Julia Collection Band 55 (German Edition)
plötzlich hoffnungslos verwickelt zu sein. Immerhin hatten sie noch eine gemeinsame Woche vor sich, und es bestand ja die Möglichkeit, dass ihre Leidenschaft danach verraucht war. Sie konnte auch versuchen, ihn nach dieser Woche einfach aus ihrem Gedächtnis zu verbannen. Ebenso gut kannst du versuchen, die Sonne am Aufgehen zu hindern, dachte sie bitter. Nein, sie würde Craig niemals vergessen können.
Einige Augenblicke später kam er angezogen herein. Sollte sie gehofft haben, dass er ihren Gefühlsausbruch schon vergessen hatte, so hatte sie sich offenbar geirrt, denn er schaute sie besorgt an.
Er setzte sich aufs Bett. „Mir ist vorhin etwas eingefallen. Setz dich bitte.“
Worum ging es? Als sie sich neben ihn setzte, schlug ihr das Herz bis zum Hals.
„Vorhin im Garten haben wir vergessen, ein Kondom zu benutzen.“ Er ließ die Worte eine Weile im Raum stehen. „Möglicherweise bist du …“
„Oh nein! Daran habe ich überhaupt nicht gedacht. Wie gesagt, es hat mich einfach mitgerissen.“
„Alles mein Fehler. Ich habe dich dazu getrieben, und dann konnte ich nicht mehr klar denken. Also, wenn du schwanger geworden sein solltest, musst du dir keine Sorgen machen. Ich werde mich darum kümmern, dass es dir an nichts mangeln wird.“
Es dauerte einen Moment, bis die Worte in ihr Bewusstsein gedrungen waren. Er würde sich darum kümmern? Wie denn? Sie blickte ihn fragend an. „Wie meinst du das?“ Plötzlich kam ihr ein unangenehmer Gedanke. „Ich werde bestimmt nicht abtreiben, wenn du das im Sinn haben solltest.“
Sichtlich erschrocken erwiderte er: „Nein, daran habe ich überhaupt nicht gedacht. Ich meinte nur, ich würde dich und das Kind unterstützen.“
„Womit denn? Du kannst dich doch kaum selbst ernähren.“
Er schien mit sich zu kämpfen, woraus sie sich keinen Reim machen konnte.
„Ich finde schon einen Weg.“ Es klang, als ob er sich selbst Mut machen wollte. „Ich möchte nur, dass du dir keine Sorgen machst. Und wenn wir Glück haben, bist du ja auch gar nicht schwanger geworden.“
„Hoffentlich.“ Sie rechnete kurz nach. „Ich denke, wir dürften sicher sein. Es ist eher so, dass meine Regel bald bevorsteht. Das könnte auch meinen Gefühlsausbruch von vorhin erklären. Die Hormone verstehst du?“ Sie war froh, dass ihr diese Erklärung noch eingefallen war.
Er hörte ihr gespannt zu und wirkte für einen Moment sogar erleichtert. „Verstehe – soweit ein Mann das, was in einer Frau vorgeht, überhaupt verstehen kann.“ Er zwinkerte ihr zu. „Es ist schon komisch, aber ich glaube, ich kann mich mit dir besser unterhalten als mit jeder anderen Frau, die ich je gekannt habe. Allein, dass wir darüber reden konnten, ist doch erstaunlich.“ Nachdenklich rieb er sein Kinn.
„Ist noch irgendetwas?“
„Nein. Wollen wir in der Stadt zu Abend essen?“
„Klingt gut. Ich muss nur noch meine Haare föhnen.“
Auf dem Weg in die Stadt war Craig ungewöhnlich wortkarg. Seine Gedanken kreisten um das, was geschehen war. Die letzte Woche mit Penelope war ein reines Vergnügen gewesen, aber seit diesem Nachmittag war die Stimmung ernst geworden. Die Möglichkeit einer Schwangerschaft war etwas Ernsthaftes. Wie hatten sie nur vergessen können, ein Kondom zu benutzen? Er war doch sonst so wachsam. Was wäre, wenn sie von ihm schwanger geworden war?
Er hätte erwartet, starr vor Angst zu sein vor dieser ungewollten Verantwortung, aber er war nur ein wenig beunruhigt – sogar etwas aufgeregt. Lag es vielleicht daran, dass seine beiden jüngeren Brüder ihn durch ihre Vaterschaft in puncto Lebenserfahrung überholt hatten? Nein, seine Hauptsorge galt ausschließlich Penelope. Das verwunderte ihn. Ebenso, wie es ihn gewundert hatte, dass ihre Liebeserklärung ihm die Tränen in die Augen getrieben hatten. Das war ihm noch bei keiner Frau passiert.
Penelope und er kamen schon fast zu gut miteinander aus, konnten sich problemlos über alles unterhalten. Sonst hatte er immer eine gewisse Distanz zu den Frauen gewahrt. Nähe war für ihn lediglich beim Sex entstanden. Bei Penelope war es anders. Schon bevor sie überhaupt Sex miteinander gehabt hatten, hatte er eine merkwürdige Verbundenheit mit ihr festgestellt. Diese Tatsache hatte etwas Beängstigendes.
„Wo wollen wir essen?“, fragte sie ein wenig scharf.
Erst jetzt merkte Craig, dass er völlig in seinen Gedanken versunken gewesen war. „Das ist mir egal.“ Er rang sich ein Lächeln ab. „Wollen wir
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