Julia Collection Band 51
tun.“
„Und das darauffolgende Wochenende?“
Das war immer noch zu knapp. „Vielleicht wäre es besser, wenn du mit deinem Besuch noch ein wenig wartest. Vielleicht, wenn der Herbst sich anmeldet, dann ist es auch nicht mehr so heiß hier.“
„Aha. Dieser neue Freund hält dich also mehr in Atem, als du zugeben willst.“
„Nein, Mom, er hält mich keineswegs in Atem, wie du es nennst“, empörte sich Patricia.
Ihre Mutter lachte. „Ist schon in Ordnung, Schatz. Schließlich bin ich deine Mutter. Ich freue mich für dich. Weißt du was? Ich werde dich in ein paar Tagen noch mal anrufen. Dann kannst du dir in Ruhe überlegen, wann mein Besuch für dich am gelegensten kommt. Bis dahin – au revoir! Und – nur zu! Wie sagt man heute? Volle Kraft voraus!“
Patricia legte den Hörer auf die Gabel zurück. „Ich gehöre nicht zu der Sorte Leute, die Volle Kraft voraus als ihr Lebensmotto betrachten“, sagte sie laut in die leere Wohnung hinein.
Ihr Blick fiel auf das Abendkleid, das über einem Sessel ausgebreitet lag. Oh doch, das bist du, sagte eine kleine Stimme in ihrem Hinterkopf. Vor allem, wenn es um Sam geht. Alles, was sie jetzt brauchte, war nur ein bisschen Durchhaltevermögen. Schließlich war sie auf seinen Vorschlag eingegangen, auch wenn dieser Vorschlag von seiner Seite aus einer geschäftlichen Notwendigkeit heraus entstanden war.
Sie streckte die Schultern, nahm das Kleid und ihren Aktenkoffer und ging in ihr Schlafzimmer. Ihr blieben sechs Stunden, um sich in die schönste und begehrenswerteste Frau zu verwandeln, die Sam je gesehen hatte.
Denn da war etwas gewesen, als sie sich geküsst hatten. Etwas ganz Besonderes. Ein Funke. Vielleicht hatte nur sie das gespürt, weil sie noch Jungfrau und deshalb empfindsamer für solche Dinge war. Aber wenn da wirklich dieser Funke gewesen war, dann konnte er doch sicherlich ein Feuer entfachen?
Sollte das nicht möglich sein und sollte Sam sie mit einem kameradschaftlichen „Danke“ und einem flüchtigen Kuss auf die Wange abfinden und die Verlobung auflösen, so konnte sie sich wenigstens sagen, dass sie alles versucht hatte, um den Mann, den sie liebte, für sich zu gewinnen.
8. KAPITEL
Während er die Manschetten seines Hemdes zurechtzog, ertappte sich Sam dabei, dass er leise eine romantische Melodie vor sich hinpfiff.
„Sam Wainwright, bleib gefälligst vernünftig“, sagte er zu sich selbst. „Das hier ist rein geschäftlich. Geschäftlich, verstehst du?“
Auf der Kommode lag seine Liste. Er machte sich immer eine Liste, wenn er auf eine Firmenparty ging. Selbst nach fünfzehn Jahren war er immer noch nicht sicher, ob er sich auch an alle Namen und Gesichter erinnern würde und mit wem er ein nettes Wort zu wechseln und wen er als neuen Mitarbeiter vorzustellen hatte.
Heute Abend standen folgende Punkte auf der Liste:
1. Dem Vizepräsidenten aus Texas gratulieren, dass das Erholungszentrum in Dallas zwei Monate vor dem vorgesehenen Datum eröffnen konnte.
2. Lucas Hunter aus der Rechtsabteilung und seiner Frau Olivia zu dem kommenden Nachwuchs gratulieren.
3. Kyle Prentice aus der Entwicklungsabteilung mit dem Manager aus Key West zusammenbringen. Die Tochterfirma in Key West braucht Unterstützung von der Entwicklungsabteilung.
4. Sophia Shepherd zu ihrer neuen Stellung als Assistentin von Rex III gratulieren. (Kennt sie ihn schon?) Sie offiziell Mike aus der Postabteilung vorstellen.
Bei Punkt vier auf der Liste runzelte Sam die Stirn. Dann erinnerte er sich daran, dass der junge Mann, der zweimal am Tag die Post im Haus verteilte, ihm gegenüber einmal erwähnt hatte, wie nett er Sophia finde, dass sie sich aber eher zurückhaltend gebe.
Normalerweise standen auf der Liste immer nur Punkte, die direkt mit der Firma zu tun hatten und der Firma auf irgendeine Weise Nutzen brachten. Als Amor betätigte sich Sam sonst keineswegs. Aber dieser Mike schien ein wirklich netter junger Mann zu sein, und Sam wollte ihm gern ein wenig helfen.
„Warum mache ich so etwas überhaupt?“, fragte Sam laut in den leeren Raum hinein. „Ich sollte mich darauf konzentrieren, an die Firma zu denken.“
Und genau deswegen – für die Firma nämlich – hatte er ja heute Abend auch seine wichtigste Aufgabe vor sich: Rex Patricia als seine Verlobte vorstellen.
Dieser Punkt war so wichtig, war von so existenzieller Bedeutung für seine Zukunft, dass er das Blatt Papier nahm und es zerknüllte. Sein Job bedeutete ihm alles. Viel
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