Julia Collection Band 55 (German Edition)
Weatherwax?“
„Ja.“
„Ich habe Ihre Nummer von meinem Vater, Jasper Derring.“
„Oh ja. Dann sind Sie …“
„Jake Derring.“
„Jake. Ihre Eltern haben mir ein Foto von Ihnen gezeigt. Ich bin froh, dass Sie anrufen.“
Ihre Worte überraschten ihn. Sie klang nett und vernünftig. Vielleicht hatte Jasper ja irgendwie Druck auf sie ausgeübt, und sie wollte ihn gar nicht heiraten. Dann konnten sie Jasper vielleicht sein Vorhaben ausreden. „Ich wollte Sie fragen, was Sie von der verrückten Idee meines Vater halten.“
Sie lachte leise. „So habe ich am Anfang auch reagiert. Aber allmählich beginne ich, Gefallen an dem Vorschlag zu finden.“
Das gefiel Jake ganz und gar nicht. „Darf ich Sie fragen, wieso?“
„Aber natürlich. Ich bin froh, dass wir darüber reden können. Ich wollte Jasper schon um Ihre Nummer bitten. Ich glaube, die Idee mit der Heirat gefällt mir deshalb immer besser, weil mein Leben im Moment ein ziemliches Desaster ist. Ich habe mein gesamtes Geld verloren. Oder genauer gesagt, es wurde mir gestohlen.“
„Gestohlen? Das ist ja furchtbar.“
„Mein Verlobter und ich wollten zusammen ein Geschäft aufmachen. Darum haben wir ein gemeinsames Konto eröffnet, und ich habe all meine Ersparnisse eingezahlt. Ein paar Tage später ist er mit dem gesamten Geld verschwunden.“
Jake hatte Mitleid mit ihr. Sie schien keine große Menschenkenntnis zu besitzen. „Sie wollten ihn heiraten?“
„Ja.“ Sie klang etwa wehmütig. „Er sah aus wie Brad Pitt.“
Jake zuckte zusammen. Sie redete wie eine unreife Schülerin. „Sie mögen ja eine solche Heirat wegen Ihrer Probleme in Betracht ziehen. Aber ich sehe nicht wie Brad Pitt oder irgendein anderer Hollywoodstar aus. Ich bin ein langweiliger Collegeprofessor und bin mir nicht sicher, ob ich der Richtige wäre, Sie zu trösten.“
„Ich weiß. Ich habe ein Foto von Ihnen gesehen. Aber Sie klingen gar nicht langweilig. Jasper sagte, Sie seien gerade aus der Antarktis zurückgekehrt. Das klingt ziemlich spannend. Und nebenbei, es wäre ja auch keine echte Ehe. Ihr Dad meinte, sie würde nur ein Jahr dauern. Ich habe mich entschieden, dass ich ohnehin nicht wirklich heiraten will. Ich möchte als Single leben. Es geht also gar nicht darum, mich zu trösten. Wenn ich zustimme, dann nur deshalb, weil die Sache zeitlich begrenzt ist.“
„Ich schätze, die Million besitzt auch einige Überzeugungskraft.“
Für einen kurzen Moment schwiegen beide. „Darüber habe ich schon mit Jasper diskutiert. Am Anfang konnte ich es nicht glauben. Natürlich klingt das fantastisch, besonders, wenn man pleite ist. Doch als ich dann darüber nachgedacht habe, ist mir doch etwas mulmig geworden. Ich hatte Angst, die Million genauso zu verlieren wie meine Ersparnisse. Ich habe Jasper gesagt, mir würden fünfzehntausend Dollar reichen, denn das ist der Betrag, der mir gestohlen wurde. Eine ganze Million ängstigt mich.“
Jake kam sich etwas auf den Schlips getreten vor. Es war zwar unlogisch, aber er fühlte sich ein wenig herabgewürdigt, weil er für sie lediglich fünfzehntausend Dollar wert war. Aber wenigstens wusste er nun, dass sie keine Goldgräberin war.
„Sie würden also ein Jahr Ihres Lebens für fünfzehntausend Dollar hergeben?“
„Nein, so sehe ich das nicht. Wie ich schon sagte, ist mein Leben ein einziger Scherbenhaufen. Ich habe kein Geld. Ich hasse meinen Job. Ich habe gerade eine Katze adoptiert, und mein Vermieter hat Haustiere verboten. Aber im Moment weiß ich noch nicht einmal, ob ich die Miete überhaupt bezahlen kann. Es ist alles so verfahren. Da klingt ein Jahr auf einer Insel doch angenehm.“
Jake zuckte erneut zusammen. Langsam begriff er ihren gesellschaftlichen Hintergrund und wieso sie dieser wahnsinnigen Idee etwas abgewinnen konnte.
„Ich wollte ein kleines Café eröffnen“, fuhr sie fort. „Wegen dieses Geschäftes habe ich das gemeinsame Konto eingerichtet. Das eine Jahr könnte ich sehr gut nutzen, um mich weiterzubilden. Vielleicht mache ich auch ein paar Fernkurse. Ich habe nur einen Highschool-Abschluss, daher muss ich noch viel lernen. Außerdem könnte ich in dieser Zeit eine Menge Rezepte ausprobieren. Daher erscheint mir die Idee mit der Insel immer interessanter. Ich habe ein Jahr lang Zeit, um meine Angelegenheiten zu ordnen und danach werde ich in der Lage sein, mein eigenes Geschäft zu eröffnen.“
„Eventuell werden Sie dazu mehr benötigen als fünfzehntausend
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