Julia Collection Band 51
deutete auf Olivias enorm gewölbten Leib. „Für wann ist denn der Geburtstermin ausgerechnet?“
Olivia ging nur zu gern auf das Thema ein und beschrieb jedes kleinste Detail. Als die Frauen gemeinsam den Waschraum verließen, war Patricia so von Olivias Schilderungen gefesselt, dass sie fast vergaß, dass ihr eigenes Leben im Moment ein einziges Lügengespinst war.
„Würden Sie sich vielleicht ein wenig um Sam und Rex kümmern?“ Mildred hakte sich bei Patricia unter. „Rex mag Sam wirklich sehr und ist auch sehr stolz darauf, ihn eingestellt zu haben. Er ist so glücklich, dass Sam jetzt endlich auch in seinem Privatleben zur Ruhe kommt. Sie werden ihm eine wunderbare Frau sein. Sam verdient alles Glück der Welt. Und Ihnen wünsche ich das gleiche.“
Bis jetzt hatte Patricia noch nie eine so persönliche Bemerkung von Rex’ rechter Hand gehört, und plötzlich dachte sie auch an den Menschen Mildred Van Hess. „Mildred, was werden Sie machen, wenn Rex sich zur Ruhe setzt?“
„Ich bekomme eine sehr großzügige Rente“, antwortete Mildred. „Wahrscheinlich werde ich mir ein Hobby zulegen. Vielleicht Briefmarkensammeln. Oder ich werde mich ganz meinem Garten widmen.“
Sie führte Patricia zu den beiden Männern, die in ein angeregtes Gespräch vertieft waren. Patricias Puls ging schneller. Sie war davon ausgegangen, dass die Vorstellung zu Beginn der Party der einzige Kontakt mit Rex bleiben würde. Doch jetzt …
„Ah, Patricia, ich bin froh, dass du wieder zurück bist.“ Seine Miene wirkte angespannt, und seine Stimme klang unnatürlich heiter. „Rex hat uns gerade ein außerordentlich großzügiges Angebot gemacht.“
„Wirklich?“ Sie bemühte sich, ungezwungen zu bleiben, als Sam ihr einen Kuss auf die Wange hauchte. Dabei flüsterte sie ihm zu: „Was immer es ist, wir werden es überstehen.“
„Ich hoffe, es macht euch nichts aus, wenn ein alter Mann sich einmischt“, hob Rex an, „aber ich sagte gerade zu Sam, dass ich eure Hochzeit auf keinen Fall verpassen möchte, nur weil ich eine Weltreise mache. Auf der anderen Seite will ich mir unbedingt die Chinesische Mauer und die Cheops-Pyramiden ansehen. Natürlich werden die nicht von heute auf morgen verschwinden, aber warum sollte ich das aufschieben, wenn ihr beide euch das Jawort auch jetzt geben könnt?“
„Jetzt?“, wiederholte Patricia atemlos. Plötzliche Panik schien ihr die Kehle zuzuschnüren.
„Nun, nicht in diesem Moment“, lachte Rex gutmütig, „auch wenn es reizvoll sein mag. Ich rede davon, dass es in den nächsten zwei Wochen passieren kann, bevor ich abfahre. Und ich möchte euch mein Haus für die Feier zur Verfügung stellen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie glücklich mich das machen würde. Dann kann ich in dem Bewusstsein auf meine Weltreise gehen, dass meine Angestellten und mein Freund Sam in den besten Händen sind.“
Sam warf Patricia einen verzweifelten Blick zu.
„Das geht nicht“, meinte Patricia schließlich leise. „Wir … äh … Sam wollte immer eine große Hochzeit. Und für eine große Hochzeit benötigt man ausreichend Zeit zum Planen.“
„Mir hat er gerade gesagt, dass Sie diejenige sind, die sich eine große Hochzeit wünscht.“ Rex lachte verständnisvoll. „Aber er würde sich auch mit einer kleinen zufriedengeben. Solange alles seinen geregelten Gang geht.“
„Da gibt es aber noch ein Problem.“ Sam suchte verzweifelt nach einer Ausrede. „Patricias Mutter gehört dem diplomatischen Corps an. Sie ist irgendwo weit entfernt akkreditiert. Sehr unzugängliches Gebiet. In zwei Wochen wird sie wohl kaum einen Flug hierher bekommen können. Wo ist sie doch noch, Liebes?“, wandte er sich an Patricia.
„In Frankreich.“
„Ja, da haben sie wirklich Probleme mit dem Flugverkehr“, bemerkte Mildred trocken.
Sam ließ den Kopf hängen und schaute auf seine Fußspitzen. „Rex, ich sollte Ihnen die Wahrheit sagen. Rex, ich bewundere und achte Sie wie einen Vater. Sie waren der Einzige, der bereit war, mir eine Chance zu geben. Meine ganze Existenz verdanke ich nur Ihnen, ohne Sie hätte ich das Armutsviertel nie hinter mir lassen können.“
„Oh nein, Sam. Sie mit Ihren Fähigkeiten und Ihrem Ehrgeiz hätten es überall geschafft. Manchmal denke ich sogar, die Barrington Corporation hält Sie nur auf. Hält Sie davon ab, noch Größeres zu vollbringen.“
„Rex, ich bin sehr glücklich bei Barrington. Aber vielleicht werden Sie nicht mehr so glücklich
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