Julia Collection Band 51
Tisch zu decken und zwei Gläser mit frisch gepresstem Orangensaft zu füllen.
„Auf heute Abend“, prostete Sam ihr zu. „Auf die Abschiedsparty. Du ahnst nicht, wie dankbar ich dir bin. Was immer ich für dich tun kann, lass es mich wissen.“
„Sam, darauf bin ich nicht aus.“
„Das weiß ich. Aber gibt es denn nicht irgendetwas, wie ich es bei dir gutmachen kann?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, nichts.“
„Wirklich nichts?“
„Nun, da wäre vielleicht …“
„Sprich es aus, und es gehört dir.“
„Ich hätte gern eines deiner Hemden, denn in diesem Kleid fühle ich mich nicht wirklich angezogen. Gascons Vorstellung, wie lang so ein Kleid zu sein hat, ist nicht gerade sehr schicklich.“
„Patricia, mein Schatz, wo warst du denn?“
Ihre Mutter stellte die Frage ohne Einleitung, als Patricia den Telefonhörer abhob. „Ich versuche seit Ewigkeiten, dich anzurufen.“
„Tut mir leid, Mutter, ich bin gerade erst nach Hause gekommen.“
„Es ist ein Uhr mittags.“ Patricias Mutter hörte sich nicht im mindesten schockiert an. „Ich hoffe, du hattest eine Menge Spaß. Hast du bei einer Freundin übernachtet oder bei einem Freund?“, wollte sie wissen.
„Bei einem Freund, aber ich habe dort nur geschlafen.“
„Schade. Du solltest nach Paris umziehen, Kind. Wirklich. Die französischen Männer sind viel interessanter und lange nicht so langweilig wie die amerikanischen.“
„Mutter, darum geht es doch gar nicht.“ Während sie mit ihrer Mutter sprach, überprüfte Patricia ihren Anrufbeantworter. Die Pariser Telefonnummer ihrer Mutter tauchte vierundzwanzigmal auf der Anzeige auf.
Zuerst hatten sie schnell ein passendes Kleid für den Abend besorgt, dann hatte Sam sie zu ihrem Wagen gebracht, der vor Gascons Laden parkte. Zum Abschied hatte er ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange gedrückt. Für einen romantischen Kuss bestand kein Anlass, schließlich hatten sie schon „geübt“. Und das kameradschaftliche Winken oder Schulterklopfen war auch unpassend geworden, zumal ihr Verhältnis zueinander plötzlich eine andere, ja verschwörerische Bedeutung angenommen hatte.
Ihre Beziehung würde nie wieder die gleiche sein. Konnte sie unter den Umständen gar nicht. Aber intimer würde sie auch nicht werden, nicht, wenn Sam in ihr nur eine Freundin sah.
Ich werde bei Barrington kündigen und Phoenix verlassen müssen, wenn das alles vorbei ist, wurde Patricia plötzlich schmerzlich klar. Wenn sie bliebe, würde sie das nie durchstehen können. Es wäre zu erniedrigend. Und eines Tages mit ansehen zu müssen, wie eine andere Frau Mrs Wainwright wurde, würde sie nicht überleben.
Es sei denn, dass ihm wie durch ein Wunder die Augen geöffnet wurden und er erkennen würde, was sie in Wahrheit für ihn fühlte. Und wenn er dann – noch ein Wunder! –, für sie ebensolche Gefühle empfinden sollte. Wenn sie ihm klarmachen konnte, dass sie genau die richtige Mrs Wainwright für ihn war.
„Patricia, hörst du mir überhaupt zu?“, riss die indignierte Stimme ihrer Mutter sie aus ihren Gedanken.
„Entschuldige, Mom. Was sagtest du?“
„Ich sagte, dass ich so oft versucht habe, dich anzurufen, weil ich mir überlegt habe, dich an einem Wochenende zu besuchen. Ich war davon ausgegangen, dass du freitagabends um sieben zu Hause bist – selbst wenn der Rest der Welt dann ausgeht, um sich zu amüsieren.“
„Mom!“
„Und dann rief ich um acht Uhr an, und dann um zehn … Weißt du, Patricia, du hast so viele Fähigkeiten, du sprichst mehrere Sprachen und bist mit mir und deinem Vater um die halbe Welt gereist und hast alle möglichen Kulturen und Menschen kennengelernt, da sollte man doch annehmen, dass dein gesellschaftliches Leben ein wenig aufregender sein könnte. Aber dass du gestern Abend nicht zu Hause warst, bedeutet hoffentlich, dass du endlich etwas abenteuerlustiger wirst.“
„An welches Wochenende hattest du denn gedacht?“ Den lehrmeisterhaften Kommentar ihrer Mutter ignorierte sie.
„Ich hatte das nächste Wochenende eingeplant. Hast du da schon etwas vor?“
Patricia schluckte. „Nein, eigentlich nicht.“ Aber Rex würde erst während der übernächsten Woche auf seine Weltreise gehen. Was bedeutete, dass sie immer noch Sams Verlobte spielen musste. Und ihre Mutter dabei in der Nähe zu haben, würde es nicht unbedingt einfacher machen. „Oh Mom, besser nicht“, redetet sie sich heraus. „Im Moment haben wir wahnsinnig viel im Büro zu
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