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Julia Collection Band 57

Julia Collection Band 57

Titel: Julia Collection Band 57 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bj James
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Farm nicht verändert. Wenn man fehlendes Leben und Lachen nicht mitrechnet, dachte er betrübt, während er abstieg. Als er die Verandatreppe hinaufging, brach eine morsche Stufe unter seinem Gewicht ein und machte Lincoln noch bewusster, dass es über sechs Jahre her war, seit Frannie Stuart hier gelebt hatte und hier gestorben war.
    Wie oft war er als Junge über die westlichen Wiesen gerannt, um der kalten, unfreundlichen Atmosphäre der Plantage zu entfliehen und ein paar Stunden in diesem kleinen Farmhaus voller Liebe und Wärme zu verbringen? Wie oft hatte er seinen besten Freund um dessen wunderbare Mutter beneidet?
    Aber sooft Frannie Stuart die Cade-Jungen, und besonders ihn, Lincoln, auch umarmte, Lucky nahm es nie übel. Denn Leland Stuart, den seine Freunde nur Lucky nannten, hatte ein ebenso großes Herz wie seine Mutter und teilte alles.
    Weil die Haustür nicht abgeschlossen war, ging Lincoln ins Haus, und sofort überfielen ihn Erinnerungen aus Kindertagen. Sie waren so lebhaft, dass er quasi hören konnte, wie Lucky ihn freudig begrüßte, und riechen, wie appetitlich Frannies Kekse dufteten. Sie hatte immer welche für hungrige Jungen vorrätig, die sich wieder einmal vor ihren Aufgaben gedrückt hatten, um zu angeln oder in den Sümpfen Tarzan zu spielen.
    Lincoln blickte sich um. Alles war von Spinnweben und Staub überzogen. Doch alles sah völlig unberührt aus, so, als wären Frannie und Lucky nur kurz weggegangen und würden gleich zurückkommen.
    Auf seinem Rundgang durchs Haus blieb Lincoln an der Tür zum kleinsten Zimmer stehen. Die Trophäen, die Lucky beim Baseball gewonnen hatte, standen immer noch auf dem Regal. Auch eine seiner eigenen. Ebenso ein Blinker, den er gebastelt hatte, und ein Foto von ihm und Diablo in jungen Jahren.
    Lucky wuchs ohne Vater auf, er, Lincoln, ohne Mutter. Das hatte sie vielleicht anfangs zueinander hingezogen. Aber das Band gegenseitiger Zuneigung und gemeinsamer Interessen, das sie zu Freunden machte, war viel stärker.
    Von der Grundschule bis hin zum Studium waren er und Lucky unzertrennlich. Und ein schlichtes Farmhaus auf einem fruchtbaren Stück Land zwischen einem Bach und der Plantage namens Belle Rêve zeugte immer noch von ihrer Freundschaft.
    Wie die Cades waren die Stuarts eine alteingesessene, einflussreiche Familie in der Küstenregion von South Carolina. Und wie bei den Cades war ihr anfänglicher Reichtum längst verloren. Zu der Zeit, als Frannie in die Gesellschaft eingeführt wurde, war den Stuarts kaum mehr als ihr guter Ruf geblieben. Frannie war ihr abenteuerlustiger Liebling, den es in die weite Welt hinauszog. Als sie mit vierzig genug von ihren Abenteuern hatte und nach Belle Terre zurückkehrte, war sie schwanger, mit Lucky.
    Ohne sich von dem Skandal um ihr uneheliches Kind entmutigen zu lassen, ließ sie sich auf der Farm nieder, lebte zurückgezogen und sehr bescheiden, wie Lincoln auch jetzt noch an der kargen Einrichtung ihres Schlafzimmers ablesen konnte. Auch wenn Frannies einziger weiblicher Luxus ihr selbst hergestellter Duft aus Wildrosen war, ihre Fähigkeit zu lieben und ihre Freude am Leben waren immer ungebrochen.
    Sie hatte beides Lucky vererbt. Und während er auf ein Foto in einem angelaufenen Silberrahmen starrte, wurde Lincoln bewusst, dass beides letztendlich auch Frannies kostbarstes Geschenk an ihn war.
    Wehmütig lächelnd setzte Lincoln seinen Rundgang fort.
    Als er wieder auf die Veranda trat, hatten die letzten Sonnenstrahlen den Himmel tief zinnoberrot gefärbt. Eigentlich hatte Lincoln nicht länger bleiben wollen, doch beim Anblick des faszinierenden Farbenspiels setzte er sich automatisch auf die Treppe.
    Hier hatte er immer mit Lucky gesessen, hatte an Tagen wie diesem mit ihm Träume gesponnen. An solchen Tagen waren sie absolut sicher, ewig Freunde zu bleiben, jedes Abenteuer, das die Welt zu bieten hatte, gemeinsam zu erleben.
    „Ja, jedes Abenteuer wurde genau hier geplant.“ Lincoln betrachtete das Foto, das er noch immer in der Hand hielt. „Auch das letzte, das am Ende unsere Freundschaft zerstörte.“
    Müde stand Lincoln auf. Er nahm sich vor, die morsche Treppenstufe zu reparieren, und ging durch den überwucherten Garten zu Diablo hinüber. Er saß auf, zögerte jedoch, weil das wärmende Sonnenlicht fast ganz verschwunden war und das Haus im Schatten versank. Es wirkte so einsam und verlassen.
    Kein Wunder. Frannie Stuart war seit fast sieben Jahren tot. Lucky seit drei Monaten. Er

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