Julia Collection Band 55 (German Edition)
Sie erwähnten vor Jahren einmal, er sei so etwas wie ein Herumtreiber, der am Strand lebt.“
„Ja, das ist er. Er ist der ansehnlichste Mann der ganzen Familie Derring. Leider hat er überhaupt keinen Ehrgeiz. Eine Schande ist das. Könnten Sie vielleicht einmal nachsehen, wie es ihm geht? Sie können sich bestimmt vorstellen, welche Sorgen Bea sich macht – ich mir übrigens auch. Unser Sohn bietet Schnorchelkurse für Touristen an. Davon lebt er wohl. Er hat ein altes Boot in der Bucht liegen.“
„Aha. Aber was soll ich ihm denn sagen, wenn ich ihn finde?“
„Sie könnten einen Schnorchelkurs bei ihm machen. Er kann das Geld bestimmt brauchen. Vielleicht schaffen Sie es ja, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, um herauszufinden, wie es ihm geht. Ich habe ihm oft angeboten, ihm Geld zu schicken, aber er weigert sich, auch nur einen Cent anzunehmen.“
Penelope knabberte angespannt an ihrem Fingernagel. „Ich würde das wirklich gern tun, Jasper, aber ich schwimme nicht, und Schnorcheln liegt mir bestimmt erst recht nicht. Tut mir leid …“
„Dann mieten Sie nur das Boot für einen Ausflug nach Kona.“
„Jasper“, mischte Bea sich ein. „Vielleicht geht es ihr wie mir, und sie mag keine Boote.“
„Das stimmt tatsächlich“, sagte Penelope.
„Aber Sie besitzen doch jetzt diese Armbänder. Die helfen bestimmt auch gegen Seekrankheit. Und haben Sie nicht mal erzählt, dass Sie mit Ihrer Mutter in Florida Boot gefahren sind.“
„Ja, aber nur, weil sie unbedingt wollte.“ Penelope hielt nachdenklich inne. „Nun, ich könnte ihn ja für eine kurze Rundfahrt anheuern. Oder ihn zum Essen einladen.“
„Wunderbare Idee – und sehr liebenswürdig“, sagte Jasper.
„Soll ich ihm erzählen, dass wir uns kennen?“
„Das überlasse ich Ihnen.“
„Schön. Ich soll also nur nachsehen, ob es ihm gut geht?“
„Ja. Vielleicht erzählt er Ihnen ja auch, wie sein Geschäft läuft und solche Sachen.“
Penelope nickte. „Okay. Das mache ich gern.“ Sie rang sich ein Lächeln ab, aber Jasper bemerkte trotzdem, dass sie besorgt war.
„Er ist ein anständiger junger Mann“, meldete Bea sich nun zu Wort, der Penelopes Unsicherheit ebenfalls nicht entgangen war. „Jasper neigt dazu, ihn in ein unvorteilhaftes Licht zu setzen, weil er mit dem Leben, das er führt, nicht einverstanden ist. Aber Craig ist nicht der Typ, der zudringlich wird. Sie müssen sich also keine Sorgen machen, wenn Sie allein mit ihm auf dem Boot sind. Er bevorzugt lediglich einen einfacheren Lebensstil als wir. Jasper hofft immer, dass er sich noch ändert, aber ich bin schon glücklich, wenn Craig glücklich ist. Dabei weiß ich nicht einmal, ob er genug zu essen hat.“ Sie seufzte auf.
Jasper war sehr zufrieden. Aus genau diesem Grund hatte er Bea unbedingt dabeihaben wollen. Ihre Ausführungen schienen Penelope zu beruhigen.
„Schön. Ich werde nach ihm sehen.“
Jasper fand, dies sei der richtige Zeitpunkt, um sich zu verabschieden, bevor Penelope es sich vielleicht noch einmal anders überlegte. „Hast du schon etwas für Weihnachten gefunden?“, fragte er schnell seine Frau.
„Ich mag diese beiden hier“, antwortete sie und hielt zwei Rahmen hoch. „Aber es ist deine Entscheidung, denn du willst ja sticken.“
Die Motive zeigten einen Weihnachtsbaum und Santa Claus. „Die sehen jeder hübsch aus. Ich nehme sie beide.“
Penelope lächelte. „Aber Sie erwarten doch nur ein weiteres Enkelkind. Oder bekommt Ihre Schwiegertochter am Ende Zwillinge?“
„Nein, nach dem Ultraschallbild ist es nur eins“, erklärte Bea heiter. „Aber ich denke, dass Jasper tatsächlich auf einen weiteren Enkel spekuliert, früher oder später.“ Sie sah ihren Mann an.
Jasper sagte nichts und lachte in sich hinein.
Nachdem Bea und Jasper den Laden verlassen hatten, musste Penelope sich erst einmal hinsetzen. Sie hatte nicht geahnt, wie großzügig Jasper sein konnte. Aber vielleicht machte es ihm als Menschenfreund einfach Freude, anderen Menschen eine wirkliche Freude zu machen.
Dennoch fiel es ihr nach wie vor schwer, dieses großzügige Angebot anzunehmen. Womit hatte sie es verdient? Jasper hatte maßlos übertrieben, als er ihre Verdienste bezüglich seiner Stickerei hervorhob. Genau genommen hatte Bea es ihm beigebracht. Sie, Penelope, hatte ihm lediglich ein paar Feinheiten gezeigt und ihn bei der Gestaltung und den Farben beraten – was sie für ihre anderen Kunden auch tat.
Aber sie musste sich
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