Julia Collection Band 55 (German Edition)
es etwas anderes, da du täglich mit ihm zusammengearbeitet hast. Und Jake haben wir öfters in Wisconsin besucht. Aber Craig ist schon so lange weg, dass wir ihn doch gar nicht mehr wirklich kennen. Wie sollen wir da wissen, was für Frauen ihm gefallen?“
„Nun, ich habe da eine gute Idee“, erklärte Jasper, ohne auf Beas Einwände einzugehen. „Komm, schau es dir doch wenigstens an.“ Herausfordernd wies er auf den Stickrahmen.
Bea stieß einen Seufzer aus und blickte auf den Rahmen. „Penelope? Die einzige Penelope, die wir kennen, ist die, die das Handarbeitsgeschäft besitzt.“
„Genau.“
Bea schüttelte nur den Kopf. „Sie ist ja sehr nett, Jasper. Aber sie ist nun wirklich kein Baywatch-Typ.“
2. KAPITEL
Penelope Grey stand auf einer Leiter und hängte ein Werbeplakat an die Wand. Sie veranstaltete den jährlichen Verkauf „Weihnachten im Juli“, bei dem sie in ihrem Handarbeitsgeschäft eine Woche lang antike und neue Stickrahmen zu Sonderpreisen anbot. Kunststickerei war ein zeitaufwendiges Hobby, sodass die meisten ihrer Kunden jetzt mit der Arbeit beginnen mussten, wenn sie im Dezember etwas vorweisen wollten.
„Aua!“ Sie hatte sich an einer Reißzwecke gestochen, aber es war nur eine oberflächliche Verletzung. Penelope war an diesem Tag nicht in bester Stimmung. Ihre Werbeaktion erinnerte sie immer daran, wie niedergeschlagen sie sich an Feiertagen fühlte. Wie so viele Leute in der heutigen Zeit hatte sie keine große Familie mehr, mit der sie sich treffen konnte.
Nachdem sie das letzte Plakat aufgehängt hatte, entfuhr ihr ein Seufzer. Sie stellte die Leiter in die Ecke und setzte sich an den großen Tisch, an dem sie auch ihre wöchentlichen Stickkurse gab.
Ein Wagen, der nun vor ihrem Geschäft hielt, erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie erkannte den schwarzen Mercedes ihres besten Kunden, Jasper Derring. Penelope fühlte sich immer ein wenig geehrt, wenn der berühmte Kaufhausbesitzer ihren Handarbeitsladen betrat. Er war ausnehmend freundlich, wenn auch etwas exzentrisch.
Für einen so mächtigen Mann war er erstaunlich klein, aber seine dunklen Augen glühten vor Energie. Sein Haar war weiß, und wie immer trug er einen gut geschneiderten Anzug.
Es überraschte sie, ihn schon so früh am Morgen zu sehen, denn normalerweise kam er erst gegen Nachmittag. Jasper ging um den Wagen herum und öffnete seiner Frau die Beifahrertür. Bea war eine feingliedrige, schlanke Frau und genauso groß wie ihr Mann. Als Penelope sah, dass Bea ihr langes Haar ebenso zusammengebunden hatte wie sie, musste sie lächeln. Offensichtlich bevorzugte sie den gleichen Stil wie die Millionärsgattin.
Bea war eine alte Stammkundin, aber seit einigen Jahren kam auch Jasper regelmäßig. Er war in erster Linie an festlichen Stickmustern, besonders für Hochzeiten, interessiert.
Penelope ging zu der gläsernen Eingangstür und hielt sie dem Paar auf.
Als Jasper die Wagentür schloss, klopfte sein Herz ganz wild, denn endlich konnte er damit beginnen, seinen Plan in die Tat umzusetzen.
„Willst du das wirklich tun?“, fragte Bea leise.
„Natürlich.“
„Ich ahne Schreckliches.“
„Unsinn. Du musst diese negativen Gedanken zurückdrängen.“
„Ich bin zu praktisch für positives Denken“, bemerkte Bea. „Ich weiß ja, dass ich dich nicht davon abhalten kann, die arme Penelope einzuspannen, aber warum muss ich dabei sein?“
„Sie mag dich“, erklärte Jasper. „Es wird ihr leichter fallen, mein Angebot anzunehmen, wenn du dabei bist. Außerdem kannst du Craig viel besser schreiben, als es mir möglich wäre.“ Er sah Penelope in der Tür stehen. „Da ist sie ja. Halt dich nur an meine Vorgabe und denk glückliche Gedanken. Wir machen das Richtige.“
Bea blickte ihn von der Seite an. „Kannst du mir das hoch und heilig versprechen?“
Jasper fasste sie bei der Hand und ging mit ihr zur Ladentür. „Guten Morgen, Penelope!“
„Hi, Jasper“, erwiderte Penelope. „Sie sind heute aber früh dran! Hallo, Bea. Wollen Sie sich anschauen, was ich für meine Verkaufsaktion vorbereitet habe?“
„Das auch. Wir erwarten ein weiteres Enkelkind“, erklärte Jasper voller Stolz. „Da brauche ich ein zusätzliches Weihnachtsgeschenk. Bea soll mir bei der Auswahl helfen.“
„Ich hätte hier an der Wand einige neue Stücke, und dort hinten sind noch welche im Regal.“
„Ich schau mich schon mal um“, sagte Bea, um schnell wegzukommen.
„Wie geht das Geschäft?“, fragte
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