablage auf, als Sam in das Vorzimmer trat.
„Kann ich mit Rex sprechen?“
„Er kommt heute erst etwas später. Aber setzen Sie sich doch.“
Mildred sortierte weiter Unterlagen und pfiff eine leise Melodie vor sich hin, während sie Papiere abheftete.
„Eine wunderbare Hochzeit, nicht wahr?“ Sie schloss die Schublade und setzte sich an ihren Schreibtisch. „Auch wenn es nach Eigenlob riecht, aber die Planung und vor allem die Schmetterlinge waren einfach einzigartig. Meinen Sie nicht auch?“
„Sie haben wundervolle Arbeit geleistet, Mildred“, stimmte Sam nüchtern zu. „Ja, die Schmetterlinge waren wirklich einzigartig.“
„Und diese Hochzeitstorte!“ Mildred schien Sams Befangenheit nicht zu bemerken. „Ich habe so gesündigt, dass ich ein paar zusätzliche Stunden auf meinem Hometrainer werde verbringen müssen. Und erst der Champagner! Ich glaube, dem habe ich etwas zu viel zugesprochen. Ehrlich gesagt habe ich heute Morgen leichte Kopfschmerzen.“ Sie betrachtete Sam kritisch. „Sie sehen heute aber auch nicht gerade sehr gut aus.“
Es kostete ihn Mühe, ihrem forschenden Blick standzuhalten. „Es ist nichts, wovon ich mich nicht wieder erholen werde.“
„Trotzdem … es war eine ganz wundervolle Hochzeit. Und dann nach einer so langen Verlobungszeit. Rex sagte mir noch, wie zufrieden er sei, dass Sie schon so lange verlobt seien. Nur an den Namen Ihrer Braut konnte er sich nicht erinnern. Aber niemand hätte vermutet, dass Patricia und Sie … Sie beide haben es ja so lange geheim gehalten. Ja, wenn man einander schon so lange versprochen ist, dann ist die Hochzeit wirklich der Gipfel des Glücks, nicht wahr?“
Sam nickte. Wann würde sie endlich ihren Wortschwall unterbrechen, damit er erfahren konnte, wann genau Rex ins Büro kommen würde?
Mildred nahm ihre Brille ab und beugte sich ein wenig vor. „Oder waren Sie und Patricia vielleicht gar nicht so lange verlobt?“
Um Sams Mundwinkel zuckte es. Er schluckte.
„Ich habe zufällig ein Gespräch der Mädchen in der Kantine mitgehört, in dem Patricia sich beklagte, dass Sie sie nie wahrnehmen würden.“ Mildred setzte die Brille wieder auf und sah ihn über den Rand hinweg an. „Dass sie ihren Mut zusammennehmen und Ihnen sagen würde, was sie für Sie empfindet. Das war kurz bevor Rex Sie bat, ihm Ihre Verlobte auf seiner Abschiedsfeier vorzustellen. Also, wie sieht es nun aus, Sam? War es eine lange Verlobungszeit mit der krönenden Hochzeit oder doch ein eher kurzfristig gefallener Entschluss?“
Sam schloss die Augen und atmete erst einmal tief durch. „Seit wann kennen Sie die Wahrheit?“
„Von Anfang an.“
„Aber wie?“
„Patricia trug den gleichen Verlobungsring, mit dem
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