Julia Collection Band 51
Melissa Stanhope letzten Monat im Phoenix Life – Magazin abgebildet war. Sie muss sehr stolz darauf gewesen sein, denn sie hielt die Hand praktisch direkt in die Kamera. Sie haben vergessen, Sam, dass ich Klatsch liebe. Auch wenn ich durchaus ein Geheimnis für mich behalten kann.“
„Da wir von Geheimnissen sprechen … Was ist mit Rex?“
Mildred lächelte fein. „Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß.“
Sam stöhnte leise. „Ich muss es ihm sagen.“
„Das würde ich Ihnen nicht raten.“
„Warum nicht?“
„Weil ich denke, dass Sie Rex erst Erklärungen abgeben sollten, wenn Sie sich selbst über die Wahrheit bewusst geworden sind.“
„Die Wahrheit ist, dass ich Patricia geheiratet habe, weil ich Rex nicht enttäuschen wollte und er nicht denken sollte, ich wäre nicht gefestigt genug für die Position, die ich innehabe.“
„Ja, ich nehme an, das sind einige der Gründe.“
„Und die Wahrheit ist auch, dass sie mich geheiratet hat, weil sie mich liebt und alles für mich tun würde … während sie gleichzeitig darauf hoffte, ich würde mich in sie verlieben.“
Mildred nickte weise. „Ja, stimmt.“
„Also, wo habe ich dann etwas ausgelassen?“
„Sam, Sie haben ausgelassen, dass Sie Patricia lieben.“
„Nein. Mildred, Sie sind eine sehr nette Frau. Und sehr klug. Aber da liegen Sie falsch. Patricia liebt mich. Das beruhte nie auf Gegenseitigkeit.“
Mildred verdrehte die Augen und stöhnte auf. „Himmel, Sam! Ich bin vielleicht nicht mehr die Jüngste, aber mein Verstand und meine Augen funktionieren noch. Sam, überdenken Sie die ganze Sache noch einmal. Gehen Sie in sich, horchen Sie in sich hinein. Und tun Sie es schnell. Mehr als drei Minuten haben Sie nicht dafür.“
„Warum so eilig?“
„Weil Patricia heute Morgen ihre schriftliche Kündigung bei mir eingereicht hat. Noch liegt dieser Brief in meiner Unterlagenmappe unter der Rubrik: Erst dann Rex vorlegen, wenn’s sich nicht mehr vermeiden lässt .“
„Wo ist sie jetzt?“ Sam war aufgesprungen und schon zur Tür hinaus.
„Sie und ihre Mutter nehmen den nächsten Flug nach Paris“, rief Mildred hinter ihm her. „Sie will das Land verlassen. Für immer.“
15. KAPITEL
Auf seiner Terrasse sitzen und den Sonnenuntergang betrachten. Am Red River angeln. Basketball spielen im Scottsdale Club. Klettern im Canyon. Sein Job, der sein Leben war, und Rex II.
Diese Dinge würde er am meisten an Phoenix vermissen. Aber er musste die Stadt verlassen. Er hatte ihr genug angetan, sie sollte nicht auch noch ihre Stadt aufgeben müssen. Das war das einzig Richtige, was er jetzt noch tun konnte.
Sam trat das Gaspedal herunter, ohne auf das Tempolimit zu achten. Er hoffte darauf, dass Patricia in ihrer Wohnung war, um zu packen. All die Dinge und kleinen Schätze, mit denen sie die Erinnerungen ihres Lebens verband.
Aber was sollte er tun, wenn sie nicht mehr da war?
Er würde Patricia vermissen, wenn er aus Phoenix wegzog. Sie und ihre erschreckend korrekten grauen Kostüme. Es würde ihm fehlen, ihre kleine Gesten zu sehen – wie sie, selbst in den ernsthaftesten Diskussionen, immer wieder Haarsträhnen hinter die Ohren steckte, in dem erfolglosen Versuch, ihr Gesicht von der Lockenpracht freizuhalten. Ihr Lachen würde ihm fehlen. Dass sie über seine Witze lachte, selbst über die schlechten. Vielleicht gerade über die schlechten, weil sie wusste, dass ihm bewusst war, wie schlecht sie waren. Er würde es vermissen, wie sie beim Basketballspiel für jemanden einsprang und sich völlig verausgabte, um in der Männermannschaft mitzuhalten. Und die Gespräche würde er vermissen, nach dem Spiel in der leeren Halle, über Gott und die Welt – beide verschwitzt und müde, aber keiner von ihnen wollte dann in die Umkleideräume und unter die Dusche, weil das das unweigerliche Ende des gemeinsamen Abends bedeutete.
„Mildred hat recht“, sagte er plötzlich laut in den Wagenfond hinein. „Ich liebe sie.“
Sam Wainwright liebte eine Frau. Es war schockierend. Angsterregend. Eine Katastrophe.
Sein Magen drehte sich. Genau wie damals, nach dem Tode seiner Mutter, als die Verwandten seiner Mutter ihn aus Pflichtgefühl aufgenommen hatten und ihm klar geworden war, dass er für sie nur eine Last war, ein weiteres hungriges Maul, das sie nun stopfen mussten.
Doch nach dieser Panikattacke überkam ihn plötzlich ein alles erfüllendes Gefühl von Ruhe und Ausgeglichenheit.
Alles, was er von jetzt an tun würde,
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