Julia Collection Band 55 (German Edition)
Jasper.
„Ziemlich gut“, erwiderte Penelope. „Ich denke, ich werde genug Geld zusammenbekommen, um Weihnachten meine Mutter in Florida zu besuchen.“
„Wie schön. Sie wird sich bestimmt freuen. Aber wie sieht es mit Sommerurlaub aus?“ Jasper fiel auf, dass sie abgespannt aussah.
Penelope war eine hübsche, schlanke junge Frau, die sich eher unauffällig anzog und offenbar weder Make-up noch Schmuck etwas abgewinnen konnte. Normalerweise trug sie ihr langes braunes Haar offen, sodass es ihr über die Schulter fiel, aber heute hatte sie es wegen der Sommerhitze im Nacken zusammengenommen. Sie war zurückhaltend und bescheiden, und Jasper hatte stets gespürt, dass sie nicht viel Selbstwertgefühl hatte. Penelope war ein aufrichtiger Mensch, was in der heutigen Zeit selten geworden war. Sie erinnerte ihn an Bea, als er sie vor Jahrzehnten zum ersten Mal getroffen hatte.
„Worüber lachen Sie denn?“, fragte er überrascht.
„Ich habe seit sechs Jahren keinen Urlaub mehr gemacht. Nicht, seit ich dieses Geschäft eröffnet habe. Ich konnte es mir nie leisten, den Laden so lange zu schließen.“
„Sie sehen auch ein wenig erschöpft aus“, sagte Jasper in einem väterlichen Tonfall. „Vielleicht brauchen Sie tatsächlich Urlaub. Sie haben sechs Tage die Woche geöffnet, da müssen Sie doch überarbeitet sein. Eine kleine Luftveränderung würde Ihnen sicher guttun.“
„Das ist wohl richtig. Aber da ich Weihnachten zu meiner Mutter möchte, bleibt mir kein Geld für einen außerplanmäßigen Urlaub. Flugreisen und Hotels sind einfach zu teuer für mich. Und wenn ich in Chicago bleibe, kann ich auch gleich arbeiten.“
Jasper rieb sein Kinn und tat nachdenklich. „Wenn Sie reisen könnten, wohin Sie wollten, wohin würden Sie dann fahren?“
Penelope sah sich unbestimmt um. „Herrje, ich weiß nicht … vielleicht nach Norwegen. Ich würde gern einmal die Fjorde sehen.“
„Wie wäre es mit Hawaii?“
„Hawaii? Na ja, dort ist es bestimmt auch schön. Ich war noch nie da. Genau genommen war ich noch nirgendwo. Meine Eltern hatten nie genug Geld, um in Urlaub zu fahren.“
„Mir gehört eine Eigentumswohnung am Strand von Kona auf Big Island, in der Nähe von Kailua-Kona, der nächstgrößeren Stadt. Ich habe das Apartment vor ein paar Jahren gekauft, um dort Urlaub zu machen, aber Bea wollte bislang nicht hin.“
Bea kam aus dem hinteren Raum zurück. „Ich habe Flugangst, außerdem wird mir beim Reisen leicht übel.“
Penelope nickte verständnisvoll. „Das kenne ich. Damit hatte ich früher auch Probleme.“
Na wunderbar, dachte Jasper düster. Wieso hatte Bea ausgerechnet dieses Thema anschneiden müssen? Jetzt würde Penelope bestimmt nicht mehr fliegen wollen.
„Aber wissen Sie, was ich dann herausgefunden habe?“, fuhr Penelope fort. „Letzte Weihnachten erzählte mir meine Mutter von einer Freundin, die diese Symptome mit einem Armband überwunden hat. Ich habe mir gleich eines in der Apotheke gekauft und es bei verschiedenen Gelegenheiten ausprobiert, sogar im Flugzeug. Und was soll ich Ihnen sagen, es funktioniert!“
Jasper schaute sie verblüfft an. „Tatsächlich?“
„Mit Armbändern?“, fragte Bea nach. „Wie soll das gehen?“
„Es sind elastische Bänder mit zwei Knubbeln an der Innenseite. Sie wirken wie Akupressur, und man fühlt sich einfach gut dabei.“
Bea war sehr erstaunt. „Davon habe ich noch nie gehört.“
„Das hatte ich früher auch nicht. Es muss noch sehr neu sein, aber es funktioniert.“
„Ich sollte mir auch welche besorgen und eine lange Autofahrt mit Jasper unternehmen. Am besten über eine holprige Landstraße, dann werde ich ja sehen, ob es auch bei mir klappt.“
„Wir halten nachher an der Apotheke“, erklärte Jasper. Vielleicht konnte er Bea ja dazu bewegen, mit ihm nach Hawaii zu fliegen, um zu sehen, ob sein Plan funktionierte. Er wollte sie unbedingt dabeihaben, auch wenn sie fortwährend mit ihm schimpfen würde.
„Also zurück zu Hawaii“, fuhr er fort. „Es wäre mir ein Vergnügen, Ihnen unsere Ferienwohnung zu überlassen, Penelope – selbstverständlich kostenlos.“
Nun war es an Penelope, ihn verblüfft anzuschauen. „Das kann ich doch nicht annehmen.“
„Warum nicht?“
„Nun …“
„Sie haben schon so viel für mich getan, der Unterricht in Kunststickerei, Ihre Hilfestellung bei den künstlerischen Gesichtspunkten, dass ich es einfach als eine Art Dankeschön betrachte.“
„Aber das tue
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