Julia Collection Band 55 (German Edition)
eingestehen, dass sie wirklich urlaubsreif war. Ihr Leben verlief immer im gleichen, langweiligen Trott, und ein solches Glück wie nun hatte man selten. Wieso sollte sie diese Möglichkeit ungenutzt verstreichen lassen? Erst im letzten Jahr hatte eine ihrer Freundinnen eine Reise nach Europa gewonnen, und sie hatte sie beneidet. Nun war sie die Glückliche.
Lediglich das Treffen mit Craig bereitete ihr ein gewisses Unbehagen. So, wie Jasper immer von ihm gesprochen hatte, schien er niemand zu sein, den man gern treffen würde.
Craigs Beschreibung hatte sie stets an ihren nichtsnutzigen Vater erinnert. Auch dieser war gut aussehend und charmant gewesen, hatte es aber in keinem Job länger als sechs Monate aushalten können. Es war immer das Gleiche gewesen. Sobald eine Arbeit ihn gelangweilt hatte, war er einfach nicht mehr hingegangen, bis ihm gekündigt wurde.
Es war ihre Mutter gewesen, die die Familie zusammengehalten hatte. Als sie ein Teenager gewesen war, hatte ihr Vater die kleine Familie dann verlassen und war zu einer anderen Frau gezogen. Penelope hatte ihn erst vor einigen Jahren wiedergesehen, bevor er kurz darauf, einsam und verschuldet, starb.
Wenig später war ihre Mutter wegen des Klimas nach Florida gezogen, und Penelope hatte ihr Handarbeitsgeschäft eröffnet.
Ihre Mutter hatte sich in Florida gut eingelebt. Mehrere verwitwete Rentner umwarben sie, aber sie hatte eine neue Hochzeit nie in Betracht gezogen. Penelope konnte ihre Mutter gut verstehen. Sie hatte sich selbst schon überlegt, ob sie nicht für immer Single bleiben sollte. Doch tief im Innern wünschte sie sich, glücklich verheiratet zu sein, wenn es so etwas überhaupt gab.
Das Leben mit ihrem Vater war immer unsicher gewesen, obgleich sie sich auch an gute Momente erinnerte, in denen er ihr gesagt hatte, dass sie das hübscheste kleine Mädchen auf der ganzen Welt sei. Aber schöne Worte waren billig, und die Familie hatte niemals genug Geld für Kleidung und Schulbücher gehabt. Nicht einmal zu Weihnachten oder Geburtstagen gab es Geschenke. Diese frühen Erfahrungen mit dem damals wichtigsten Mann in ihrem Leben hatten Penelope geprägt. Es wäre ihr später nie in den Sinn gekommen, sich mit einem Mann zu verabreden, den sie für verantwortungslos hielt. Auch ihre Mutter hatte ihr stets eingebläut, ihre Fehler nicht zu wiederholen.
Unglücklicherweise ließen die ernsthaften und zuverlässigen Männer, mit denen sie sich traf, sie kalt. Wie ihre Mutter hatte Penelope eine Schwäche für charmante Draufgänger. Korrekte Beamtentypen entsprachen so gar nicht ihrer Vorstellung von einem Traummann. Sie war jetzt fast neunundzwanzig und fand es langsam an der Zeit, zu heiraten, auch wenn sie sich dazu von ihrem heimlichen Idealbild verabschieden musste.
Penelope hatte schon die Befürchtung, als alte Jungfer zu enden, da ihre romantische Ader und ihre frühen schlechten Erfahrungen sich gegenseitig ewig im Weg stehen würden. Sie stellte sich vor, wie ihr Leben in Zukunft immer grauer und ereignisloser werden würde.
Ja, sie brauchte dringend Urlaub. Hawaii war genau das, was der Arzt ihr verordnet hätte. Dass sie dabei Craig Derring treffen musste, war nur eine kleine Unannehmlichkeit. Eine kurze Bootsfahrt mit einem Herumtreiber war ein geringer Preis für einen wundervollen Urlaub.
3. KAPITEL
Zwei Wochen später flog Penelope nach Oahu und von dort aus weiter nach Big Island, Hawaii. Dort wartete auch schon ihr Leihwagen auf sie, ein Cabrio, das Jasper ihr besorgt hatte. Die malerische Stadt Kailua-Konas war voller geschäftiger Touristen. Penelope hielt sich an Jaspers Beschreibung, und schon bald fuhr sie durch ein blühendes, tropisches Paradies. Das Haus mit der Ferienwohnung lag direkt am Ozean.
Sie parkte auf dem reservierten Parkplatz, der mit zur Wohnung gehörte, die im obersten Stockwerk lag. Innen war es stickig und dunkel, da die Vorhänge zugezogen waren. Sie öffnete sie, und es bot sich ihr ein atemberaubender Blick auf das Meer und den felsigen Strand. Die Sonne strahlte, und einige Palmen wiegten sich im Wind. Penelope trat hinaus auf den Balkon in die herrlich frische Luft. Ein kleiner Tisch und zwei Liegestühle sowie ein bequemer Sessel luden zum Sonnenbaden ein. Penelope konnte sich ohne Schwierigkeiten vorstellen, ihre zwei Wochen Urlaub nur auf diesem Balkon zu verbringen.
Sie nahm nun die Wohnung in Augenschein. Das Wohnzimmer war komfortabel möbliert, im Schlafzimmer stand ein riesengroßes
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