Julia Collection Band 55 (German Edition)
er sich, ob er nicht doch, ohne es zu merken, wie sein Vater werden würde. Wieso, zum Beispiel, hatte er sich dieses Haus gekauft?
Vor einem Monat war er eines Nachmittags auf dem Weg zu seiner alten Eigentumswohnung in Kailua-Kona gewesen – eine Wohnung, von der seine Eltern ebenfalls nichts wussten. Er war gerade von der Napoopoo Beach gekommen und hatte die falsche Abzweigung genommen, die in die Hügel führte. Während er auf dem schmalen Weg nach einer Möglichkeit zum Wenden suchte, hatte das dichte Gebüsch auf einmal den Blick auf das schönste Haus freigegeben, das er je gesehen hatte. Gleich am nächsten Tag hatte er sich nach dem Besitzer erkundigt und es nach harten Verhandlungen gekauft.
Jetzt war Craig nicht nur Millionär, sondern auch noch der Besitzer eines prächtigen Hauses. Der Gedanke, wie stolz sein Vater auf ihn sein würde, erschreckte ihn, aber er hätte es zu gern seiner Mutter erzählt. Er fühlte sich ein wenig schuldig, da sie sich wahrscheinlich schon Sorgen um ihn machte.
„Ich weiß, warum du das Abschleifen des Fußbodens hinauszögerst“, bemerkte Ned und trank einen Schluck Bier.
„Weil ich ein alter Zauderer bin?“, fragte Craig.
„Nein, weil du gern jemanden um dich hast, der hier arbeitet. Nach der Renovierung bist du wieder ganz allein.“
„Es macht mir nichts aus, allein zu sein.“
„Ein alter Partylöwe wie du?“, meinte Ned skeptisch und grinste.
„Ich kann dem Alleinsein mittlerweile etwas abgewinnen.“
„Es ist mir schon aufgefallen, dass du bei Partys jetzt früher verschwindest als ich, und ich habe Familie. Aber du kehrst dann nur in dieses stille Haus zurück.“ Ned deutete auf die große Küche und das riesige, unmöblierte Esszimmer. „Du hast gerade mal das Sofa im Wohnzimmer und dieses monströse Bett oben im Schlafzimmer. Du solltest dir eine süße Wahine anlachen, mit der du das alles teilen kannst.“
Craig rieb sich den Nasenrücken. „Ich weiß nicht so recht.“
„Du hast schon lange keine feste Freundin mehr gehabt. Du bist noch nicht mal mehr hinter den Strandhäschen her. Keine Lust mehr auf Sex?“
Wütend blitzte Craig ihn an. „Nein! Was sollen die ganzen Fragen?“
Ned zuckte mit den Schultern. „Ich denke, du bist nicht mehr glücklich. Jedenfalls nicht so, wie du es einmal warst. Du benimmst dich, als ob du nicht wüsstest, was du mit dir anfangen sollst. Früher warst du damit zufrieden, einfach nur herumzuhängen und gar nichts zu tun.“
Craig hasste es, zuzugeben, dass Ned recht hatte. Aber er fühlte sich tatsächlich gelangweilt und nervös. „Da komme ich drüber weg.“
„Ja, aber wie? Willst du wissen, was ich denke?“
„Wie viel muss ich dir zahlen, dass du es mir nicht erzählst?“ Genervt warf er seine Coladose in den Mülleimer.
„Genau genommen hat meine Frau mich darauf gebracht“, fuhr Ned ungerührt fort. „Sie meint, du solltest heiraten, und ich glaube, dass sie da den wunden Punkt erwischt hat.“
Craig, der sich gerade eine neue Cola geöffnet hatte, verschluckte sich fast. „Was?“
„Heiraten. Es wird langsam Zeit, Mann. Wie alt bist du jetzt?“
„Vierunddreißig ist nicht alt.“
„Aber auch nicht mehr vierundzwanzig. Ich würde doch gar nichts sagen, wenn ich sehen würde, dass du dein Leben genießt – so wie früher, als die Mädchen und die Boote dir völlig gereicht haben. Damals warst du wie ein sorgenfreies Kind, aber jetzt bist du älter und auch ein bisschen reifer geworden. Dein altes Leben sagt dir nicht mehr zu, aber du hast keine Ahnung, wie dein neues aussehen könnte. Du erlebst gerade eine Phase der Veränderung.“
Craig stellte nachdenklich die Dose Cola ab. „Vielleicht. Aber wo kommt bei deiner Planung eine Frau für mich her?“
„Nicht meine Planung, Mann. Es geht um dein Leben und deine Pläne. Ich sage dir nur, was mir aufgefallen ist. Dass du dir dieses Haus gekauft hast, zeigt mir, du willst sesshaft werden. Aber willst du hier unbedingt als Einsiedler leben? Das kann ich mir nicht vorstellen – nicht bei dir.“
„Ich lebe doch nicht wie ein Einsiedler. Ich gehe jeden Tag zur Arbeit, ich rede mit meinen Angestellten und muss mich mit den Touristen herumschlagen. Da ist es einfach schön, am Ende eines Tages in mein ruhiges Heim zurückzukehren.“
Ned nickte. „Aber wie ruhig? Möchtest du hier im Zölibat leben, dich wie ein Mönch ins Kloster zurückziehen?“
„Wieso interessierst du dich so für mein Liebesleben?“
„Okay,
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