Julia Collection Band 51
ersten Moment überlegte Rachel, ob sie nicht besser die Flucht ergreifen sollte, aber nach einem kurzen Zögern meinte sie ausweichend: „Da gibt es nichts zu erzählen.“ Ihr Blick fiel auf einen großen Pappmaché-Storch, der in einer Ecke des Zimmers stand. „Wer hat den denn gemacht? Der ist ja wirklich ganz toll!“
Cindy ließ sich nicht beirren. „So leicht kannst du nicht ablenken. Rachel, du erwartest doch nicht ernsthaft von uns, dass wir dir glauben? ‚Da gibt es nichts zu erzählen‘.“ Cindy ahmte Rachels Tonfall nach. „Pah!“
„Genau!“, mischte Molly sich jetzt ein. „Immerhin ist das der Mann, den du vor zwei Jahren heiraten wolltest.“
„Der Mann, der dir nie wieder aus dem Kopf gegangen ist“, fügte Sophia hinzu.
„Der Mann, dem kein anderer das Wasser reichen kann“, setzte Patricia noch obenauf.
War es denn wirklich für alle so offensichtlich? „Kommt schon“, Rachel lächelte ihre Freundinnen schief an, „ich dachte, das sollte eine Baby-Party werden, kein Verhör über mein Liebesleben.“
„Aha!“, rief Olivia triumphierend aus. „Sie gibt also zu, dass sie ein Liebesleben hat!“
Rachel seufzte. „Ehrlich, Olivia, seitdem du dein Anwaltsexamen gemacht hast, benimmst du dich wie ein Privatdetektiv aus einem drittklassigen Film.“
Olivia steckte die Bemerkung ungerührt weg und grinste. „Du brauchst uns ja nur die Wahrheit zu erzählen, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Dann lassen wir dich in Ruhe.“ Sie faltete die Hände über ihren gewölbten Bauch. „Also, sehen wir uns zuerst die Fakten an: Hat er dich geküsst?“
Es hatte keinen Zweck. Ihr hochrotes Gesicht hatte sie schon verraten, das zeigten ihr die feixenden Mienen ihrer Freundinnen. Also konnte sie es auch zugeben. „Ja. Aber das heißt nicht, dass mehr daraus werden wird.“
„Das ist deine Meinung“, erwiderte Olivia.
„Ja, kein Rauch ohne Feuer“, hakte Cindy sofort nach.
„Mädels“, Rachel stützte die Ellbogen auf den Tisch, „in diesem Fall muss ich euch leider enttäuschen. Nick hat so schlechte Kindheitserinnerungen, dass er nie heiraten wird.“
„Aber offensichtlich hat er doch sehr starke Gefühle für dich“, stellte Sophia fest.
„Das heißt aber nicht, dass er seine Einstellung zur Ehe ändern wird“, widersprach Rachel.
Patricia runzelte die Stirn. „Und was willst du jetzt machen? Es wird sehr schwierig sein, unter diesen Umständen mit ihm zu arbeiten.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß das aus eigener Erfahrung.“
Rachel lächelte ihre Freundin mitfühlend an. Patricia hatte sich Hals über Kopf in ihren Chef, Sam, verliebt, kaum dass sie über die Schwelle der Bürotür getreten war. Und Rachel hatte Patricia leiden sehen, weil es ganz danach aussah, dass Sam eine andere Frau heiraten wollte.
Jetzt holte sie tief Luft. „Ich denke, ich werde mich versetzen lassen.“
Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, redeten alle Freundinnen gleichzeitig erschrocken drauflos.
„Das kannst du nicht machen!“ – „Aber wir werden dich vermissen!“ – „Du hast versprochen, bei meiner Hochzeit Brautjungfer zu sein!“
Rachel seufzte ratlos. „Was bleibt mir denn anderes übrig?“
Molly schaute plötzlich nachdenklich drein. „Du musst nur seine Einstellung zur Ehe ändern.“
Rachel wandte sich konsterniert zu ihr. „Oh, wenn das alles ist …“
„Nein wirklich, das ist die Idee“, ließ sich Sophia jetzt hören. „Sieh dich doch mal um. Cindy, Olivia und Molly hatten alle mehr oder weniger die Hoffnung aufgegeben, und jetzt … alles in Butter.“ Sophia lächelte wissend. „Und ich werde Rex III. heiraten, das habe ich mir fest vorgenommen. Auch wenn ich ihn noch nicht kenne. Seine Assistentin bin ich ja schon.“
„Ja“, mischte sich Patricia ein. „Gestern habe ich herausgefunden, dass Sam seine Hochzeitspläne aufgegeben hat, und jetzt werde ich endlich den ersten Schritt machen.“ Sie sah die erstaunten Gesichter ihrer Freundinnen und senkte die Stimme. „Ich werde ihn verführen“, sagte sie entschlossen.
Aufgeregt und erfreut plapperten die Freundinnen auf Patricia ein, beglückwünschten sie zu dem Entschluss, gaben ihr Tipps, machten Vorschläge.
Rachel schaute in die Runde und hörte still zu. Sie wünschte sich, sie wäre so mutig und draufgängerisch wie Sophia, wünschte sich, sie wäre so entschlossen wie Patricia. Als sich die Aufregung ein wenig gelegt hatte, fragte sie zögernd: „Und was schlagt
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