Julia Collection Band 55 (German Edition)
konnte kaum glauben, was er sah.
„Was ist denn?“
„Diese Frau sieht wie meine Mutter aus. Himmel, es sind Mom und Dad! Ich erkenne ihn an seinem Kinn und seinen Händen.“
„Wirklich?“ Penelope sah sich das Paar genauer an. „Stimmt, sie sind ähnlich klein wie deine Eltern. Und von ihrem Haar her könnte es durchaus deine Mutter sein.“ Sie sah Craig fragend an. „Aber warum sollten sie ausgerechnet nach Hawaii kommen?“
„Um Nachforschungen anzustellen.“
„Sie haben uns offenbar noch nicht gesehen. Komm, wir begrüßen sie.“
„Nein!“ Craig warf seine Serviette auf den Tisch. „Wir gehen!“
„Aber warum denn?“
„Komm einfach mit mir mit und sieh nicht in ihre Richtung.“
Sein Verhalten beunruhigte Penelope, aber sie stellte keine Fragen. Craig entschuldigte sich kurz bei dem Besitzer, und schon verließen sie das Lokal und liefen zu seinem Porsche.
„Was ist denn los?“, fragte Penelope. „Warum können wir nicht einmal Hallo sagen? Ich weiß ja, dass du Probleme mit deinem Vater hast, aber doch nicht mit deiner Mutter.“
„Wenn sie uns noch nicht entdeckt hat, wird sie sich auch nicht grämen.“ Aber Craig war sich sicher, dass seine Mutter sie erkannt hatte.
„Warum tragen sie nur so komische Klamotten?“
„Das ist eine Verkleidung.“ Craig hatte sich entschieden, Penelope aufzuklären. Er war einfach zu wütend, um irgendetwas zu beschönigen. „Jasper spioniert hinter uns her. Und diesmal hat er meine Mutter gezwungen, ihn zu begleiten.“
„Er spioniert uns nach?“ Sie klang, als würde sie gleich laut loslachen.
Craig erkannte, dass er Penelope die Geschichte von Anfang an erzählen musste, sonst würde sie nie begreifen, was in Jaspers Kopf vorging. Die ganze Heimfahrt berichtete er, wie sein Vater es angestellt hatte, dass seine Brüder jeder die Frau seiner Wahl heirateten. Er ließ auch die Hochzeitskissen und die Voodoo-Stickerei nicht aus.
Penelope hörte ihm zweifelnd zu. „Ich habe ihm diese Vorlagen verkauft, genau wie einer Menge anderer Kunden. Daran ist doch nichts Ungewöhnliches. Aber von Voodoo-Stickerei habe ich noch nie etwas gehört.“
„Das ist eine Erfindung meines Vaters. Ich habe keine Ahnung, ob es tatsächlich funktioniert. Ich weiß nur, dass meine Brüder nun mit den Frauen verheiratet sind, die er für sie ausgesucht hat. Und ich wusste, dass ich als Nächster dran bin, und so ist es auch.“
„Was ist wie?“
„Wieso, glaubst du, sind wir ihnen andauernd über den Weg gelaufen? Mein Dad verfolgt uns, um zu sehen, ob sein Plan aufgeht.“
„Welcher Plan?“
„Zähl doch mal eins und eins zusammen“, erwiderte Craig ungeduldig. „Er hat dich dazu gedrängt, deinen Urlaub in seiner Ferienwohnung zu verbringen. Warum hat er sich wohl die Mühe gemacht? Nur, weil er dir etwas Gutes tun wollte? Und warum wollte er unbedingt, dass du dich mit mir triffst?“
Je länger er sprach, desto stiller wurde Penelope. Ganz allmählich begriff sie. Craig war mittlerweile so wütend geworden, dass er keine Worte mehr fand und auch schwieg. Wie entwürdigend, dachte er, während er seinen Wagen auf die kleine Privatstraße lenkte. Es war schwer erträglich, einen Vater zu haben, der sich auf diese Art und Weise in das Leben anderer einmischte – und nicht nur in seines, sondern auch in das von Penelope.
Craig begriff, dass er seinem Vater in die Falle gegangen war, und kam sich jetzt unendlich dumm vor. Er war sehenden Auges ins Messer gelaufen. Penelope hatte ihm doch offen erzählt, wie sie zu diesem Urlaub gekommen war, und er hatte dennoch ein Verhältnis mit ihr begonnen.
Er hatte sich sein ganzes Leben lang nicht von seinem Vater hereinreden lassen, und er würde das auch jetzt nicht hinnehmen! Nichts und niemand würde ihn dazu bewegen, zu heiraten, nicht einmal Penelope.
Während sie stumm neben Craig saß, ging Penelope langsam der ganze Umfang der Intrige auf. Nun konnte sie auch verstehen, warum Bea und Jasper auf Hawaii waren. Aber warum hatte Jasper ausgerechnet sie als Frau für seinen Sohn ausgewählt? Vielleicht stellte der Millionär sich ja vor, sie würde einen positiven Einfluss auf Craig haben.
Plötzlich drängte sich ihr eine viel beunruhigendere Frage auf. Warum hatte Craig ihr erlaubt, in sein Leben zu treten, wenn er von den Plänen seines Vaters gewusst hatte? Er hatte sie so lange mit seinen Liebkosungen verrückt gemacht, bis sie tatsächlich tiefere Gefühle für ihn entwickelt hatte – ein
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