Julia Collection Band 51
Zucker?
Sie antwortete nicht gleich. Es kostete sie Mühe, sich daran zu erinnern, dass sie zu dieser späten Zeit eigentlich nie Kaffee trank.
Mit ihren Gedanken war sie meilenweit weg. Sie sog tief den Duft des Hauses ein, Sams Duft, und träumte.
Sie würde den Mann, den sie liebte, bekommen. Der Zeitpunkt war endlich da, sie hatte eine ganze Woche zur Verfügung.
Ach was! Gab es eine bessere Gelegenheit als heute Abend?
7. KAPITEL
„Sam, ich liebe dich“, murmelte sie.
Ein raues Stöhnen entfuhr seiner Kehle.
Glühende Erregung verlangte ihr Recht … Sinnestaumel … Eine endlose Liebesnacht bis in die frühen Morgenstunden …
Er roch so gut, nach dem Duft von Leidenschaft und Ekstase und – Kaffee?
Patricia schnupperte mit geschlossenen Augen und reckte sich ausgiebig unter den seidenen Laken, die ihre bloßen Beine streichelten.
So gut habe ich lange nicht mehr geschlafen, dachte sie zufrieden. Sie öffnete die Augen – und setzte sich mit einem Ruck kerzengerade auf.
Lieber Himmel! Was hatte sie getan?
Sie sah sich gehetzt um. Sie lag auf einem großen Bett. Morgenlicht schien durch die hellen Vorhänge an den Fenstern und tauchte das Schlafzimmer in einen warmen Schein. In einer Ecke des Raumes stand eine geschnitzte Kommode, eine handgewebte Indianerdecke lag über einem Schaukelstuhl, Sportpokale und – medaillen waren sorgfältig auf einem Regal an der Wand arrangiert.
Das war offensichtlich Sams Schlafzimmer. Was hatte sie nur getan?
Sie erinnerte sich genau an den gestrigen Abend, bis zu dem Zeitpunkt, da sie sich auf das Sofa gesetzt und darauf gewartet hatte, dass Sam den Kaffee bringen würde. Aber wie war sie in dieses Bett gekommen? Mit ihm oder ohne ihn?
Das Kleid, das Gascon gestern für sie ausgesucht hatte, hatte sich bis zu ihrer Taille hochgeschoben und war völlig zerknittert. Aber immerhin beruhigte es sie ungemein, dass sie es überhaupt noch trug.
Sie war komplett angezogen.
Mit dieser Erkenntnis stellte sich gleichzeitig auch die Enttäuschung ein. Also war nichts, aber auch gar nichts passiert.
Aber da war dieser Traum. Natürlich träumte sie oft von ihm, Träume, die sie natürlich nie jemandem erzählen würde. Aber irgendwie schien es ihr, dass der Traum der letzten Nacht anders gewesen war.
Lebendiger. Greifbarer. Realistischer.
War es tatsächlich passiert? Wenn dem so war, dann wusste er es jetzt. Alles.
Und was hielt er dann nun von ihr? Glaubte er, dass sie eine alternde Jungfer mit Torschlusspanik war? Oder noch schlimmer: Hielt er sie für so unschuldig, dass er auf gar keinen Fall etwas mit ihr zu tun haben wollte?
Ich muss aus diesem Haus raus und gründlich und in Ruhe nachdenken, dachte sie. Sie stand auf und zerrte ihr Kleid über die Hüften hinunter. Dann suchte sie nach ihren Schuhen, ihrer Handtasche, ihren Schlüsseln.
Sie ging zur Kommode, zum Regal, zum Schaukelstuhl, sie schlug sogar die Decken zurück und kniete sich auf den Boden, um unters Bett zu schauen. Nichts.
„Hast du gefunden, was du suchst?“
Sie wirbelte herum und starrte Sam an. In Shorts und T-Shirt stand er in der Tür, mit einer Tasse Kaffee für sie in der Hand. Der Kaffee roch verführerisch, er würde ihr helfen, wach zu werden. Es war dringend nötig, dass sie wach wurde. Hellwach!
Denn wie sonst sollte sie ihn fragen, ob … ob … Und falls ja, dann wie?
„Wie …“ Sie räusperte sich. „Wie fühlst du dich heute Morgen?“
„Großartig. Herrlich ausgeruht.“ Sam strahlte. „Es war mir gar nicht bewusst, wie angespannt ich die letzte Woche über wegen dieser Sache mit Rex gewesen war. Aber jetzt ist die Anspannung wie weggeblasen. Mir geht’s hervorragend. Und dir? Wie geht es dir?“
Patricia starrte ihn entsetzt an. „Anspannung? Wie weggeblasen? Letzte Nacht war für dich also nicht mehr als Entspannung?“
„Ja, ich hatte es dringend nötig“, stimmte er zufrieden zu. „So gut habe ich mich seit Wochen nicht mehr gefühlt.“
„Also war es eine rein körperliche Notwendigkeit?“
„Klar.“ Sam leckte sich über die Lippen. „Was sollte es denn sonst gewesen sein?“
„Ist das denn alles, was es dir bedeutet? Hast du denn nie … denkst du nie irgendwie ernster darüber nach?“
Sam dachte wirklich nach. „Doch, natürlich. Ich brauche ein gutes Kissen, sonst geht es nicht.“
„Ich denke, ich sollte jetzt gehen“, meinte Patricia eingeschnappt. „Ich glaubte dich besser zu kennen, Sam.“
„Aber du kennst mich doch gut.
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